Projektbeschreibung Lena Dražić
Post-DocTrack-Stipendium der ÖAW
Laufzeit: 03/2022-05/2023
 

Turbo-Folk hören in Wien und Belgrad
Bedeutungszuschreibungen an ein Musikgenre zwischen Nation und Transnationalismus

Das Projekt beschäftigt sich mit Turbo-Folk – einem musikalischen Genre, das in den frühen 1990er-Jahren im ehemaligen Jugoslawien entstand. Drei Jahrzehnte nach seiner Entstehung ist Turbo-Folk nach wie vor äußerst populär, und das nicht nur im geografischen Ursprungskontext, sondern auch bei Menschen mit ex-jugoslawischer Migrationsbiografie – so auch in Wien, Heimstatt einer der weltgrößten Migrant*innengruppen aus dieser Region. Das Projekt untersucht die Bedeutungen, die Hörer*innen von Turbo-Folk in Wien und Belgrad der Musik zuschreiben. Dabei wird die Frage gestellt, wie sich die Bedeutungszuschreibungen in den beiden Städten voneinander unterscheiden. Ferner wird nach den geografischen, sozialen und kulturellen Gründen für diese Unterschiede gefragt. Turbo-Folk wird dabei als grundsätzlich multimediales Phänomen der Popularmusik verstanden, dessen Interpretation einer Kombination aus ethnografischen Methoden und Multimedia-Analyse bedarf. Daher wird der Untersuchung der Bedeutungszuschreibungen die audiovisuelle Analyse ausgewählter Turbo-Folk-Videos gegenübergestellt. Ziel ist es, den Angebotscharakter (‚affordance‘) zu bestimmen, der diverse historisch und lokal kontingente Aneignungen und Bedeutungszuschreibungen ermöglicht und zugleich begrenzt.