Chaker, Sarah/Petri-Preis, Axel (Hg.) (2022): Tuning up! The Innovative Potential of Musikvermittlung. Bielefeld: Transcript Verlag.

Die auf einer Vorlesungsreihe an der mdw basierende Publikation von Sarah Chaker (IMS) und Axel Petri-Preis (IMP) bietet ein Konglomerat aus Theorie und Praxis zum innovativen Potenzial von Musikvermittlung.

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Auf 216 Seiten wird Musikvermittlung nicht nur als professionalisiertes Berufsfeld, sondern auch als junge Forschungsdisziplin vorgestellt, in der Expertisen aus Kunst, Kulturmanagement, Musikpädagogik und Soziologie zusammenfließen. Neben einem Einblick in Geschichte und fachliche Verortung werden der Aufstieg und die Notwendigkeit des Gegenstands in v. a. deutschsprachiger Forschung diskutiert (siehe z. B. Under a Preservation Order? The Innovative Potential of Musikvermittlung to Renew Concert Life von Constanze Wimmer). Verflochten wird der dargestellte theoretische Diskurs mit Beispielen aus der Praxis. Die vorgestellten Konzertformate wurden alle mit künstlerisch-pädagogischem Anspruch entwickelt.

Die Ansätze dafür enthalten inkludierende Maßnahmen über Veränderung der Settings (z. B. Aufbau von Bühne und Bestuhlung, siehe Musikvermittlung as Everyday Practice. The Cello Quartett Die Kolophonistinnen von Sarah Chaker), vor- und nachbereitende Maßnahmen bei Konzerten (z. B. Moderationen) oder Methoden zur Entwicklung von musikalischen Kompetenzen und der Aktivierung des Publikums (z. B. Intensivierung des Hörprozesses, partizipative Kompositionsprojekte). Ein besonderer Fokus liegt aber auf Interventionen zum sozialen Gefüge (siehe Engaging with New Audiences. Perspectives of Professional Musicians’ Biographical Learning and Its Innovative Potential for Higher Music Education von Rineke Smilde). Das beinhaltet nicht nur das Ansprechen von Ziel- und Altersgruppen, die nicht zum klassischen Konzertpublikum zählen, sondern auch eine gewollte Durchmischung von Publika, die normalerweise nicht aufeinandertreffen würden.

Auch die Rollen der Akteur_innen werden reflektiert: Musizierende, Publikum, Lehrende, Forschende. Neben deren Beziehungen untereinander geht es um ein Neudenken ihrer Rollen: Wo können Musiker_innen durch Design ihres Programms und Settings das Publikum besser ins Konzert einbinden? Wo kann das Publikum agieren und musizieren, anstatt ‚nur‘ passiv zuzuhören (z. B. durch Response-Projekte)? Nicht zuletzt wird die Professionalisierung des Felds durch die Installation von Lehrgängen an Universitäten angesprochen.

Die Publikation bietet Interessierten einen fundierten Ein- und Überblick zum Phänomen Musikvermittlung, aber auch Anregungen zur Gestaltung von eigenen Konzerten und Vermittlungskonzepten. Zusätzlich wird Musikvermittlung als Gegenstand zur Forschung vertiefend dargestellt, wodurch die Lektüre für eine vielfältige Leser_innenschaft aufschlussreich wird.

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