Mit diesem Sommersemester beginnen die ersten neun Studierenden das Masterstudium Musiktherapie nach dem neuen Curriculum. Gemeinsam mit dem Bachelorstudium Musiktherapie löst die neue Bachelor-Master-Struktur seit 2020 das bisherige Diplomstudium Musiktherapie ab und markiert damit einen wichtigen und historischen Entwicklungsschritt der Wiener Musiktherapieausbildung, die bereits seit 1959 als älteste akademische Musiktherapieausbildung Europas an der mdw beheimatet ist.

© Stephan Polzer

Um nicht nur die studienrechtlichen, sondern auch die berufsrechtlichen Anforderungen des seit 2009 gesetzlich verankerten Gesundheitsberufs Musiktherapeut_in zu erfüllen, ist das Masterstudium Musiktherapie in Österreich konsekutiv angelegt und kann daher nur aufbauend auf ein bereits abgeschlossenes Bachelorstudium Musiktherapie (oder eine vergleichbare Musiktherapie-Ausbildung) und die dadurch erworbene mitverantwortliche Berufsberechtigung absolviert werden. Das Masterstudium führt dann schließlich zur eigenverantwortlichen Berufsberechtigung, ermöglicht also auch das Arbeiten in der Selbstständigkeit, z. B. in freier Praxis.

Ich studiere Musiktherapie, weil ich so Musik in einer neuen Facette kennenlernen kann. Nicht primär als Kunstform, sondern als Mittel zum Helfen, zum Heilen, zur Selbsterkenntnis. Das finde ich sehr faszinierend.

Studierende_r des Institut für Musiktherapie

Thomas Stegemann & Monika Smetana, © Stephan Polzer

Die humanistisch-tiefenpsychologische Ausrichtung der „Wiener Schule der Musiktherapie“ zeigt sich in der Bedeutung der musiktherapeutischen Selbsterfahrung, dem Verständnis von psychodynamischen Prozessen sowie der therapeutischen Beziehungsgestaltung, bei der u. a. die freie Improvisation eine wichtige Rolle spielt. Diese zentralen Elemente werden im Masterstudium theoretisch und praktisch vertieft und durch zusätzliche Ansätze wie z. B. aus der systemischen Therapie bzw. der Familientherapie und durch körpertherapeutische Arbeitsweisen ergänzt. Die künstlerische Weiterentwicklung erfolgt u. a. in der Ensembleimprovisation, in der die Studierenden gemeinsam ein „Werkstatt-Konzert“ erarbeiten und präsentieren. Im ersten Studienjahr erweitern die Studierenden ihre praktischen Kompetenzen in der Musiktherapie mit Erwachsenen in der Psychiatrie oder Psychosomatik.

© Stephan Polzer

Neben dem Pflichtpraktikum eröffnet das Masterstudium auch zahlreiche individuelle Gestaltungsmöglichkeiten: Durch die freie Zusammenstellung von zwei Schwerpunkten können sich die Studierenden anhand besonderer Interessensgebiete flexibilisieren und profilieren. Im Kontext selbstgewählter Rahmenthemen (z. B. Musiktherapie und Medizin, Musiktherapie im triadischen Setting, Musiktherapie im Kontext von Kultur und Gesellschaft) werden Theorie und Praxis verknüpft und idealerweise wissenschaftlich in der Masterarbeit weiter vertieft. Diese Struktur erlaubt es auch, eine bereits bestehende musiktherapeutische Berufstätigkeit mit dem Studium zu verbinden oder neue Bereiche z. B. durch künstlerisch-therapeutische Projekte zu erschließen. Um diese vielfältigen Studieninhalte aus Musiktherapie, Musik, Psychologie, Medizin etc. kompetent vermitteln zu können, werden die Studierenden von einem interdisziplinären Lehrendenteam unterrichtet und auch an den Praktikumsstellen vor Ort betreut. Die institutseigene Infrastruktur am WZMF – Wiener Zentrum für Musiktherapie-Forschung bietet zudem Möglichkeiten zur Mitwirkung an Forschungsprojekten, die später auch im Rahmen eines Doktoratsstudiums (PhD) an der mdw weitergeführt werden können.

Am Musiktherapiestudium gefällt mir besonders, dass es so umfangreich ist. Wo hat man sonst das Privileg, so eine Mischung aus musikalischer und wissenschaftlicher Ausbildung und Selbsterfahrung zu bekommen?

Studierende_r des Institut für Musiktherapie

Die Musiktherapie-Ausbildung an der mdw feiert in diesem Jahr ihr 65. Jubiläum. Gerade in Zeiten wie diesen – mit ihren Polykrisen – zeigt sich die gesellschaftspolitische Bedeutung von künstlerischen Medien. Das gesundheitsfördernde und resilienzstärkende Potenzial von Musik ist wissenschaftlich belegt. Daher ist der Anspruch in der Musiktherapie-Ausbildung, evidenzbasierte Inhalte so zu vermitteln, dass die zukünftigen Musiktherapeut_innen ihr Wissen und Können in der Praxis zum Wohle der Patient_innen einsetzen können.

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