Zum 10. Mal fanden im September die Vienna Music Business Research Days an der mdw statt. Ein Jubiläums-Bericht in Stichworten von A wie Anfang bis Z wie Zukunft.

Anfang

Begonnen hat alles mit einem Blog zu Fragen der Musikwirtschaftsforschung, den Peter Tschmuck, heute Leiter des Instituts für Kulturmanagement und Gender Studies (IKM), 2009 ins Leben rief. Zahlreiche Rückmeldungen legten einen ungeahnten Resonanzboden frei und ließen das Bedürfnis nach einem Format zum interdisziplinären Austausch erkennen: Die ersten Vienna Music Business Research Days (VMBRD) wurden 2010 an der mdw abgehalten.

Business

„Das Music Business tangiert zahlreiche unserer Wissenschaftsfelder an der mdw“, sagt Dagmar Abfalter, stellvertretende Leiterin des strukturierten Doktoratsprogramms der mdw. Die Konferenz bietet Raum für Aspekte der Musikausbildung ebenso wie klassische Industriethemen und musikwissenschaftliche Themen mit wirtschaftlichem Bezug. Zwar gibt es auch Branchentreffen der Industrie und diverse Networking-Formate, als fundierte wissenschaftliche Konferenz zum Musikbusiness, die sich auch zur Praxis hin öffnet, haben die VMBRD aber ein Alleinstellungsmerkmal.

Community

Musikwirtschaftsforschung betrifft viele. So setzt sich die rege Community der VMBRD dann auch aus Vertreter_innen unterschiedlicher Disziplinen zusammen: Musikwissenschaft, Popularmusikforschung und Medienwissenschaft ebenso wie Soziologie, Kulturwissenschaft sowie Personen mit ökonomischen Perspektiven. Auch Vertreter_innen aus der Praxis dürfen nicht fehlen. „Es braucht zehn Jahre, bis sich so eine Community etablieren kann“, erzählt Peter Tschmuck und lacht: „Wir sind nicht die Kardiologen mit ihren Zehntausenden, aber wir wachsen und sehen, dass es dieses Format gebraucht hat!“

Diskurs

„Mir gefällt die Vielfalt an Themen, Perspektiven und Teilnehmer_innen der VMBRD, sodass der interdisziplinäre Diskurs Raum erhält“, schwärmt Dagmar Abfalter, und auch Peter Tschmuck freut sich, dass es gelingt „Wissenschaft und Praxis in den Diskurs zu bringen und auch Konflikte austragen zu lassen. Alle Positionen sollen dargestellt werden.“

International

Nicht nur das Musikbusiness, auch die wissenschaftliche Community ist international. Bewährte Kooperationen bestehen bereits mit amerikanischen Universitäten, besonderes Interesse kommt auch aus Australien, wo die Gründung einer Gesellschaft für Musikbusiness-Forschung bevorsteht. Inzwischen hat die Erasmus-Universität Rotterdam Interesse angemeldet, auch einmal eine Konferenz auszurichten, berichtet Tschmuck. Er hält es für denkbar, mit den VMBRD zukünftig auch in andere Länder zu gehen und das über die Jahre erworbene Know-how weiterzugeben. „Es wäre an der Zeit, auch in Ländern, die nicht direkt im Zentrum der Musikindustrie stehen, etwas anzustoßen.“

Märkte

Waren die vergangenen zehn Jahre stark von den großen Märkten im Musikbusiness geprägt – neben den USA vor allem durch westeuropäische Länder wie Deutschland, Großbritannien und Frankreich – wird sich der Fokus in den kommenden Jahren stärker auf andere Länder richten: „In China, Indien, Lateinamerika und auch in Afrika sind spannende neue Märkte am Entstehen“, zeigt sich Peter Tschmuck begeistert. „Wir müssen aus unserer euro- und US-zentrierten Sichtweise ausbrechen und lernen, wie andere Märkte funktionieren, etwa der chinesische. Da gibt es ganz neue Konsumformen – was dort passiert, wird die Musikindustrie der nächsten Jahre prägen.“ Tschmuck sieht es als wichtigen Auftrag für die VMBRD, diese Entwicklungen auch wissenschaftlich zu begleiten und neue Forschungsschwerpunkte zu setzen.

Organisation

Die VMBRD haben sich schnell institutionalisiert: 2015 wurde am IKM die International Music Business Research Association (IMBRA) gegründet, es gibt das International Journal of Music Business und mittlerweile zwei Buchreihen, eine deutsch- und eine englischsprachige, die im Springer-Verlag erscheinen.

Papers & Scholars

„In einem breit angelegten Format kann der wissenschaftliche Diskurs nicht sehr in die Tiefe gehen“, sagt Dagmar Abfalter, die 2014 den Conference Track Day, einen wissenschaftlichen Konferenztag in die VMBRD implementiert hat und dieses Format seither koordiniert, den Call for Papers und die Organisation der Peer Reviews abwickelt. Von Beginn an sind die VMBRD auch um den wissenschaftlichen Nachwuchs bemüht und richten seit 2011 einen Young Scholars’ Workshop aus: ein Mentoring-Format für junge Wissenschaftler_innen in geschlossenen Workshops.

Themen

Ein breites Spektrum an Themen wurde in zehn Konferenzjahren bereits diskutiert: Filesharing stand schon 2010 auf der Agenda, Streaming und Downloadmodelle wurden 2011 diskutiert, 2012 „Neues Konsumverhalten“ und 2013 die „Zukunft der Musiklizenzierung“. Schwerpunkte zum Musikbusiness im digitalen Zeitalter prägten die Konferenzen von 2015 bis 2017, während 2018 dem Motto „Music Life is Live“ folgte und 2019 nichts weniger als die Zukunft des Musikbusiness zur Debatte stand.

Universität

„Die mdw hat hier nicht nur etwas Wertvolles für das IKM geleistet, sondern mitgeholfen, dass international sichtbar Musikwirtschaftsforschung hier an der mdw etabliert und als neuer Fachbereich in die Welt gesetzt wurde“, sagt Peter Tschmuck und freut sich über das hohe internationale Renommee der Konferenz.

Vorträge

In zehn Konferenzjahren ist vieles, auch Legendäres passiert: In Vorträgen wurden kühne Visionen entworfen, Konflikte ausgetragen und Thesen kontroversiell diskutiert. Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist Peter Tschmuck etwa eine Diskussion über Streaming: „Viele Vorträge kann man in der mdwMediathek heute noch nachsehen. Schon 2011 haben wir die ökologischen Konsequenzen von Streaming-Modellen diskutiert, mittlerweile werden auch Filme gestreamt – ökologisch betrachtet eine Katastrophe. Das Thema wird uns noch weiter beschäftigen.“

Zukunft

Der Erfolg der Vienna Music Business Research Days scheint auch für die nächsten zehn Jahre gewiss! Für die Zukunft wünscht sich Dagmar Abfalter, dass noch mehr kritische Beiträge eingereicht werden, zum Beispiel zu Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Inklusion, gesundheitliche Probleme und die finanzielle Situation von Musiker_innen. „Und dass es leichter wird, Frauen aus dem Music Business für Keynotes und Podiumsdiskussionen zu finden – dahinter liegt natürlich auch ein Wunsch nach strukturellen Veränderungen in der Branche.“[en:]The mdw recently hosted the tenth edition of the Vienna Music Business Research Days. A jubilee report in keywords.

musicbusinessresearch.wordpress.com

 

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