Bericht Black Metal-Studientag

Einem vergleichsweise unkonventionellen Gegenstand widmete sich am 22.4.2016 ein Studientag, den Nikolaus Urbanek  und Jakob Schermann gemeinsam mit Sarah Chaker  vom Institut für Musiksoziologie der mdw veranstalteten: dem Black Metal – einer Musikform, die in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren besonders von norwegischen Bands geprägt wurde und somit einen äußerst passenden Gegenstand für eine Veranstaltung im Rahmen des mdw Festivals 2016 mit dem Motto „Kulturen des Nordens“ bildet. Bereits im Vorfeld kündigte sich u.a. auch durch die sozialen Medien das große Interesse am Thema Black Metal an und so durften wir ein breit gestreutes Publikum aus Akademiker_innen, Musiker_innen, Journalist_innen, Studierenden, Fans und anderweitig Interessierten im Joseph-Haydn-Saal der mdw begrüßen.

                                   Nikolaus Urbanek eröffnet den Studientag im Joseph-Haydn-Saal

Den ersten Programmteil des Studientages bildeten Vorträge von fünf Forschenden, die sich aus je unterschiedlichen Fachrichtungen (Musikwissenschaft, Medienwissenschaft, Skandinavistik, Gender Studies) mit dem Phänomen Black Metal beschäftigen. Während sich Florian Heesch unter anderem mit der Rezeption traditioneller nordischer Mythen im Black Metal auseinandersetzte, so spürte Florian Walch in seinem Vortrag anhand einer Analyse des Stücks „Inn i slottet fra drømmen“ möglichen musikalischen Einflüssen aus dem Techno nach. Nach kurzer Stärkung durch Kaffee und Kekse setzte Imke von Helden den Vortragsteil mit einem Beitrag über Metal und die norwegische Nationalromantik fort; Jan Grünwald beschäftigte sich daraufhin mit der Bildsprache des Black Metal und der Inszenierung von Männlichkeiten auf Plattencovern, Bandfotos und in Videoclips. Nach einer gemeinsamen Mittagspause in der Universitätsmensa suchte Dietmar Elflein im letzten Vortrag des Tages nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden der musikalischen Sprachen des traditionellen Metal und des Black Metal.

               Florian Walch analysiert ein Gitarrenriff der schwedischen BM-Pioniere Bathory

Durch die Vorträge theoretisch gerüstet, machten sich die Studierenden mit den Referent_innen am Nachmittag in Richtung der umliegenden Säle auf, um in drei Kleingruppen je zwei Black-Metal-Songs (teilweise mit Videoclip) gemeinsam zu analysieren und zu diskutieren. In den Analyseworkshops wurde versucht, unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte zu setzen, die vom klassisch norwegischen Black Metal der 1990er, über die stilistische Entwicklung einer Band am Beispiel von Satyricon, bis hin zu neueren Tendenzen im Black Metal nach 2000 reichten. In einer abschließenden Diskussion im Fanny-Hensel-Saal unter der Leitung von Ralf von Appen wurden die Ergebnisse der verschiedenen Workshopgruppen zusammengetragen und auch allgemeinere Fragen zur Analyse von populärer Musik aufgeworfen und besprochen.
 

                                               Rauchende Köpfe bei der Abschlussdiskussion

Die darauffolgende Pause bot Gelegenheit, die Diskussion bei einem Gläschen Wein sowie kleinen Appetithäppchen informell weiterzuführen, bevor für das abendliche Konzert unter dem Motto „mdw plays metal“ ein letztes Mal in den Joseph-Haydn-Saal geladen wurde. Das Konzertprogramm wurde von Instrumentalstudent_innen der mdw gestaltet. Den Anfang machte Tobias Flock, der ein eigenes Arrangement des Songs „Progenies of the Great Apocalypse“ der norwegischen Band Dimmu Borgir solo auf der klassischen Gitarre performte; danach gab Stefanie Laimer das Stück „morbidable“ des österreichischen Komponisten Bernhard Gander in einer Version für c-Bassblockflöte zum Besten. Abschließend feierte die Melodic-Death-Metal-Band CroworD rund um Bassist Lukas Rappitsch ihr Live-Debüt und verwandelte mit kraftvollen Eigenkompositionen „mdw plays metal“ innerhalb nur weniger Minuten in ein Stehkonzert.

           „mdw plays metal“ (v.l.n.r.: Tobias Flock, Lukas Rappitsch mit CroworD, Stefanie Laimer)

Der Saal war mit rund hundert Besucher_innen zur Spitzenzeit gut gefüllt und die interdisziplinäre und multiperspektivische Herangehensweise an den Black Metal sowie das Konzept des Studientags stießen durchwegs auf positive Resonanz. Unser Dank gilt an dieser Stelle allen Beteiligten, Kooperationspartner_innen und Besucher_innen, die dem Studientag zu so einem Erfolg verholfen haben! Anfang 2017 wird eine Publikation folgen, die im transcript-Verlag erscheinen und neben Beiträgen aller geladenen Vortragenden auch nachbereitende Überlegungen zu den Analyseworkshops versammeln wird. Weitere interessante Informationen und Materialien rund um den Studientag sind auf der Homepage des Instituts für Musiksoziologie abrufbar: https://www.mdw.ac.at/ims/blackmetalday. Jakob Maria Schermann