Johannes Marian wurde am 1. Oktober von den Mitgliedern des Senats erneut zum Vorsitzenden gewählt (bis 30. 9. 2025). Mit Petra Weissberg, der Leiterin des StudienCenters, wurde zum ersten Mal das einzige Mitglied, das die große Personengruppe des allgemeinen Universitätspersonals im Senat vertritt, zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Mit dem mdw-Magazin blickt Marian zurück auf die vergangenen drei Jahre, erklärt, wie wichtig die Freiheit von Kunst, Forschung und Lehre ist und warum er positiv gestimmt in die neue Funktionsperiode geht.Sie sind seit Oktober 2019 Vorsitzender des Senats. Kurz nachdem Sie Ihre Funktion übernommen haben, wurden wir alle und auch die mdw vor die besonderen Herausforderungen einer Pandemie gestellt. Wie hat sich das auf die Arbeit des Senats ausgewirkt?

Johannes Marian (JM): Für ein Leitungsorgan wie den Senat, der immerhin aus 18 Mitgliedern besteht, die aus allen Gruppen der Universitätsangehörigen (Lehrende/Forschende, Studierende und Verwaltung) stammen, war die Pandemie – und vor allem deren Beginn – eine immense Herausforderung. Die Geschäftsordnung der mdw sah damals noch keine virtuellen Sitzungen vor; gleichzeitig verschob die Regierung in dieser Notsituation zentrale Senatskompetenzen zu den Rektoraten. An der mdw hatten wir die glückliche Situation, dass das Rektorat mit Hilfe der Jurist_innen des Hauses sehr rasch Wege fand, den Senat und die von ihm eingesetzten Kommissionen wieder voll handlungsfähig zu machen. Ich weiß noch allzu gut, was für eine Herausforderung unsere erste Senatssitzung über Zoom für uns alle war – aber wir haben uns nicht entmutigen lassen, haben schnell gelernt und nicht nur all unsere gesetzlich vorgesehenen Aufgaben erfüllt, sondern darüber hinaus auch neue Ideen entwickelt, neue Rahmenbedingungen geschaffen und durchaus lautstark öffentlich unsere Meinung gesagt, wenn dies nötig war.

Wie ist prinzipiell Ihr Fazit zu den letzten drei Jahren? Was waren besonders wichtige Punkte für den Senat in dieser Periode?

JM: Die größte Herausforderung war, dass die Regierung mitten in der Pandemie, in einer Zeit, wo alle Energie bei der Bewältigung der massiven Umwälzungen in Unterricht, Forschung und Verwaltung gebraucht worden wäre, jene Novelle des Universitätsgesetzes zur Begutachtung vorlegte, die nicht nur zahlreiche Kompetenzen des Senats zu den anderen Leitungsorganen verschieben sollte, sondern auch zahlreiche Verschlechterungen für die Studierenden vorsah. Dagegen musste entschieden protestiert und vor allem argumentiert werden, und das haben wir wirklich mit ganzer Kraft getan. Kurz vor Ausbruch der Pandemie gab es eine große Senatsklausur mit allen Ersatzmitgliedern, in der sehr deutlich wurde, dass es mehr Transparenz und Partizipation bei der Besetzung unserer Kommissionen, vor allem bei den Studienkommissionen (StuKo) braucht. Wir haben daher eine ganz neue Vorgangsweise entwickelt und als Vorbereitung für die nun startende neue Periode alle Lehrenden und Forschenden des Hauses angeschrieben mit der Bitte um Rückmeldung, ob sie an der Mitwirkung in einer StuKo interessiert sind. So hat der neue Senat nun die Möglichkeit, einerseits auf bereits gut eingearbeitete Fachexpert_innen zurückgreifen zu können, andererseits aber auch neue Personen einzubeziehen, deren Bereitschaft zur Mitwirkung sonst nicht bekannt gewesen wäre.

Ebenso verfahren wir auch bei der Neubesetzung des Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (AKG), dessen Funktionsperiode nun ebenfalls neu an jene des Senats angeglichen wurde. Viele dieser Änderungen und neuen Ideen mussten auch in der Satzung neu geregelt werden, Geschäfts- und Wahlordnung sowie Studienrecht wurden im Zusammenwirken mit dem Rektorat und den Jurist_innen des Hauses teilweise entscheidend geändert. Rückblickend waren es wirklich drei extrem intensive Jahre, in denen viel umgesetzt, aber auch vieles begonnen wurde, was nun in der nächsten Periode auf dem Prüfstand steht. Nicht zu vergessen ist natürlich der große, umfassende Bereich der Curricula und deren Entwicklung. Unsere StuKos sind zahlreich und höchst aktiv; bevor ihre Beschlüsse dem Senat zur Genehmigung vorgelegt werden, müssen sich die Senatsmitglieder mit den zugrundeliegenden Inhalten beschäftigen. Wer denkt, dass dieser Prozess in der Pandemie beeinträchtig war, irrt. Im Gegenteil – das Kompetenzzentrum Curricula-Entwicklung, mit dem wir hervorragend zusammenarbeiten, wird es bestätigen: An der mdw blühten und blühen die Initiativen für neue Studien und Studienplanänderungen. Und so soll und muss es auch sein. Last but not least war es auch eine bedeutsame Entscheidung des Senats, sich für die Wiederbestellung der amtierenden Rektorin Ulrike Sych für eine weitere Funktionsperiode auszusprechen und dem von ihr nominierten Team der Vizerektor_innen zuzustimmen.

