Fr 29. April 2022

10:00-11:00

Faika El-Nagashi  Politikwissenschafterin, Aktivistin, Politikerin

 

Beyond Empowerment. Das Potential solidarischer Bündnispolitik für politische Veränderung

 

© Alexander Jakob / Plattform für eine menschliche Asylpolitik

 

Über 12.000 Menschen nahmen am 16. März 2019 in Wien an der Demo #aufstehn gegen Rassismus der Plattform für eine menschliche Asylpolitik teil. Am Balkon des Volkstheaters las Schauspieler Christoph Rothenbuchner Texte des Architekten der österreichischen Verfassung Hans Kelsen aus dem Stück „Verteidigung der Demokratie“ von Musikerin Eva Jantschitsch und Regisseurin Christine Eder. https://menschliche-asylpolitik.at/grossdemo-in-wien-12-000-standen-auf-gegen-rassismus/

 

Das Jahr 2015 und sein „langer Sommer“ stellen einen gravierenden Einschnitt in globale und insbesondere europäische Migrationsregime und die Debatten um Flucht, Asyl und Menschenrechte dar. In Österreich entstehen zahlreiche zivilgesellschaftliche Initiativen – zuallererst, um konkrete Hilfe zu leisten, aber zunehmend als eine Stimme der Menschlichkeit und Solidarität gegenüber den tagespolitischen Diskussionen, die mit rassistischen, antimuslimischen und sexistischen Untertönen geführt werden. Dafür ein gemeinsames politisches Fundament zu finden, ist ein Balanceakt, um über identitätsbezogene kollektive Identitäten hinausgehend eine solidarische Bewegung entstehen zu lassen. In diesem Zugang verortet sich die Plattform für eine menschliche Asylpolitik – dem Selbstverständnis nach ein Bündnis von Organisationen und Einzelpersonen (auch aus der Politik), das unter anderem über Demonstrationen die Stimmen von Betroffenen, von engagierten Unterstützer:innen und Initiativen sichtbar, hörbar und erlebbar macht. Identitätsbezogene Kollektive, die sich einem Empowerment-Ansatz verschrieben haben, sind darin zwar Referenzpunkte, bilden jedoch nicht den Fokus des Bündnisses, das für eine solidarische Gesellschaft kämpft. Die Demonstrationen zu Anlässen wie dem Internationalen Tag gegen Rassismus, dem Weltflüchtlingstag, dem EU-Afrika-Gipfel oder auch Beteiligungen an Klimaprotesten und anderen sozialpolitischen Aktionen, geben Möglichkeit, im gemeinsamen „aufstehen“ (neue) Allianzen zu performen.

 

Faika El-Nagashi ist österreichische Nationalratsabgeordnete, Politikwissenschafterin und langjährige politische Aktivistin in den Bereichen Antirassismus, Antidiskriminierung und Menschenrechte. Vor ihrem Einstig in die Politik war sie 15 Jahre lang in zivilgesellschaftlichen Organisationen und Netzwerken engagiert (u.a. bei der Migrantinnenorganisation LEFÖ, in der Entwicklungszusammenarbeit, bei der LGBTIQ-Dachverbandsorganisation ILGA-Europe und beim europäisch-zentralasiatischen Lesbenverband EL*C). Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Antirassismus und Antidiskriminierung, in der Integrations- und Diversitätspolitik und den Frauen- und Menschenrechten. Sie ist Teil der Plattform für eine menschliche Asylpolitik und Mitglied im Beirat des Black Voices Volksbegehren, dem ersten antirassistischen Volksbegehren in Österreich. Publikationen u.a.:
• El-Nagashi, Faika/Ngosso, Mireille, Für alle, die hier sind. Verlag Kremayr & Scheriau (2022/im Erscheinen).
• El-Nagashi, Faika/Perez Abella, Maria Rosa, Wenn du nicht kämpfst, bist du verloren! Eine Festschrift für Maria Cristina Boidi, Spittelberg Verlag 2021.
• El-Nagashi, Faika, Gekommen, um zu stören, In: Gučanin, Jelena/Gartner, Magdalena/Shahali, Jasmin/ Sulollari, Sarah (Hg.innen), In unseren Worten, Lebensgeschichten von Wienerinnen aus der ganzen Welt, Mandelbaum Verlag: Wien 2021, 77-81.
• El-Nagashi, Faika, Heimat Stadt. Texte zum Ankommen, Spittelberg Verlag 2019.