Ethnomusikologie/Volksmusikforschung in der Musikpädagogik
von Daniela Mayrlechner

Zahlreiche Initiativen am IVE sind am Schnittpunkt zwischen Volksmusikforschung/Ethnomusikologie und Musikpädagogik verortet. Die wissenschaftliche Arbeit am Institut stand von Beginn an in enger Beziehung zur Lehrtätigkeit im Rahmen der musikpädagogischen Ausbildung (siehe Schautafeln zu 50 Jahre Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie).

Es werden hier einerseits theoretische Konzepte der Vermittlung ethnomusikologischer Inhalte in verschiedenen Lehrkontexten und Anwendungsfeldern (tertiärer Bildungssektor, Pflichtschule, Musikschule sowie auch punktuelle Vermittlungsformate) erarbeitet, die andererseits praktisch in Lehrveranstaltungen umgesetzt und/oder vermittelt werden. Hierbei wird besonderer Wert auf die Anwendbarkeit der Lehrveranstaltungsinhalte im Wirkungsbereich der Gesellschaft gelegt, d.h., die zukünftigen Musikpädagoginnen und Musikpädagogen sollen an ihrem Arbeitsort „Volksmusik” in einem komplexen Sinn anwenden können.

Ebenfalls schon früh in der Geschichte des IVE steht die die Beforschung jener Wege und Prozesse, wie Fertigkeiten, Kenntnisse, „Kompositionen“, aber auch Praktiken in traditionellen Musikkulturen weitergegeben und übernommen werden: der Überlieferung. Gerlinde Haid, Ordinaria am IVE in den Jahren 1994 bis 2012, publizierte schon 1979 zu Überlieferungsvorgängen in der österreichischen Volksmusik – weitere Abhandlungen sollten folgen. Von den 1980er Jahren an etablierte Rudolf Pietsch äußerst erfolgreich musikpraktische Ansätze, die seitdem kontinuierlich weiterwirken und weiterentwickelt werden – in diesem Zusammenhang ist auch die Tätigkeit von Evelyn Fink, ehemalige Mitarbeiterin am IVE, zu nennen. Daniela Mayrlechner hat die Arbeit in diesen Bereichen aufgegriffen, fortgeführt und Inhalte der Forschung in die musikpraktische Lehre zurückgespielt (siehe u. a. Üben und Musizieren 2011). Im Jahr 2015 schließlich erschien als Band 10 der Institutsreihe klanglese die Publikation Traditionelle Musik. Überliefern – Verhandeln – Vermitteln. Die darin gebündelten Artikel basieren auf den Beiträgen zum Symposium Traditionelle Musik: Von der Überlieferung zur Vermittlung – Modelle und Methode, das im November 2014 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien vom Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie und der UNESCO-Arbeitsgemeinschaft Wien veranstaltet wurde.

Für zahlreiche weitere Forschungsprojekte und Einzelinitiativen in diesem Forschungsfeld seien beispielhaft die folgenden genannt: Das Sparkling Science Projekt Musik ohne Grenzen, welches im Zeitraum von 2015 bis 2017 in Zusammenarbeit mit dem Franz Schubert Institut für Blas- und Schlaginstrumente in der Musikpädagogik durchgeführt wurde, sowie die Forschungsprojekte Bi-Musikalität und Interkultureller Dialog sowie Bi-/Multimusikalität – letzteres im Rahmen der Initiative Changing mdw.

Für Forschung, Überlegungen und Konzepte zur Vermittlung von Volkstanz zeichnet am IVE zu großen Teilen Else Schmidt verantwortlich – beispielhaft soll der Artikel „Überlieferter Tanz als Förderinstrument in der Sonder- und Heilpädagogik“ in der Publikation Volkstanz zwischen den Zeiten. Zur Kulturgeschichte des Volkstanzes in Österreich und Südtirol Erwähnung finden. Darüber hinaus können zahlreiche anwendungsorientierte Projekte genannt werden: die Auseinandersetzung mit bürgerlichen Tanzformen in Wien sowie die Einbindung Studierender in die CD-Produktion Kontratanz in Wien oder die vergleichende Betrachtung europäischer Tanz- und Überlieferungsformen und ihre gelebte Pflege, die durch tänzerische und musikalische Partizipation gekennzeichnet ist. Ein Beispiel hierfür ist die langjährigen Kooperation des IVE mit dem Wiener Kathreintanz der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz Wien.

 

>> Schautafeln zu 50 Jahre Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie

>> Üben und Musizieren 2011

>> Klanglese

>> Traditionelle Musik. Überliefern – Verhandeln – Vermitteln

>> Traditionelle Musik: Von der Überlieferung zur Vermittlung – Modelle und Methoden

>> „Bi-Musikalität und Interkultureller Dialog“

>> „Bi-/Multimusikalität“

>> Changing mdw

>> Volkstanz zwischen den Zeiten. Zur Kulturgeschichte des Volkstanzes in Österreich und Südtirol

>> Kontratanz in Wien

>>  Wiener Kathreintanz