Endlich wieder eine Live-Session! Die Euphorie, endlich wieder eine „echte“ ECMA-Session zu erleben, war den Mitgliedern der sechs Ensembles, die Ende Mai in Grafenegg zusammenkamen, anzusehen. Eine Woche lang probten sie intensiv mit internationalen Lehrenden und krönten die Session mit einem Best-of-Konzert vor fast 200 Zuhörer_innen. Seit 2004 veranstaltet die ECMA – European Chamber Music Academy mehrmals jährlich intensive mehrtägige Trainingssessions für junge Kammermusikensembles in Partnerinstitutionen in ganz Europa.

Auch während der langen Durststrecke ohne Reisen und gemeinsames Spielen hielt die ECMA engen Kontakt mit den über 30 aktiven Ensembles und veranstaltete online wöchentliche ECMA-Jours-fixes, die bis zu 60 Personen zusammenbrachten und mit Vorträgen und Diskussionen Denkanstöße boten. Lilia Jekova und Kalina Miteva vom bulgarischen Ensemble Silhouettes verpassten kaum einen Jour fixe: „Diese Treffen haben für uns wirklich den ECMA-Spirit am Leben erhalten. Es waren so vielfältige Vorträge; wir haben immer die ganze Woche lang diskutiert, wie wir diese Ideen für unser Ensemble umsetzen können.“

Die Artistic Directors der ECMA, Hatto Beyerle, Johannes Meissl und Patrick Jüdt, arbeiteten online auch individuell mit einigen Gruppen, was erstaunlich gut funktionierte – am besten über das Low Latency Audio Visual Streaming System, kurz LOLA, das die mdw seit einigen Jahren erfolgreich nutzt, aber auch über kombinierte Set-ups von Streaming und Zoom oder auch nur die High-Fidelity-Erweiterung von Zoom. „Das Um und Auf für alle Formen von Live-Onlineunterricht ist natürlich eine stabile und schnelle Internetverbindung auf beiden Seiten. Je besser dann noch die Ausstattung von Mikrofonierung, Kamera und Kopfhörer, desto näher können wir einer Arbeitssituation wie in Präsenz kommen. Das heißt natürlich, dass die Bandbreite der Erfahrungen sehr groß ist …“, so Johannes Meissl. Diese Technologien nutzten auch die ECMA-Sessions in Den Haag, Paris und Oslo, die im Pandemie-Modus online oder hybrid – mit lokalen Ensembles vor Ort und online zugeschalteten Gruppen – stattfanden.

Das Um und Auf für alle Formen von Live-Onlineunterricht ist natürlich eine stabile und schnelle Internetverbindung auf beiden Seiten. Je besser dann noch die Ausstattung von Mikrofonierung, Kamera und Kopfhörer, desto näher können wir einer Arbeitssituation wie in Präsenz kommen. Das heißt natürlich, dass die Bandbreite der Erfahrungen sehr groß ist …

Johannes Meissl, Vizerektor für Internationales und Kunst

Nun gibt es aber wieder Live-Sessions, und das mit erweitertem Angebot durch das vom „Creative Europe“-Programm der EU geförderte Kooperationsprojekt ECMA Pro – International Career Development and Socially Engaged Outreach in Chamber Music: Karriereentwicklungstrainings und das Erarbeiten neuer Konzertformate wurden in Grafenegg und Fiesole nahe Florenz erstmals umgesetzt. Ein Online-Workshop mit Musiker_innen-Coach Kirsten Peters leitete die mdw-Session in Grafenegg ein; und die erfolgreichen ECMA-Alumnae Minna Pensola und Karla Haltenwanger stellten mit ihren Ensembles entwickelte neue Konzertformate vor. Der Perkussionist und Regisseur Thomas Toppler animierte die Ensembles in seinem Workshop Let’s play dazu, das Spielerische für das musikalische und das zwischenmenschliche Zusammenarbeiten zu nutzen: „Mit Spiel ist nichts anderes gemeint als zu schauen: Was steht im Text?“, beschreibt Toppler sein Konzept: „Wie leise können wir spielen, wie sehr können wir der Führungsstimme dienen, wie stark können wir auf die Intonation hören? Weil ich das als Spiel definiere, bin ich offener, mutiger, es gibt keine Angst vor dem Scheitern, wir probieren aus, und wenn uns das Spiel gefällt, dann wissen alle, was zu tun ist.“

Bei der ECMA-Session in Fiesole diskutierten der Pianist und künstlerische Leiter Alexander Lonquich und der brasilianische Pianist Ricardo Castro mit den Ensembles individuelle Konzertformate und Schwerpunktsetzungen. Diese Trainings sollen die Ensembles dabei unterstützen, ein einzigartiges Profil zu entwickeln, das neben ihrer künstlerischen Qualität hilft, Konzertveranstalter_innen zu überzeugen, sie zu Auftritten einzuladen.

Auch im Herbst reisen die ECMA-Ensembles – finanziell unterstützt durch ECMA Pro – wieder: zu Showcases nach Gent und Budapest und zu Sessions nach Den Haag und Oslo. Die Pandemie hat zwar gezeigt, dass Lehre auch online gut funktioniert – aber den direkten persönlichen Austausch nicht ersetzen kann.

Mehr Informationen unter ecma-music.com/en/ecmapro

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