Institutskonzept

Das Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung (IMI) wurde 2002 im Rahmen der Neuorganisation der Musikuniversität Wien infolge des Kunstuniversitätsorganisationsgesetzes 1998 unter dem Namen „Institut für Analyse, Theorie und Geschichte der Musik“ gegründet. Ziel war die Schaffung eines gemeinsamen Instituts für alle an der mdw tätigen Vertreter_innen der Musikgeschichte, der wissenschaftlich betriebenen Musikanalyse und Musiktheorie. 2016 fusionierte das Institut mit dem Institut für Musikalische Stilforschung, eine Verbindung, die im aktuellen Institutsnamen zum Ausdruck kommt. Durch diesen Zusammenschluss zahlreicher Musikwissenschaftler_innen, die bis dahin unterschiedlichen Instituten und Lehrkanzeln, teilweise an verschiedenen Abteilungen, zugeordnet waren, entstand ein Institut, das mit insgesamt mehreren Dutzend Angehörigen das größte seiner Art an Österreichs Universitäten ist.

Am IMI wird von einem breiten Fachverständnis ausgegangen. So richtet sich die Arbeit des Instituts über den Kernbereich der europäischen bzw. europäisch bestimmten Kunstmusik von der Antike bis zur Gegenwart hinaus auf die vielfältigen Erscheinungsformen von Musikkultur. Weiterhin kommen neben den Ansätzen und Konzepten der historischen Musikwissenschaft solche der Nachbardisziplinen, partiell auch der systematischen Musikwissenschaft und vor allem der Kulturwissenschaften ins Spiel. Wiewohl die individuellen Arbeitsbereiche der Institutsangehörigen ein insgesamt breites und vielfältiges Spektrum ergeben, ist zugleich eine „Verdichtung“ der Forschungsinteressen auf dem Gebiet der Kompositions-, Theorie-, Aufführungs-, Institutionen- und Sozialgeschichte der Musik in Wien während des 20. Jahrhunderts festzustellen. Diesem Schwerpunkt entspricht, dass seit Oktober 2016 am Institut auch das Wissenschaftszentrum „Arnold Schönberg und die Wiener Schule“ angesiedelt ist, das u.a. als institutionelle Verbindung zwischen dem „Arnold Schönberg Center“ und der mdw fungiert. Schließlich zählt zu den zentralen Aufgaben des Instituts die musikalische Interpretationsforschung. Damit wird einerseits an die bereits an den Vorgängerinstituten betriebenen Forschungsaktivitäten insbesondere zur historischen Aufführungspraxis und zur musikalischen Aufführungsgeschichte angeschlossen. Andererseits wird damit der Entwicklung der (internationalen) Musikwissenschaft Rechnung getragen, die sich in jüngster Zeit mit wachsender Intensität Fragen der musikalischen Aufführung bzw. „performance“ zuwendet. Und nicht zuletzt repräsentiert die Interpretationsforschung jenen musikwissenschaftlichen Teilbereich, der eine besonders enge, wechselseitige Beziehung zu den an einer Universität für Musik und darstellenden Kunst vertretenen künstlerischen Fächern unterhält.

Wiewohl das IMI eine wissenschaftliche Lehreinrichtung darstellt, ergibt sich eine spezielle Konzeption der Lehre aus der Tatsache, dass an einer Musikuniversität keine Wissenschaftler_innen ausgebildet werden, jedenfalls nicht im Rahmen der Diplom-, Bachelor- und Masterstudien. Im Rahmen des Ph.D-Curriculums zählt zu den Aufgaben des Instituts freilich auch eine genuin musikwissenschaftliche Ausbildung. Sowohl in der Lehre als auch in der Forschung versucht das IMI den spezifischen Vorteil einer Kunstuniversität – die institutionelle Verbindung künstlerischer und wissenschaftlicher Disziplinen – zu nutzen, etwa durch Kooperation mit Vertretern der künstlerisch-praktischen Fächer im Rahmen von Projekten und Lehrveranstaltungen.

Das Verhältnis des IMI zu den Instituten für Musikwissenschaft an den wissenschaftlichen Universitäten ist nicht zuletzt dank gemeinsamer Projekte, Kooperationen und Lehre ein partnerschaftliches. Die ein Stück weit verschiedene Profilierung, die sich aus der Einbindung einerseits in eine Kunst-, andererseits in eine wissenschaftliche Universität ergibt, stellt einen nicht zu unterschätzenden Vorzug dar, trägt sie doch zu einer größeren Vielfalt bei, die den Studierenden, dem nationalen Fachdiskurs und der internationalen Position der österreichischen Musikwissenschaft zugute kommt.