Kennen Sie die Kürzel im Titel? Manche Leser_innen werden mit diesen vielleicht vertraut sein. An der mdw gibt es dafür Expert_innen, wie beispielsweise David M. Weigl für die Music Encoding Initiative (MEI), die sich den nachhaltigen Austausch und die Nutzung des Notenmaterials und anderer musikalischer Schriften zur Aufgabe gemacht hat. Die meisten kennen diese Abkürzungen vermutlich nur ganz allgemein, obwohl während der Corona-Pandemie verstärkt Informationstechnologien zum Einsatz gekommen sind und ein allgemeiner Trend zur Digitalisierung in allen Lebensbereichen, auch in der Forschung, verzeichnet wird. Und wenn Sie die im Titel genannten Begriffe nicht kennen, dann befinden Sie sich in guter Gesellschaft, da entsprechende Kompetenzen an Universitäten nicht gleich schnell mit der fortschreitenden Digitalisierung aufgebaut werden konnten.1

Als zentrales digitales Informationssystem für Datenmanagement an der mdw steht das mdwRepository für die nachhaltige Speicherung und Zugänglichmachung von digitalen Medienobjekten zur Verfügung. Es ist im international anerkannten Register re3data gelistet und bietet verschiedene Services an: derzeit Forschungsdatenmanagement inklusive Services für digitale Archive und Sammlungen sowie Publikationsservices wie pub.mdw und mdwPress. Forschende sind primär an der Nutzung von Daten interessiert, etwa an der Volltextsuche in einer Interviewreihe oder am Zugang zu seltenem Notenmaterial, wobei oft nicht gleich ersichtlich ist, was sich dahinter versteckt, z. B. dass der Text möglicherweise im Datenformat der Text Encoding Initiative (TEI) existiert, die Noten aber im Format der MEI, beides jedoch auf der Basis der Extensible Markup Language (XML). Sobald man dann selbst Daten produziert, wird vertieftes Verständnis im Umgang mit XML & Co. notwendig. Dann können die unter Einsatz von IT-Technologien im Internet präsentierten Objekte (Texte, Bilder, Videos, Tabellen mit Messergebnissen etc.) viel schneller und in besserer Qualität verbreitet und genutzt werden, ohne den Arbeitsplatz verlassen zu müssen. Zudem können Datenbestände sukzessive, zum Teil von unterschiedlichen Forschungsgruppen, bearbeitet und erweitert werden, wie z. B. die Bestände des Arnold-Schönberg-Archivs, das gerade im Rahmen des neuen FWF-geförderten Projekts am Wissenschaftszentrum Arnold Schönberg und die Wiener Schule des Instituts für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung (IMI) vergrößert wird.2

In diesem Zusammenhang ist die Unterscheidung zwischen der Datenproduktion als Methode und als Modus wichtig, wobei der Modus die Art der Datenerstellung betrifft, z. B. Video- und Audioaufnahmen, und die Methode nach den Standards und Regeln von einzelnen Disziplinen angewendet wird, z. B. qualitative Interviews oder Herzfrequenzmessungen.3 Der Zusammenhang zwischen der Methode und dem Modus der Datenproduktion kann nur von Expert_innen im jeweiligen Fach hergestellt und insbesondere in der Beschreibung der Daten (sogenannte Metadaten) sichtbar gemacht werden.

Was die Modi betrifft, so gehen sie gemeinsam mit neuen Aufgaben, Strukturen und Standards sowohl in der Forschung als auch im Forschungsmanagement einher. Diese sind teils disziplinenspezifisch (z. B. Klassifikationen und Taxonomien), teils übergreifend gültig, wie beispielsweise die Verwendung von persistenten Identifikatoren für digitale Objekte, wie Digital Object Identifier (DOI), die die Daten erst zitierbar und auffindbar machen, oder strukturierte Datenmanagementpläne (DMP), die die Forschenden mit der besseren Übersicht von technischen, rechtlichen und ethischen Aspekten unterstützen und das Datenmanagement dokumentieren. In den Forschungseinrichtungen werden neue Kompetenzen aufgebaut, die allgemein unter dem Begriff der Data Stewardship zur fachspezifischen Unterstützung von Forschenden diskutiert werden.

An der mdw wird bereits an den neuen Bereichen für die Leistungserfassung inklusive Forschungsinformationssystem (FIS) gearbeitet. Auf der zentralen Ebene der Universität wird dazu Unterstützung angeboten, vor allem vom Zentralen Informatikdienst und durch die Forschungsförderung sowie zu den Publikationsservices durch die Universitätsbibliothek. Dezentral gibt es Überlegungen zur Etablierung von Datenbeauftragten (Data Stewards) an einzelnen Instituten und Organisationseinheiten, denn je besser die Daten aufgearbeitet und dokumentiert sind, desto besser stehen die Chancen, dass sie auch auf lange Sicht auffindbar und nutzbar bleiben – auch, aber nicht nur für die Produzent_innen der Daten selbst.

  1. Laut Bericht der European University Association (EUA) vom Juli 2021 geben mehr als die Hälfte der befragten europäischen Universitäten an, dass Forschungsdatenkompetenzen entweder nicht oder nicht ausreichend vorhanden sind (From principles to practices: Open Science at Europe’s universities. 2020–2021 EUA Open Science Survey results).
  2. https://www.mdw.ac.at/imi/?PageId=4141
  3. Vgl. Kowalczyk, Stacy T.: Modelling the Digital Research Data Lifecycle. In: International Journal of Digital Curation, Vol. 12 No. 2 (2017), S. 341. DOI: https://doi.org/10.2218/ijdc.v12i2.429
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