Über den zweiten Durchlauf von Reach higher, reach beyond. Mentoring-Programm für Künstler_innen der mdw, die eine universitäre Karriere anstreben (Frauen, inter* und nicht-binäre Personen).

Schon vor etwa einem Jahr wurde an dieser Stelle der Frauenanteil bei den Universitäts- und Vertragsprofessor_innen der mdw referiert, Anlass war ein Bericht über das erstmals stattfindende Mentoring-Programm für Prae und Post Docs der mdw (Frauen, inter* und nicht-binäre Personen). Ende 2021 lag dieser Anteil bei 33,5 Prozent, die Statistik zur Geschlechterverteilung an der mdw weist aber auf eine besondere Schieflage bei der Geschlechterrepräsentation auf Professor_innen-Ebene hin: Während bei den wissenschaftlichen Professuren die Frauen mit einem Anteil von 45 Prozent schon recht gut aufgeholt haben, liegt der Anteil bei der großen Mehrheit der Professuren an der mdw – nämlich den künstlerischen – bei vergleichsweise mageren 32 Prozent.

Das zweite Pilotprojekt unter dem Titel Reach higher, reach beyond. Mentoring-Programm für Künstler_innen der mdw, die eine universitäre Karriere anstreben (Frauen, inter* und nicht-binäre Personen), entwickelt von der Stabstelle Gleichstellung, Gender Studies und Diversität (GGD) gemeinsam mit Vizerektorin Gerda Müller, Barbara Strack-Hanisch und der Personalentwicklung – Zentrum für Weiterbildung (ZfW), versuchte im vergangenen Jahr, einen Beitrag zum Geraderücken dieser ernüchternden Zahlen zu leisten.

Zwölf Absolvent_innen, Lehrbeauftragte und Senior Lecturer der mdw in einem künstlerischen oder künstlerisch-pädagogischen Fach stellten sowohl individuell als auch in Mentoring-Kleingruppen und der größeren Peer-Gruppe Fragen zu ihren universitären Karrieren und arbeiteten (gemeinsam) an deren strategischer Weiterentwicklung. Während eines dreiteiligen Kompetenztrainings, das 2022 endlich in Präsenz stattfinden konnte, setzten sie sich mit dem Spannungsfeld von Konkurrenz und Kooperation im Kunstbetrieb auseinander, lernten universitäre Strukturen besser zu verstehen und aktiv zu nutzen und erlebten, was „ganzheitliche Präsenz“ in der Kommunikation bedeuten kann.

In einem eigenen Austauschformat teilten einige Lehrende an der mdw – Professorinnen genauso wie Senior Lecturers – auf sehr offene und persönliche Weise ihre Erfahrungen und (Karriere-)Entscheidungen im künstlerischen Universitätsbetrieb mit den Mentees und Barbara Strack-Hanisch führte detailliert durch den Ablauf eines Ausschreibungs- und Bewerbungsprozesses an der mdw.

Ein Experiment war für das Programm das Mentoring in Kleingruppen: Jeweils drei Künstlerinnen/Mentees arbeiteten über mehrere Monate hinweg regelmäßig mit jeweils einer Mentorin, die sie sich als Gruppe selbst gewählt hatten. Die Dirigentin und seit Oktober 2022 mdw-Professorin Sian Edwards, die US-amerikanische Tubaistin und Universitätsmanagerin Joanna Hersey, die Filmemacherin Ula Stöckl und die ehemalige Konzertgeigerin, Tänzerin und emeritierte Mozarteum-Professorin (Lab Inter Arts) Helmi Vent teilten großzügig ihre Erfahrungen, Erkenntnisse und Ratschläge mit den Mentees: „Helmi hat uns einen interessanten Blick hinter die Kulissen gewährt, andererseits sehr fundiert künstlerisch mit uns gearbeitet. Weiters hat sie mit uns vieles kritisch hinterfragt und somit auch viel Unsicherheit in Bezug auf das komplexe universitäre System genommen“, erzählt Marlene Lacherstorfer.

Zum zentralen Thema für die Teilnehmenden und das Programm – und zwar deutlich über das ursprünglich Geplante hinausgehend – entwickelte sich aber die wiederkehrende Auseinandersetzung mit Doing Gender im Kontext von Doing Art. Nicht nur der Input von Ulli Mayer im Rahmen des Programms gab Anlass zu intensiven Gesprächen, sondern auch die im Sommer an der mdw sehr präsente Diskussion zum Thema Machtmissbrauch: In eigens dafür organisierten Gesprächsrunden tauschten sich Vizerektorin Gerda Müller und die Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen Angelika Silberbauer sehr offen mit den Mentees darüber aus. „Ich bin dankbar, dass mich ‚Reach higher, reach beyond‘ dazu inspiriert hat, dass ich Machtmechanismen und Geschlechterverhältnisse, die ich vor meiner Teilnahme kaum je hinterfragt habe, nun kritischer betrachte“, meint die Oboistin Katharina Hörmann dazu. Ganz allgemein war die Auseinandersetzung mit Geschlechter- und Machtverhältnissen von Anfang an innerhalb der Mentee-Gruppe wichtig. Für Dorothy Khadem-Missagh „war es sehr wertvoll, in den vertrauensvollen Austausch mit anderen Mentees aus ähnlichen, aber auch ganz unterschiedlichen Bereichen zu treten. Dabei ist mir bewusst geworden, dass ich mit gewissen persönlichen Erlebnissen und Herausforderungen nicht alleine bin. Der Austausch hat den Blick auf eine größere Ebene gehoben und oft bloß als subjektiv wahrgenommene Erfahrungen in einen breiteren Kontext gestellt“.

Informationen zum Programm, den Mentees und Mentorinnen:
www.mdw.ac.at/ggd/reachhigher-reachbeyond-kunst

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