LC # 82  |  April 2023

"I wanna live fast, love hard, die young
and leave a beautiful memory ..."

Als der mittlerweile beinahe völlig vergessene Countrysänger Faron Young 1955 diese Worte für seinen Song "Live fast, love hard, die young" schrieb, ahnte er wohl nicht, dass er damit gleichsam das Motto der folgenden Rock-Generation(en) vorwegnahm, nur vergleichbar mit "Sex, Drugs & Rock'n'Roll".
Den von den Göttern überreich Gesegneten – so hieß es im antiken Griechenland – droht vorzeitiges Ableben. Diese Lebensregel traf auf viele zu: etwa Brian Jones, Jim Morrison, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Kurt Cobain und Amy Winehouse, die den berüchtigten Club 27 bilden, weil alle mit nur 27 Jahren starben. Andere wurden im mittleren Alter Opfer ihres Ruhms und des damit verbundenen Lebensstils: Prince (57), Elvis Presley (42), Freddie Mercury (45) oder der nicht ganz so bekannte Singer/Songwriter der Postpunk-Ära Nikki Sudden (49). Manche wiederum, wie etwa das enfant terrible der Sex Pistols, Sid Vicious, segneten schon mit 21 das Zeitliche.

Ernst Hofacker hat in seinem Buch "Live fast, love hard and die young" tragische Geschichten aus Rock und Pop zusammengestellt.
Doch sprengt die Geschichte des Düsteren, Abseitigen in Rock, Pop und all den Subgenres wohl den Umfang eines einzigen Buches. Mark Lanegans Autobiografie „Alles Dunkel dieser Welt“ ist da sehr erhellend (falls das bei diesem Thema überhaupt möglich ist). Doch bietet die ub.mdw darüber hinaus noch Einiges zu den schattigen Ecken eines Lebenstils an, der sich sehr oft Alles oder Nichts auf die Fahnen geheftet hat.

Was letztendlich von ihnen allen bleibt, sind Erinnerungen. A beautiful memory.

(Text FRT/ub.mdw)

 

LC # 81  |  März 2023

Der Nachlass von Mary Dickenson-Auner an der ub.mdw

Die ub.mdw freut sich, den Nachlass von Mary Dickenson-Auner, der handschriftliche Aufsätze, publizierte Noten und vieles mehr beinhaltet, in ihre Beständen aufgenommen zu haben. (Ein Verzeichnis der Materialien finden Sie >hier)
Mary Dickenson-Auner entstammte der irischen Adelsfamilie Mac Donnell, ihr Großvater Sir Hercules H. Graves Mac Donnell war Rektor der Universität und Mitbegründer der Musikakademie Dublin. Gegen den Willen ihrer Familie setzte sie ihr Studium an der Royal Academy of Music, London, durch, wo sie 1902 ihre Abschlussprüfung in Violine, Orgel und Komposition ablegte.
Ab 1909 lebte sie zusammen mit ihrer Mutter in Wien.
1922 spielte sie die österreichische Erstaufführung der Sonate für Violine und Klavier von Béla Bartók im Wiener Konzerthaus; im Sommer 1922 stellte sie zusammen mit Bartók das Werk bei den neu gegründeten Internationalen Kammermusikaufführungen in Salzburg vor.
Sie trat dem Verein für musikalische Privataufführungen von Arnold Schönberg bei und konzertierte unter seiner Leitung. Ab 1925 entwickelte sie ein pädagogisches Konzept: die Hörstunden, die sie in Zusammenarbeit mit dem Wiener Stadtschulrat erprobte. Ziel war es, mit der theoretischen wie praktischen Einführung in das Werk ausgewählter Komponisten das Musikverständnis der jungen Hörer zu schulen.  Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 erhielt Mary Dickenson-Auner als britische Staatsbürgerin Berufsverbot. Zwangsläufig zurückgezogen von den öffentlichen Bühnen widmete sich Mary Dickenson-Aunder zunehmend ihrer kompositorischen Tätigkeit. In den folgenden 25 Jahren schrieb sie sechs Symphonien, vier Opern, zwei Oratorien, zahlreiche Lieder und Kammermusikwerke. Von 1946 bis 1962 wurden ihre kammermusikalischen Werke in zwölf Konzerten präsentiert, drei ihrer Symphonien gelangten zur Uraufführung und wurden im Österreichischen Rundfunk gesendet.

