Rezension: Hennenberg, Beate und Röbke, Peter (Hg.): Inklusives Musizieren. Praxis, Pädagogik, Ästhetik am Beispiel der All Stars Inclusive Band Wien. wiener reihe musikpädagogik, Band 4
© Inna Ponomareva, Münster, Waxmann Verlag

Im Fokus des neu erschienenen vierten Bandes der wiener reihe musikpädagogik steht das inklusive Musizieren in seiner ganzen Bandbreite, d. h. praktische, pädagogische, aber auch ästhetische Dimensionen inklusiver Musizierpraxis. Prominentes Wiener Beispiel hierfür ist die 2010 an der mdw gegründete All Stars Inclusive Band, welche auch Anlass und Ausgangspunkt dieser Publikation ist. Als universitätsinterne, musikpraktische Keimzelle für Inklusion ist sie Forschungs-, Praxis- und Erfahrungsfeld zugleich – nicht nur für Studierende und Lehrende, sondern auch für alle am Musizieren Interessierten – mit und ohne Beeinträchtigung. Viele der Beiträge beziehen sich daher auf die Arbeit mit und Forschungen rund um diese Band sowie die Erfahrungen der Mitglieder. Mit dieser Band leistete die mdw Pionierarbeit in Österreich und sicherte sich neben beachtlichen Preisen auch eine Vorreiterrolle unter den österreichischen Kunstuniversitäten im Bereich inklusiver und diversitätssensibler Musizierpraxis.

Diese Leistung spiegelt sich in diesem vielseitigen Band wider, welcher sich in acht Kapitel gliedert: Das einleitende ist überschrieben mit Inklusion, Humanismus und der Liberalismus der Furcht und enthält zwei zentrale, reflexive Beiträge der beiden Musikpädagogik-Professoren der mdw Christoph Khittl und Peter Röbke. In Khittels Essays schimmert ein Plädoyer für Humanität durch, die Basis für Inklusion. Letztere sei laut Khittel nur im Plural denkbar. Gemeinschaftliches Musizieren unter Einbezug vulnerabler Gruppen erfordert nach Röbke neben entsprechenden musikbezogenen Angeboten immer auch adäquates Handeln, das politische Dimensionen touchiert. Von dieser Haltung zeugt der Sammelband im Gesamten.

Es folgt ein Kapitel über die All Stars Inclusive Band, deren Entwicklung und deren Beforschung. In diesem wird auch das soziale Miteinander unter den Bandmitgliedern erläutert, welches sich u. a. in den von und für die Band komponierten Songs spiegelt und in den Liedtexten Ausdruck findet. Mit der Band wurde nicht nur ein Erfahrungs- und Praxisfeld geschaffen, sondern auch ein praxisorientierter Bereich für die Professionalisierung künftiger Instrumental- und Gesangspädagog_innen. Um Professionalisierung und um eine inklusionskompetente Ausbildung geht es auch in einem weiteren Kapitel des Buches, gefolgt von spannenden und vielfältigen didaktischen Aspekten und Best-Practice-Beispielen. Der Sammelband wird abgerundet mit Beiträgen aus verschiedenen anderen musikpädagogischen Fachbereichen wie bspw. der elementaren Musikpädagogik, Improvisation und Musikvermittlung. Allen an Inklusion Interessierten liefert dieser Sammelband neben fundierten Überlegungen inspirierende Einblicke in verschiedene Handlungsfelder und Best-Practice-Beispiele außerschulischer musikbezogener Inklusion.

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