Who No Know Go Know: Der Songtitel der nigerianischen Musiklegende Fela Kuti war auch ein Motto für ein Projekt der mdw-Lehrenden Rupert Fankhauser und Philipp Sageder in Südafrika. Neue Sichtweisen auf Musik zu eröffnen und in Dialog zu treten sind die Pfeiler ihrer Arbeit mit Studierenden der Universität Stellenbosch und mit Kindern und Jugendlichen an Schulen. Über all dem steht die mitreißende Begeisterung für das Musikmachen in Südafrika, an der die beiden Lehrenden teilhaben durften.

© musicEmotion

Rupert Fankhauser war 1993/94 Mitglied des Capetown Orchestra und hat seither Verbindungen nach Südafrika. Philipp Sageder und er entwickelten das Projekt „musicEmotion“, mit dem sie 2019 zum ersten Mal an der Universität in Stellenbosch, einer Stadt im Südwesten Südafrikas, und in dortigen Schulen zu Gast waren. Aufgrund der positiven Resonanz besuchten sie im Februar 2023 Südafrika erneut. „Mit ‚musicEmotion‘ wollen wir Bewegung, Emotion und musikalische Ausdrucksweise vereinen“, so Fankhauser. Die Idee ist über das übliche Masterclass-Format hinauszugehen und nicht nur ausgewählte Studierende an der Universität zu unterrichten, sondern auch junge Talente außerhalb des akademischen Kreises. In ihrem Projekt nutzen sie den Vorteil, unterschiedliche Stilrichtungen abzudecken. Fankhauser ist Klarinettist und kommt somit aus dem klassischen Konzertfach, Sageder aus dem Gesang und der Popularmusik. Beide sehen Teamteaching als großen Mehrwert für Lehrende, weil sie viel voneinander lernen können. „Teamteaching ist der Gegenentwurf zur Masterclass. Wir arbeiten stilistisch bunt, mit Ensembles statt mit Einzelnen und mit Musiker_innen unterschiedlicher Levels“, erklärt Sageder.

Die Musikfakultät der Universität Stellenbosch versucht ihre künftigen Studierenden über ein engagiertes Outreach-Programm an Township-Schulen anzuwerben, um so auch inklusiver und diverser zu werden. „Wir haben sehr praktisch mit den jungen Musiker_innen an Improvisationen, am Hören und Zuhören gearbeitet“, sagt Sageder über die Arbeit mit den Schüler_innen. „Die Kinder sind sehr enthusiastisch, mit einem freien Zugang zu Musik. Viele singen regelmäßig in Chören und bei Kirchenmessen und haben daher sehr gute gesangliche Fähigkeiten“, ergänzt Fankhauser.

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An der Universität Stellenbosch, deren Studienangebot stark auf künstlerische Konzertfächer ausgerichtet ist, traten die mdw-Lehrenden mit den Studierenden in einen Austausch über den Stellenwert der Pädagogik. „Erfolgreiche Musiker_innen können ebenso erfolgreich pädagogisch tätig sein. An der mdw gibt es eine große didaktische Expertise, da können wir sehr viel vermitteln“, betont Sageder. Austausch soll auch in Form von Mobilitäten stattfinden. Lehrende der Universität Stellenbosch waren bereits an der mdw zu Gast, Studierendenmobilitäten sollen folgen – in beide Richtungen. „Südafrika ist ein unglaublich schönes Land mit großem Potenzial. Im Bildungsbereich gibt es zahlreiche Initiativen. Dennoch hat sich für die Ärmsten nicht viel gebessert“, meint Fankhauser. Als Folge der Apartheidpolitik gibt es nach wie vor Wohngebiete getrennt nach Hautfarbe und überaus gefährliche Regionen mit hoher Kriminalität.

„Von einer Reise wie dieser komme ich mit großer Demut zurück und erzähle den Studierenden von meinen Erfahrungen. Es ist wichtig für Lehrende sich immer wieder auf neues Terrain zu begeben, um zu sehen, was es heißt, sich erstmals mit Musik zu befassen und am Anfang zu stehen“, ist Fankhauser überzeugt. „Im Projekt wollen wir permanent Fragen stellen, denn es gibt so viel zu lernen und viele Sichtweisen auf Musik. Das Ziel ist es, Automatismen zu verlassen und neue Spielfelder zu eröffnen“, erläutert Sageder. In der musikalischen Ausbildung erachten es beide als essenziell, nicht nur die Spezialisierung und den Exzellenzgedanken voranzutreiben, sondern den Studierenden vielseitige Kompetenzen mitzugeben, um ihre Musik in die Gesellschaft zu tragen und Barrieren abzubauen.

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Das Projekt bringen die beiden Lehrenden nicht nur nach Südafrika. Wichtig ist ihnen, abseits der westlichen Kulturmetropolen zu agieren. Im September waren sie mit ihrem Projekt in Kolumbien zu Gast, ebenso mit dem Ansatz möglichst viele Musiker_innen spartenübergreifend einzubinden. Im Frühjahr 2024 wollen Fankhauser und Sageder nach Südafrika zurückkehren und ihr Projekt und Netzwerk mit dem großen musikalischen Reichtum Südafrikas erweitern – gemäß dem Motto „Who no know go know“.

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