Beeinflusst von der zeitgenössischen Musik der 1920er und 1930er Jahre entwickelte May Dickenson-Auner ein polyphones Musikkonzept, das ihre Vorliebe für Johann Sebastian Bach mit der Musik Schönbergs verbindet. In der Wahl ihrer musikalischen Motive griff sie immer wieder auf irische Volksweisen zurück. Der spätromantische irische Dichter William Butler Yeats und die von der Theosophie zitierten Philosophen Europas und Asiens bestimmten die Wahl ihrer literarischen Themen. Zahlreiche Liedertexte verfasste sie selbst.

(Text FRT/ub.mdw, Quelle: Sophie Drinker Institut)

 

LC # 80  |  Jänner 2023

Die Musikaliensammlung Leopolds I.

Unter der Regierung Leopolds I. (1640–1705) hat die Musik am Wiener Kaiserhof eine privilegierte Stellung genossen. Die Kaiserliche Hofmusikkapelle und die Kapelle der Kaiserin Witwe Eleonora II., geleitet von hervorragenden Persönlichkeiten wie Antonio Draghi (1632–1700) oder Johann Heinrich Schmelzer (1623–1680), waren für eine erstaunlich hohe Anzahl an Vokalwerken-Uraufführungen verantwortlich. Fast alle diese Werke waren für eine einzige Aufführung konzipiert, ohne vorgesehene Verbreitung der dafür verfassten Partituren. Der Kaiser selbst als leidenschaftlicher Musiker hat aber Abschriften von diesen Werken verfassen lassen, und in seiner privaten Bibliotheca Cubicularis (Schlafkammerbibliothek) sorgfältig gesammelt. Diese bildet eine der wichtigsten Musikaliensammlung dieser Zeit. Heute im Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek sind die überlieferten Bände eine faszinierende Quelle zur Erkundung des musikalischen Wesens am Habsburger Hof am Ende des 17. Jh..
In ihrem neuesten Buch über diese Musikaliensammlung stellt die belgische Musikwissenschaftlerin Greta Haenen, Autorin des Standardwerkes Das Vibrato in der Musik des Barock, die Ergebnisse einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit dieser Sammlung vor und leistet mit dieser Monografie einen wichtigen Beitrag zur Wahrnehmung dieses noch zu wenig bekannten Kapitels der Musikgeschichte.

Buchpräsentation

19. Jänner 2023, 18.00 Uhr
Lesesaal der ub.mdw

Greta Moens-Haenen, Die Musikaliensammlung Leopolds I. Versuch einer Rekonstruktion
Hollitzer, Wien 2022

 

LC # 83  |  Mai 2023

Hans Swarowsky

Hans Swarowsky (1899–1975) gehört aufgrund seiner intellektuellen und künstlerischen Vielseitigkeit als Dirigent, Pädagoge, Autor und Übersetzer, durch seine engen Beziehungen zu Schlüsselfiguren der Musik des 20. Jahrhunderts wie Schönberg, Webern oder Richard Strauss, durch seine bis heute nachwirkende Tätigkeit als Dirigierlehrer und durch seinen stets unkonventionellen Zugriff auf Interpretationsfragen zu den interessantesten Figuren der jüngeren österreichischen Musikgeschichte.
Von 1947 bis 1970 leitete Swarowsky eine Dirigierklasse an der mdw. Zu seinen Schülern zählten spätere Größen wie Claudio Abbado, Zubin Mehta, Giuseppe Sinopoli oder auch die Komponisten Anestis Logothetis und Erich Urbanner.

Vergangenen Herbst ist bei Böhlau ein von Reinhard Kapp und Markus Grassl herausgegebener Sammelband erschienen. Diese Publikation bietet erstmals umfassende Studien und Materialien zur in vielen Punkten bislang unaufgehellten Biographie Swarowskys und unternimmt den Versuch einer aufführungsgeschichtlichen Einordnung dieses ikonischen Dirigierlehrers und in seiner Bedeutung erst noch zu würdigenden Dirigenten.

Im Jahr 2018 erwarb die mdw den künstlerischen Nachlass von Hans Swarowsky, der seither in der Bibliothek aufbewahrt wird und sich regen Interesses erfreut.

Buch- und Nachlasspräsentation

17. Mai 2023, 18.00 Uhr
Lesesaal der ub.mdw

Reinhard Kapp, Markus Grassl (Hgg.),  Der Dirigent Hans Swarowsky (1899–1975): Musik, Kultur und Politik im 20. Jahrhundert
Böhlau, Wien 2022

(Text: Verlagstext, STM)

 

Librarian's Choice Archiv

2023 | 2022 | 2021 | 2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | 2014 | 2013 | 2012 |