Stärkung der Zusammenarbeit zwischen europäischen Higher Music Education Institutions (HMEIs)

Im Herbst 2020 startete die ECMA – European Chamber Music Academy mit dem EU-geförderten Projekt ECMA Pro einen groß angelegten Weiterentwicklungs- und Professionalisierungsprozess. In wenigen Monaten endet ECMA Pro – International Career Development and Socially Engaged Outreach, aber schon jetzt ist klar: Die zwölf europäischen Partner_innen aus neun Ländern können mit diesem Kooperationsprojekt und seinen in vielen Bereichen überraschenden Ergebnissen und Lernerfahrungen für alle Beteiligten mehr als zufrieden sein.

© Stephan Polzer

In der ECMA, die 2024 ihr 20-jähriges Bestehen feiert, kooperieren europäische Musikuniversitäten und -konservatorien sowie renommierte Musikfestivals miteinander, um jungen ambitionierten Kammermusikensembles ein intensives zweijähriges Trainingsprogramm zu bieten, das derzeit von rund 20 Ensembles aktiv genutzt wird. In etwa einwöchigen ECMA Sessions arbeiten die Gruppen intensiv mit verschiedenen Lehrenden, erhalten zusätzliche Inputs zu philosophischen, historischen und gesellschaftlichen Kontexten und haben nicht zuletzt die Möglichkeit, sich mit ihren Kolleg_innen aus anderen Ensembles auszutauschen und sich so ein tragfähiges europäisches Netzwerk zu schaffen.

Das Trio Bohémo bei der ECMA Session in Vilnius 2022 © Jonas Šopa

ECMA Pro setzt an verschiedenen Punkten an, um diese Basis weiterzuentwickeln: Career Skills Workshops und Lectures im Rahmen der Sessions unterstützen die Gruppen bei der Entwicklung ihrer Karrieren abseits des Künstlerischen; die ECMA Career Skills Platform bietet – überwiegend Open Access – Materialien zum Selbststudium und das ECMA Switchboard präsentiert die ECMA Ensembles einem professionellen Publikum und stellt so eine digitale Schnittstelle zwischen Musiker_innen und Konzertveranstaltenden dar. In individuellen Trainings regen Expert_innen die Gruppen dazu an, innovativ und kreativ mit neuen Konzertformaten und künstlerischen Kooperationen zu experimentieren und damit auch neue Publikumsgruppen anzusprechen. Die Öffnung in die Gesellschaft hinein steht auch im Zentrum der Kooperation mit Musethica: Das Musethica-Konzept verbindet intensives Konzerttraining für hochqualifizierte junge Musiker_innen damit, Kammermusik an Orte zu bringen, an denen sie sonst nicht stattfindet, wie Unterkünfte für Geflüchtete, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Gesundheitseinrichtungen oder auch Gefängnisse. Die ECMA Showcases bieten den Ensembles – unter anderem in Kooperation mit dem renommierten Flanders Festival Ghent – die Möglichkeit, sich sehr individuell einem diversen Publikum aus Agenturen, Konzert- und Festivalveranstaltenden und Kammermusik-Aficionados zu präsentieren. Kommenden Sommer geht schließlich eine Plattform online, die allen Interessierten Video-Tutorials zu verschiedenen Themen des Kammermusikunterrichts zur Verfügung stellen wird.

Das ECMA Ensemble Tetra Brass beim ECMA Showcase an der Liszt Ferenc Academy of Music (Budapest) 2022 © Erdős Dénes

Diese zusätzlichen Angebote, die durch das EU-kofinanzierte Projekt möglich wurden, haben das Spektrum der ECMA Sessions erweitert und machen neue Lern- und Lehrerfahrungen möglich; und nicht zuletzt können die teilnehmenden Ensembles durch Reisekostenzuschüsse unterstützt werden. Darüber hinaus hat ECMA Pro aber auch die Zusammenarbeit der beteiligten Partner_inneninstitutionen nachhaltig gestärkt: Die beschriebenen Features und Aktivitäten des Projekts wurden in Arbeitsgruppen erarbeitet, die aus Vertreter_innen der verschiedenen Partner_innen bestehen und die sich regelmäßig treffen.

Best of ECMA Wien/Grafenegg 2023 © Lukas Beck

Die fokussierte, längerfristige Arbeit an konkreten Inhalten und Formaten für die Lehre und Förderung der Ensembles sowie die diversen Perspektiven aus den verschiedenen Institutionen haben diesen Entwicklungen eine besondere Qualität verliehen. Die entstandenen Formate wurden in den ECMA Sessions in unterschiedlichen Ausformungen erprobt, in den Arbeitsgruppen weiter diskutiert und aus den Erfahrungen heraus verbessert und adaptiert. Durch die Organisation in Working Groups sind deutlich mehr und unterschiedliche Personen an diesen Prozessen beteiligt, als dies im „ECMA-Alltag“ der Fall sein könnte. So kann auf eine große Vielfalt an Know-how und Erfahrungen zurückgegriffen werden – und daraus ist eine Community of Practice entstanden. Möglichst vieles von dieser Praxis und den Erkenntnissen aus dem Sonderzustand „EU-Projekt“ in die laufende Arbeit der ECMA zu integrieren wird die Aufgabe der kommenden Monate sein. Das Gelingen eines solchen Kooperationsprojekts entsteht keineswegs aus dem Nichts, sondern baut auf der langjährigen, aktiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit der ECMA-Partner_innen auf. Nicht zuletzt bildet diese Kooperation auch die Basis für die neue European University Alliance IN.TUNE, in der auch einige ECMA-Partner_innen vertreten sind.

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