Rückblick auf die Podiumsdiskussion Zukunftsmusik. Internationale künstlerische Karrieren trotz Klimakrise!?

Beinahe wäre die Veranstaltung, bei der am 1. Juli 2020 Vertreter_innen aus der Film-, Musik- und Theaterbranche zum Verhältnis von globalem Kulturbetrieb, internationalen Karrieren und Klimakrise diskutierten, der Coronakrise zum Opfer gefallen. Doch trotz Veranstaltungsstopps – zunächst für alle Veranstaltungen an der mdw, später für Veranstaltungen mit anwesendem Publikum – wurde an der Durchführung dieser Podiumsdiskussion festgehalten. Das Thema war gerade angesichts der aktuellen Auswirkungen auf Kunstschaffende und Kulturbetriebe brisanter denn je. Die Verletzlichkeit des globalen Kunst- und Kulturbetriebs war deutlich vor Augen geführt beziehungsweise wurde und wird schmerzlich am eigenen Leib erfahren.

Welche Auswirkungen die Klimakrise haben wird, ist nicht zur Gänze vorstellbar, dass diese aber um einiges weitreichender und existenzieller sein werden, als wir sie nun durch die Coronakrise erleben, wird von der Klimafolgenforschung prognostiziert.

Obwohl im Verlauf der von Fred Luks geleiteten Podiumsdiskussion Vizerektor Johannes Meissl die „Frage nach einem radikalen Paradigmenwechsel“ aufwarf und die Podiumsteilnehmer_innen sich der Notwendigkeit einer Systemveränderung durchaus bewusst waren, attestierte Matthias Naske, Intendant des Wiener Konzerthauses, dem Kulturbetrieb noch „zu wenig Mut, um den Klimawandel anzugehen“. Die stellvertretende künstlerische Leiterin am Burgtheater Wien und Dramaturgin Alexandra Althoff sprach u. a. über die ernsthaften Bemühungen im Theaterbetrieb und die Möglichkeit durch Inszenierungen „Gegebenes kritisch zu hinterfragen, Perspektiven zu verrücken und neue zu eröffnen“. Marie Luise Lehner vertrat als Studentin der Filmakademie Wien die Filmbranche und hoffte auf das umweltpolitische Engagement der nachkommenden Generation sowie auf die Wirkmacht des Mediums Film. Thematisiert wurde natürlich auch, in wie weit digitale und hybride Formate, wie sie während Corona vermehrt eingesetzt und vorangetrieben wurden, eine sinnvolle und befriedigende Alternative für die unterschiedlichen Kunstsparten darstellen können. Und die Sozialwissenschaftlerin und Aktivistin Brigitte Kratzwald nannte das bedingungslose Grundeinkommen als mögliche Lösung für die zuvor geforderte Entkoppelung einer künstlerischen Karriere vom ökonomischen Druck des Überlebens.

Alles in allem eine gelungene Veranstaltung mit heißen Themen, die als Green Meeting im Joseph Haydn-Saal der mdw über die Bühne ging und live gestreamt wurde. Doch genügt das, um als nachhaltige Veranstaltung gesehen zu werden? Braucht es, um die in den Grußworten von Bernhard König geforderten „guten Antworten, die dringend nötig sind“ zu finden, nicht mehr als eine Podiumsdiskussion?

Um nicht als Eintagsfliege im normalerweise dichten Veranstaltungskalender archiviert zu werden, sollte diese Diskussion als Impuls für eine notwendige Vernetzung zwischen dem österreichischen Kulturbetrieb, Kunstuniversitäten sowie Kunstschaffenden genutzt werden. Damit könnte aus individuellen Lösungsversuchen ein gemeinsames Tun und Handeln entstehen, wodurch eine überlebensnotwendige Transformation in Richtung „Zukunftsfähigkeit“ auch für den Kulturbereich möglich wird.

„Denn jeder einzelne Schritt hat Wirkung auf das gesamte System“, so Gerda Müller, Vizerektorin für Organisationsentwicklung, Gender & Diversity an der mdw, in ihren Begrüßungsworten zu dieser Veranstaltung.

Die gesamte Podiumsdiskussion können Sie in der mdwMediathek nachsehen: mediathek.mdw.ac.at/zukunftsmusik

Für 2021 ist eine Zukunftswerkstatt mit Bernhard König an der mdw in Planung. Bernhard König ist Komponist, Dramaturg und Konzertpädagoge und beschäftigt sich seit 2019 mit der Wechselwirkung zwischen Musik und der globalen Umwelt- und Klimakrise. Dabei soll es nicht nur um eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema gehen, sondern vor allem darum, die möglichen Auswirkungen für Kunstschaffende und den globalen Kulturbetrieb vor Augen zu führen und zum Handeln zu ermutigen.

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