Von der Pädagogin zur Kulturmanagerin zu einer der bekanntesten und renommiertesten Tortenbäckerinnen Österreichs. Christina Krug beweist Mut zur Veränderung – und das mit größtmöglichem Erfolg.

Christina Krug
©Christina Krug / Schnabulerie

Christina Krug kreiert die schönsten Designtorten, ihr kleines Café, die Schnabulerie, ist ein liebevoll gestalteter Ort der Ruhe und Entspannung. Die engagierte Konditormeisterin hat ihre Berufung gefunden und lebt damit ihren ganz persönlichen Traum. Ihr eigenes Business aufzubauen und alles Vertraute hinter sich zu lassen, hat die gebürtige Niederösterreicherin jedoch viel Kraft und Anstrengung gekostet. „Der Umstieg von meinem Job in der Kulturvermittlung, für den ich viele Jahre studiert habe, zu einer Branche, wo ich von Null beginnen musste, ja nicht einmal das Handwerk gelernt habe, hat mir schon Angst gemacht.“ Eine Angst, von der sich die gelernte Pianistin nicht behindern lässt. „Ich hatte während meines ganzen Studiums der Instrumentalpädagogik Klavier großes Lampenfieber. Diese Auftrittsangst hat mich stets begleitet und dadurch habe ich gelernt, mit ihr umzugehen. Man kann sich das wie eine Art Training vorstellen.“

Mit der Angst umzugehen, ist eines von vielen Dingen, die sie aus ihrem Studium mitgenommen hat. „Als Musikerin hat man die allerbesten Voraussetzungen Unternehmerin zu sein: Die unglaubliche Konsequenz, die man sich durch stundenlanges Üben aneignet und den Biss, den man haben muss, um beispielsweise eine Sonate so lange zu üben, bis sie hundertprozentig sitzt, sind meiner Ansicht nach die zwei wichtigsten Eigenschaften, um als Unternehmerin erfolgreich zu sein.“ Ihre Konsequenz beweist sie im Zuge ihres Klavier-Studiums, als ihr klar wird, dass es sie zum Kulturmanagement zieht. Trotzdem schließt sie ihr Studium ab, und beginnt gleich darauf den Lehrgang Kulturmanagement an der mdw. Zeitgleich tritt sie ihre Stelle bei der Kulturvermittlung des Tonkünstler-Orchesters an. Ihre zwei Studien haben sie dorthin gebracht, wo sie heute ist, denn vieles aus ihrer damaligen Ausbildung ist ihr heute von Nutzen. „Ich führe mein Unternehmen wie einen Kulturbetrieb. Zum Beispiel habe ich gelernt, wie wichtig es ist, eine Corporate Identity zu haben.“ Bereits während der Ausarbeitung ihres Businessplans macht sich die angehende Konditormeisterin Gedanken zu ihrer Produktlinie und dem Marktsegment, in dem sie sich ansiedeln möchte. „Ich habe bemerkt, dass man sich bei Designtorten, speziell Hochzeitstorten, künstlerisch verwirklichen kann. Und es ist ein Markt, in dem die Leute bereit sind, auch Geld dafür auszugeben. Das ist ein wichtiger Punkt, denn wenn man Kunsthandwerk auf höchstem Niveau betreibt, braucht man auch einen Anlass, der es den Leuten wert ist, so viel Geld auszugeben.“ In zahlreichen Kursen auf der ganzen Welt lernt Christina Krug alles über die neuesten Dekortechniken, die sich unter anderem an Mode und Interieur orientieren. „Hier geht es wirklich um Kunst. Handwerk alleine reicht nicht.“ Die Auseinandersetzung mit dem Begriff der Kunstästhetik hat sie schon während des Kulturmanagement-Studiums beschäftigt – und bis heute nicht losgelassen. „Kunst ist etwas, das Kunstunis sehr gut vermitteln, im Handwerk war das lange Zeit nicht gefragt. Das ändert sich jetzt.“ Laut Christina Krug spielen hier soziale Medien wie Instagram oder Pinterest eine große Rolle. „Überall findet man heutzutage Bilder von genialen Torten, die aus England oder Amerika kommen. Die Leute sehen das und wollen diese Torten haben. Mir fallen ad hoc aber nur fünf Leute ein, die das in Österreich machen – das ist eine unglaubliche Marktlücke!“

Sich mit ihren Kreationen künstlerisch selbst zu verwirklichen, ist etwas, das die junge Tortendesignerin in besonderem Maße schätzt. „Man hat eine Idee und überlegt sich anschließend, wie man diese umsetzt. Das ist eine ehrliche Arbeit und man kann den Leuten etwas geben, das sie glücklich macht.“ Parallelen, die sie an ihren damaligen Job bei den Tonkünstlern erinnern. „Ich könnte mir schon vorstellen, irgendwann wieder im Kulturmanagement tätig zu sein, allerdings nicht mehr in einem Angestelltenverhältnis. Wenn ich schon so viel arbeite, dann für mich.“ Dass die Selbstständigkeit aber nicht nur Vorteile hat, liegt auf der Hand. Harte Arbeit, Eigenverantwortlichkeit und schlaflose Nächte begleiten die junge Unternehmerin. Auch wenn diese weniger werden. „Man wird mit der Zeit ruhiger. Wenn ich Angst bekomme, versuche ich ihr keine Bedeutung zu schenken und mich auf mein Ziel zu fokussieren.“ Nicht zuletzt hatte die Angst auch etwas Gutes. „Hätte ich keinen Respekt vor der Sache gehabt, hätten mich die Bank und die Business-Angels für leichtsinnig gehalten. So habe ich Menschen gefunden, die mich in meinem Vorhaben unterstützt haben.“

Ob sie noch hin und wieder Klavier spielt? „Ja, heute wieder sehr viel. Und meine Erkenntnis ist: Man muss sich nicht immer die schwierigsten Stücke aussuchen, um beim Klavierspielen die größte Freude zu haben.“

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