Do 28. April 2022
15:45-16:45

Pia Palme  Komponistin und künstlerische Forscherin, Netzwerkerin und Aktivistin

 

MIT. Komponieren im Netzwerk als künstlerische und ökofeministische Praxis

 

Im Anthropozän verlagert sich politisches Gewicht weg von der Machtstellung einzelner Personen hin zum gemeinsamen Tun in Netzwerken. Wer klüger und effizienter netzwerken kann, hat bessere Möglichkeiten, Mittel und mehr Einfluss im globalen Kontext. Im ökologischen Netzwerk zählt Qualität mehr als Quantität. Dieser Paradigmenwechsel betrifft immer mehr Bereiche unserer Gesellschaft. In meinem Essay beschreibe ich, dass für mich die Zukunft der Kultur und Musik im Aufbau ökofeministischer Systeme liegt, und untersuche die Frage, was Empowerment (Ermächtigung) im Zusammenhang mit solchen Netzwerken bedeutet. Als Komponistin ist mir die Idee vertraut, in Netzwerken zu denken: Wir sind darin geübt, vielfältige Strukturen und Formen zu erfinden, in vielstimmigen und polyphonen Systemen zu denken und zu arbeiten. Aufbauend auf meinen Erfahrungen als Komponistin, Forscherin und Aktivistin in der neuen Musik beschreibe ich Wege und praktische Möglichkeiten zur (Selbst)Ermächtigung auf der Grundlage einer zeitgemäßen, ökofeministischen Praxis im Netzwerk.

 

Pia Palme, geboren in Wien, ist Komponistin, Künstlerin und künstlerische Forscherin. In ihren Arbeiten macht sie Musik als Raum in Bewegung erlebbar; den aktuellen Zustand der Erde und der Gesellschaft bezieht sie mit ein und entwirft ökologische Konzepte zur Komposition. Palme experimentiert mit Instrumenten ebenso wie mit der Körperlichkeit der menschlichen Stimme, um das Format Musiktheater zu erneuern. Sie entwirft Installationen, schreibt und filmt. 2019-2021 leitete Palme an der Kunstuniversität Graz das FWF PEEK-Projekt On the fragility of sounds zur Erforschung von Musiktheater und Komposition aus der Position der künstlerischen Praxis mit feministischen Hintergrund. Dafür wurden mehrere szenische Werke komponiert und realisiert. Eine internationale Vortragsreihe, Diskurs und Publikationen rundeten das Projekt ab. Im Rahmen des Projektes hat Palme beim Festival Wien Modern 2020 mit dem Ensemble PHACE das Musiktheater Wechselwirkung aufgeführt, in Zusammenarbeit mit der Sängerin Juliet Fraser, der Tänzerin Paola Bianchi, der Musikologin Christina Fischer-Lessiak und der Theaterwissenschaftlerin Irene Lehmann.
Palme hat Musik am ehemaligen Konservatorium der Stadt Wien (heute: MUK) studiert, sowie Mathematik und Darstellende Geometrie an der TU Wien. Sie war als professionelle Oboistin, Blockfl
ötistin und Musikpädagogin tätig und hat sich am Naropa Institute in Boulder, Colorado bei Jerry Granelli mit Improvisation auseinandergesetzt. Seit 2007 widmet sie sich vorrangig der experimentellen Musik sowie der Komposition mit und ohne Elektronik. 2017 promovierte sie mit der Arbeit The noise of mind: a feminist practice in composition im Fach Komposition bei Liza Lim an der University of Huddersfield, UK. Palme lehrt, kuratiert, publiziert und tritt als Performerin mit Bassblockflöten auf. Für ihre Arbeiten erhielt sie zahlreiche Preise, darunter den Outstanding Artist Award der Republik Österreich, Staatsstipendien für Komposition der Republik Österreich, Kompositionsförderung durch die Ernst-von-Siemens Stiftung und Stipendien von Sound and Music UK. Einladungen zu Artist Residencies erhielt sie nach Teheran ins Austrian Embassy Teahouse, q-02 Workspace Brüssel, Örö Island Finnland, 2019 zum Centre of the Arts Banff, Canada und 2020 in die Uncool Residency Poschiavo, CH. 2022 ist sie Stipendiatin der Saari Residency der Kone Foundation, Finnland. Kontakt:
www.piapalme.at  www.fragilityofsounds.org