Kunst und Wissenschaft sind zwei Bereiche, die Haruki Noda bereits seit seiner Jugend faszinieren – er ist stark naturwissenschaftlich geprägt und nimmt früh Gitarrenunterricht. Diese Dualität ist auch in seinem heutigen Schaffen als Komponist, Multimedia- und Performancekünstler sowie Musikwissenschaftler spürbar.

Ich komponiere aus Leidenschaft und programmiere mir dafür meine eigenen digitalen Instrumente.

Zunächst studiert Haruki Noda an der Hochschule für Musik und Tanz Köln klassische Gitarre und wechselt anschließend für die Studien Komposition, elektroakustische Komposition und Musiktheorie an die mdw. „Ich hatte nicht das Gefühl mich mit der Gitarre entsprechend ausdrücken zu können, daher habe ich mich für Komposition entschieden.“ Mit großem Erfolg, denn seine Werke wurden unter anderem bei Wien Modern (2020), dem Transparent Sound New Music Festival (2021) und den Gustav Mahler Musikwochen (2023) aufgeführt.

Haruki Noda ist Sonderpreisträger des Kompositionswettbewerbs der Tage der neuen Klaviermusik in Graz (2021) sowie Gewinner des Composition Award des Gustav Mahler Research Centre (2023). © Anwora (Andreas Rausch)

„Ich komponiere aus Leidenschaft und programmiere mir dafür meine eigenen digitalen Instrumente.“ Mit seinen elektronischen Kreationen tritt er heute sowohl als Multimedia- und Performancekünstler als auch mit seinem Künstler_innen-Kollektiv ExMachinisMusicae auf. „Entstanden ist das Kollektiv als gemeinsames Corona-Projekt mit meinem Freund und Studienkollegen Alejandro Lopez Alvarez. Wir hatten zu der Zeit beide mit digitalen Effektgeräten experimentiert und viel Freude daran.“ Heute ergänzt eine Visual-Künstlerin sowie Kooperationen mit verschiedenen Künstler_innen die Formation. Das erste Album ist während einer Residency in Das Lot in Wien im August 2023 entstanden und eine Zusammenarbeit von insgesamt zehn Musiker_innen aus diversen Sparten, darunter Neue Musik, experimentelle Elektronik, freie Improvisation, Jazz, Drone, Noise und Techno.

In der Wissenschaft arbeite ich sehr systematisch und methodisch. Hingegen kann ich mich in der Kunst frei ausleben. Diese beiden Bereiche gleichen einander aus.

Auch seiner zweiten Leidenschaft – dem wissenschaftlichen Arbeiten – bleibt Haruki Noda weiterhin treu. Seit 2021 ist er Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Arnold Schönberg und die Wiener Schule sowie Doktorand am Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung. „Mir ist es wichtig, diese beiden Bereiche – das Künstlerische und das Wissenschaftliche – klar voneinander zu trennen. In der Wissenschaft arbeite ich sehr systematisch und methodisch. Hingegen kann ich mich in der Kunst frei ausleben. Diese beiden Bereiche gleichen einander aus.“ Trotz der klaren Trennung beeinflussen sich Kunst und Wissenschaft gegenseitig, wie etwa die intensive Beschäftigung mit Arnold Schönberg im Rahmen seiner Dissertation seine eigene Ästhetik prägt. „An seinem Kompositionsstil fasziniert mich die Radikalität, das Revolutionäre. Wissenschaftlich gesehen interessieren mich der historische und politische Kontext Schönbergs und der Wiener Schule und wie sie es geschafft haben, sich in der Musikgeschichte zu etablieren.“ Mit seiner Dissertation Sich in die Geschichte einschreiben beschäftigt sich Noda mit der Frage, warum gewisse Komponist_innen in den Musikgeschichtsbüchern aufscheinen und andere in Vergessenheit geraten.

© Jana Mack

Auch nach seiner Dissertation möchte sich der engagierte Wissenschaftler weiterhin mit diesem Thema befassen. „Schönberg und die Zweite Wiener Schule hatten einen großen Einfluss auf die nachfolgenden Komponist_innen-Generationen. Das ist bis zum heutigen Tag ein wichtiges Thema, nicht nur in der Neuen-Musik-Szene, sondern auch in anderen Genres, wie der Popularmusik.“ So findet etwa im Herbst das internationale Symposium Digging Schönberg – Approaches in Popular Musics am Arnold Schönberg Center statt, das die Formen der Schönberg-Rezeption und -Adaption in der populären Musik in den Fokus stellt.

An Schönbergs Kompositionsstil fasziniert mich die Radikalität, das Revolutionäre.

Auch in Zukunft möchte der vielseitige Künstler sowohl in der Kunst als auch in der Wissenschaft verankert bleiben. Live-Konzerte mit seinem Künstler_innen-Kollektiv stehen dabei ebenso auf dem Programm wie eine Reise nach Kanada, wo zwei seiner Werke zur Aufführung gelangen. „Geplant ist zudem ein Workshop, wo gemeinsam mit Bewohner_innen aus der dortigen Region ein Kunstwerk entstehen soll.“ Im Laufe des Jahres 2024 möchte Haruki Noda mit einer Projekt-Förderung des Career Centers sein Musiktheater-Projekt Ecce Homo, das bereits im Juni 2023 als Pilot-Projekt im Klangtheater der mdw aufgeführt wurde, zu einem abendfüllenden Stück erweitern. „Von einer befreundeten Schauspielerin stammt die Textauswahl, für die ich mit Live-Elektronik einen klanglichen Rahmen geschaffen habe.“ Das Werk bezieht sich auf einen autobiografischen Text von Friedrich Nietzsche und wird mit Kollaborationen von Künstler_innen aus verschiedenen Sparten, wie Schauspiel, Musik, Mode und digitale Kunst realisiert. „Für mich persönlich ist es wichtig, an Projekten zu arbeiten, die mir Spaß machen, und dabei den Fokus nicht nur auf den Erfolg zu legen. Das hat für mich bisher gut funktioniert.“

Weiterführende Informationen:

Comments are closed.