Die angesprochene UG-Novelle, zu der auch der Senat der mdw Stellung bezogen hat, weil Kompetenzen des Senats zugunsten des Universitätsrats und des Rektorats eingeschränkt werden sollten, – wie bewerten Sie das heute?

JM: Der Kampf gegen die Entmachtung des Senats in der UG-Novelle 2021, den wir gemeinsam mit den Senaten aller anderen österreichischen Universitäten (und übrigens auch mit Unterstützung von Rektoraten, nicht zuletzt auch jenem der mdw) geführt haben, hat sich sicherlich gelohnt. Einerseits ist es gelungen, einige besonders gefährliche Punkte zu verhindern bzw. zu entschärfen, andererseits haben die Proteste auch zu einem stark geschärften Bewusstsein für die Brisanz der Lage und zu einem sehr starken Zusammenhalt innerhalb der SVK (Senatsvorsitzendenkonferenz) geführt. Gewonnen ist der Kampf aber sicherlich nicht, und es ist absolute Wachsamkeit bei jedem neuen Gesetzesvorschlag geboten. Für den Schutz und die Stärkung der Freiheit von Kunst, Forschung und Lehre wäre es dringend notwendig, die Kompetenzen des Senats auszuweiten, stattdessen müssen die Senate seit Jahren gegen ihre weitere Entmachtung ankämpfen.

Welche Bedeutung haben die Arbeitsgruppen des Senats?

JM: Die Arbeitsgruppen des Senats spielen für das gesamte Haus eine wesentliche Rolle, weil sie jeder/jedem Universitätsangehörigen zur Mitwirkung offenstehen. Anders als im Senat und den von ihm eingesetzten entscheidungsbefugten Kommissionen wie Studien- oder Berufungskommissionen gibt es keine gesetzlichen Vorschriften zur Zusammensetzung, keine Beschränkung der Zahl der Mitglieder, keine Trennung von Haupt- und Ersatzmitgliedern und keine für alle gleich geltenden Regeln einer Geschäftsordnung. Die Arbeitsgruppen sind weit über den Kreis der Senatsmitglieder hinaus in das ganze Haus vernetzt und verbinden sich oft in Plattformen mit anderen Organisationseinheiten der mdw.

Blicken wir nun in die Zukunft: Mit welchen Erwartungen, Wünschen und Plänen gehen Sie in die neue Periode?

JM: Im Grunde ist es ganz leicht, den Schwung der letzten drei Jahre ohne Unterbrechung in die neue Periode mitzunehmen. Wir haben eine sehr gute Mischung aus schon erfahrenen und neuen Senatsmitgliedern, wir müssen also weder alles neu erfinden noch auf neue Impulse und Sichtweisen verzichten. Die zu bearbeitenden Themen halten sich ja nicht an dreijährige Funktionsperioden, und so werden wir kontinuierlich weiterführen, was wir begonnen haben. Wir werden einerseits natürlich unsere umfassenden gesetzlich vorgegebenen Aufgaben vollständig erfüllen, darüber hinaus aber auch gesellschaftspolitische Prozesse aufmerksam beobachten und uns immer und überall zu Wort melden, wo die Freiheit von Kunst, Forschung und Lehre bedroht ist und die universitäre Autonomie weiter eingeschränkt werden soll. Insgesamt bin ich für die neue Periode sehr positiv gestimmt. Sollte die Pandemie noch einmal massivere Einschränkungen erfordern, sind wir gut darauf vorbereitet. An innovativen Ideen in Kunst, Pädagogik, Wissenschaft und auch in der Verwaltung besteht an der mdw absolut kein Mangel. Ganz im Gegenteil – sie sind der Antrieb, der den Senat bewegt und motiviert.

Was glauben Sie ist wichtig, damit der Senat der mdw auch in Zukunft gut arbeiten und seinen Aufgaben nachkommen kann?

JM: Das Wichtigste für eine erfolgreiche Senatsarbeit ist die ständige Bereitschaft der Senatsmitglieder, der zahlreichen Ersatzmitglieder und der Mitglieder der vom Senat eingesetzten Kommissionen und Arbeitsgruppen, miteinander in Diskussion zu treten und zu bleiben. Senatsarbeit lebt von vielfältigen (und manchmal durchaus auch zeitraubenden) partizipativen Prozessen, die zu gut begründbaren Ergebnissen und dadurch zu tragfähigen Beschlüssen führen. Das Team des neuen Senats, soviel lässt sich schon nach den ersten Sitzungen sagen, wird seine Aufgaben genau in diesem Sinn erfüllen und so einen wesentlichen Beitrag zur universitären Autonomie leisten.

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