BUCHPRÄSENTATION

Zeit & Ort
27. November 2023, 19:00 Uhr
Bockkeller, Wiener Volksliedwerk
Gallitzinstraße 1, 1160 Wien

Eintritt: frei

Anmeldung: krammer@mdw.ac.at

Kontakt
Ardian Ahmedaja
ahmedaja@mdw.ac.at

Veranstalter_in
Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie
Wiener Volksliedwerk

Unter der Teilnahme von einigen Autoren, Böhlau-Verlag und I.E. Frau Mag.a Guna Japiņa, Botschafterin der Republik Lettland in Österreich.

Musik: Die Tanzgeiger

Die Veranstaltung wird auf Deutsch und Englisch abgehalten.

> Abendprogramm (PDF)

 

 

 

Die Tanzgeiger. Quintettbesetzung. (c) Stephan Mussil.

Die Tanzgeiger
von Gabriele Burian

Das Kontinuierliche in der Lebens- und Musikgeschichte der Tanzgeiger ist die Veränderung. Gewandelt haben sich Besetzung und Repertoire. Die Konstanten, die die sieben Musiker zu einem Klangkörper verbinden, sind das Bekenntnis zu den eigenen musikalischen Wurzeln, die Hellhörigkeit für das Fremde und die Lust, Grenzen zu überschreiten.
Wenn sie mit ihrer Musik um die Welt reisen, von Mumbai über Tegernsee nach Chicago, ist es ein Geben und Nehmen. Das Geben ist selbsterklärend, das Nehmen ereignet sich zumeist auf denkbar natürliche Weise: eine Melodie wird vorgesungen oder kurz angespielt – sofort nehmen die Tanzgeiger Spur auf. Zur ersten Stimme findet sich augenblicklich die zweite, dazu der Bass, die Harmonie, eine Tenor- oder Gegenstimme der Bläser, es wird transponiert, variiert, improvisiert, kurz: es geht dahin. So landen anstelle von touristischen Devotionalien immer wieder musikalische Souvenirs in ihrem Handgepäck, die in ihrem Repertoire bleiben. Sei es Kolomejka, Hungarisch oder finnische Jenkka – die Tanzgeiger verleiben sich die Melodien ein und prägen sie durch ihren eigenen Stil. Nie sind sie das Abziehbild eines Originals, immer sind sie original sie selbst.
Doch nicht nur geographische Grenzen überschreiten sie, auch chronologische. Der Musikethnologe Rudi Pietsch, Gründer und über Dezennien Primas der Tanzgeiger, hat viele Tanzmusikstücke aus verstaubten Archiven vor dem Schimmeltod bewahrt, indem er sie für die Tanzgeiger arrangiert hat. Vor allem Ländler, die älter sind als die von Franz Schubert, sind durch ihn wieder ins Leben zurückgekehrt. Grenzen zwischen den zumeist streng getrennten Welten Kunst- und Unterhaltungsmusik führen die Tanzgeiger ad absurdum, interpretieren sie doch äußerst
kunstvoll Unterhaltungsmusik ebenso, wie sie Kunstmusik unterhaltsam darbieten.
Feste und Festivals, Tanzveranstaltungen und Events, Kongresse und Konzerte – Anlässe aufzuspielen gab und gibt es für die Tanzgeiger so viele, wie gute Gründe, das Leben zu genießen. Sie präsentieren sich kraftvoll, innig, virtuos und unberechenbar mitreißend.

 


 

Forschungszentrum für Europäische Mehrstimmigkeit

Die Mehrstimmigkeit stellt eines der reizvollsten Phänomene europäischer Musikpraktiken dar. Sie ist deshalb seit langem ein bevorzugter Forschungsgegenstand, besonders im nationalen Rahmen. Regionale Studien, die über die politischen Grenzen hinweg gehen, waren bis Anfang des 21. Jahrhunderts selten und sporadisch. Die regionalen und die politischen Grenzen in Europa sind aber in der Regel nicht dieselben. Dadurch ergab sich ein großer und nur ansatzweise erforschter Bereich europäischer Musik. Die Gründung eines Forschungszentrums europäischer Mehrstimmigkeit im Jahre 2003 in Form eines internationalen Netzwerkes von Spezialisten schien nach einer detaillierten Analyse mehr als notwendig geworden zu sein.

Die gründliche Untersuchung der vielfältigen europäischen mehrstimmigen Musikpraktiken, kann auf Grund der großen Vielfalt nur durch Konzentration auf bestimmte Fragen und Gebiete erfolgen. Die bisherigen Untersuchungen erfassen folgende Themen: Multipart Singing in the Balkans and the Mediterranean (EV I) , Cultural Listening and Local Discourse in Multipart Singing Traditions in Europe (EV II), The Instrumentation and Instrumentalization of Sound (EV III), Multipart Instrumental Music. Soloist and Ensemble Traditions (EV IV), Music for Dance (EV 5) und Singing, Song and Sound (EV VI).

Auf dieser Website werden Ergebnisse der bisherigen Forschungen bekannt gemacht um Interessierten Einblicke in diese Arbeit zu ermöglichen sowie um neue Impulse und Anregungen zu erhalten.

Ardian Amedaja

 

European Voices V - Cover