Eine Kooperation zwischen mdw und Queer Base mit musiktherapeutischen Angeboten für Menschen, die aufgrund ihrer Sexualität oder Genderidentität aus ihren Herkunftsländern geflüchtet sind.
Wie die Kooperation mit Queer Base entstanden ist

Wer ein Musiktherapiestudium an der mdw durchläuft, für den/die gehören Praktika zum Studienalltag. Im Laufe der Zeit tauchen Studierende in ganz verschiedene klinische Arbeitsfelder ein, das heißt, dass sie selbstständig mit Klient_innen musiktherapeutisch arbeiten, unterstützt von supervisorischer Begleitung. Zusätzlich gibt es die Gelegenheit, selbst einen Praktikumsplatz außerhalb der etablierten Wahlmöglichkeiten zu organisieren. Dort hat unsere Kooperation ihren Ursprung.

Dass wir uns einmal aus den behüteten, vorstrukturierten Praktikumsoptionen hinausbegeben wollen, war für uns sofort klar. Obwohl die mdw in den letzten Jahren Themen rund um Diversität immer mehr Stellenwert beimisst, gab es für uns als queer identifizierte Student_innen viele Erfahrungen und Fragen, die nur schwer Raum finden konnten. So sind wir im Februar 2020 auf die Idee gekommen, Kontakt zu Queer Base aufzunehmen.

Queer Base ist ein Community-Zentrum für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Interpersonen sowie Queers und unterstützt durch Beratung Menschen, die aufgrund ihrer Sexualität oder Genderidentität nach Österreich geflüchtet sind.

Was zuvor nur eine subjektive Ahnung von Themen war, die in der Ausbildung zu kurz kommen, wurde uns während der praktischen Arbeit bei Queer Base in aller existenzieller Realität vor Augen geführt.

Was Musiktherapie in diesem Kontext sein kann

Wir haben uns oft gefragt, was es bedeuten kann/muss, unser musiktherapeutisches Angebot an diesen Kontext anzupassen. Ziele können hier beispielsweise sein, durch aktive Interventionen Selbstwertgefühl, Selbstwahrnehmung und den Ausdruck von Genderidentität zu unterstützen, ein Kontrollgefühl über eigene Handlungen zu stärken und Diversität zu zelebrieren. Auf musikalischer Ebene kann dies etwa durch Verklanglichung von Identitätsanteilen, freie Improvisation oder das Lauschen auf Töne zum Ankommen im Hier und Jetzt umgesetzt werden – die Interventionen kennen viele Formen, Farben und Facetten.

Als wichtigste Grundvoraussetzung haben wir in diesem Kontext, in dem mehrere Diskriminierungskategorien aufeinandertreffen, das gemeinsame Erschaffen und Erleben eines Safe[r] Space erlebt. Ein Safe[r] Space hat zum Ziel, möglichst diskriminierungsfrei zu sein, und setzt voraus, dass die anwesenden Personen für unterschiedliche und intersektionale Diskriminierungserfahrungen sensibilisiert sind und eigene gesellschaftliche Privilegien reflektieren. An einer solchen Haltung arbeiten wir beispielsweise durch Auseinandersetzung mit Bereichen der Gender Studies sowie mit intersektionalen, queeren und antirassistischen Ansätzen, und wir möchten diese Erfahrungen und Diskussionen auch wieder zurück in die Ausbildung bringen.

Was uns die Arbeit bedeutet

An einem Ort zu arbeiten, an dem wir ohne Einschränkung authentisch sein können, an den wir kommen können ohne die alltägliche Frage, wie viel Anpassungsleistung heute erbracht werden muss/soll/kann, ist für uns selbst eine unglaublich befreiende Erfahrung.

Was als kleines Projekt begonnen hat, ist uns mittlerweile als andauernde Kooperation ans Herz gewachsen. Wir sind froh, auf diese Weise dazu beitragen zu können, die mdw diverser zu gestalten, und wünschen uns viele weitere Initiativen, die queere Perspektiven Teil eines jeden Studiengangs werden lassen.

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