Afghanische Diaspora

von Marko Kölbl

Die Forschung zu afghanischer Musik in Österreich hat im Februar 2016 mit dem vom Vizerektorat für Organisationsentwicklung, Gender und Diversity finanzierten Forschungsprojekt Musikalische Identifikationen von jugendlichen Geflüchteten unter der Mitarbeit von Ursula Hemetek und Marko Kölbl ihren Anfang genommen. Impulsgebend dafür war der lange Sommer der Migration 2015, mit dem Flucht und Geflüchtete zum zentralen Thema des medialen und politischen Diskurses in Europa wurden. Relativ rasch entwickelte sich in diesem Projekt ein Fokus auf die zu dieser Zeit merklich gewachsene afghanische Community in Wien. Mit Abschluss des Projekts im März 2018 (Projektbericht) erweiterten sich das Forschungsinteresse von musikalischen Identifikationen und den Möglichkeiten diasporischer Neuverortung durch Musik und Tanz hin zu einer umfassenden Erforschung afghanisch geprägter Räume von Musik und Tanz in Wien. Zentrales methodisches Prinzip in der Forschung zu Musik der afghanischen Diaspora in Österreich ist dialogische Wissensproduktion, die gemeinsame Gestaltung des Forschungsprozesses. Dementsprechend sind seit SoSe 2017 über die LV Feldforschungspraktikum regelmäßig auch MORE-Studierende aus Afghanistan in die Forschung involviert. Im Februar 2018 führten Marko Kölbl und Hamidreza Ojaghi eine Feldforschung zu afghanischer Musik im Iran, insbesondere in den Städten Teheran und Mashad durch. Alle Forschungsdaten der Forschung zur afghanischen Diaspora sind Teil des IVE-Archivs (FL und IR – in Arbeit). Forschungsergebnisse werden laufend in zahlreichen internationalen Konferenzen präsentiert und wurden unter anderem im Jahrbuch Musik und Gender (2020) publiziert.

Die Forschungstätigkeit zu afghanischer Musik findet im Austausch mit internationalen Expertisenzentren wie der Afghanistan Music Unit der Goldsmiths University London oder dem Afghanistan Music Research Center der Franz-Liszt-Hochschule in Weimar statt.

Im Rahmen der Forschung bestehen außerdem Kooperationen mit Wiener Kulturinstitutionen, wie den Wiener Festwochen oder Salam Orient, wodurch afghanische Musik in der österreichischen Öffentlichkeit sicht- und hörbarer wird. Generell orientiert sich die Forschung an den Wünschen und Bedürfnissen der afghanischen Community in Österreich – sie zielt auf gesellschaftspolitische Einflussnahme ab und möchte anti-muslimischen Rassismus mit musik- und tanzbezogenen Perspektiven bekämpfen.

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