Neue Musik ist etwas ironisch betrachtet eine schöne Filterblase, die seit Jahrzehnten für die Weltöffentlichkeit fast unbemerkt herangewachsen ist. Sie gedeiht fröhlich vor sich hin, wird von der öffentlichen Hand gefördert und wird nachts manchmal sogar im Rundfunk gesendet. Festivals, Preise, Förderungen etc. sorgen dafür, dass die mit Abstand wichtigste Anerkennung für viele Komponist_innen jene innerhalb der Peergroup ist.

Aber muss das so sein? Sollte und müsste nicht auch Neue Musik tatsächlich aktiver ein breiteres Publikum suchen? Unbedingt! Nur wie? Eine Musik, die künstlerische Kompromisse eingeht und mit dem Mantra „Neue Musik kann auch schön sein!“ die Kluft zwischen schönen Dreiklängen und böser dissonanter Musik vertieft, statt sie zu überwinden, bringt auch nur einem bestimmten Stück oder einer bestimmten Person Erfolg. Sie weckt nicht unbedingt eine generelle Neugierde an einem anderen, weiter reichendem Hören. Genau das bräuchte es aber für das Hören Neuer Musik.

Vieles steht und fällt mit einer begeisternden und glaubwürdigen Vermittlung, auch und vor allem an Schulen. Vielleicht sollten wir Neue Musik nicht immer nur als besonders ausgefeilte und komplexe Variante von E-Musik sehen (auch wenn das zu ihrem Wesen dazugehört), sondern den Weg zu ihr über das Hören und – wenn möglich – über das Selbsttun aufzuzeigen. Wenn jeder Klang Musik sein kann, ist der Zugang zu Musik für alle offen, die Neugierde und das Zuhören sind die einzigen Voraussetzungen.

Und damit das Ganze am Ende noch ein wenig politisch wird: Wenn wir es schaffen, vielen Menschen so einen voraussetzungslosen Zugang zu Neuer Musik zu ermöglichen, entsteht daraus nicht nur ein großes potenzielles Publikum für Neue Musik, darüber hinaus können wir vielen Personen vermitteln, dass es sich manchmal lohnt, genauer zuzuhören, um die Magie oder die Tiefe einer (musikalischen) Aussage zu verstehen – und das wäre in kurzsichtigen Zeiten manchmal wichtig. Ja, ich weiß, es ist utopisch. Aber es wäre schön, wenn unsere Filterblase ein paar Risse bekäme.

 

Eine Kolumne der HochschülerInnenschaft der mdw (hmdw)

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