Anlässlich des 150. Geburtstages von Arnold Schönberg im September 2024 wurde erstmals der Musikvermittlungspreis LEARN TO HEAR vergeben. Dabei handelt es sich um ein vom Arnold Schönberg Center initiierter und in Kooperation mit dem Institut für musikpädagogische Forschung und Praxis der mdw auf fünf Jahre konzipierter Preis, der den Pädagogen Schönberg würdigt. Das ausgezeichnete Konzept ist auf die Vermittlung von Arnold Schönbergs kompositorischem Œuvre und interdisziplinärem künstlerischen Einfluss gerichtet, die Musik der Wiener Schule sowie deren Erbe in der zeitgenössischen Musik. Die praktische Umsetzung des prämierten Vermittlungskonzeptes erfolgt im Rahmen einer Listening Session am Arnold Schönberg Center und ausgewählten Orten in Wien. Dabei werden gemeinsam mit den Teilnehmer_innen neue Hörwege eröffnet, um das Verständnis für die Musik Schönbergs sowie die seiner Schüler_innen und künstlerischen Erb_innen/Nachfolger_innen zu fördern. Die Ausschreibung erfolgt in jährlich wechselnder Thematik und für unterschiedliche Zielgruppen.

Arnold Schönberg im Privatunterricht, Los Angeles, 1948 © Richard Fish/Arnold Schönberg Center, Wien

Im Sommer 1948 absolvierte Arnold Schönberg eine mehrwöchige Lehr- und Vortragsverpflichtung an der Music Academy of the West in Santa Barbara (USA). Im Interview mit einem Lokalredakteur sprach er über die Notwendigkeit einer gründlichen, das Gehör für Neue Musik schulenden Erziehung des Publikums: „In my teaching work, I emphasize ear training. The music student needs most to learn to be correctly receptive. We cannot teach everyone to be a creative artist – that cannot be taught. But we can teach many people to be receptive listeners.“ Schönberg wies darauf hin, dass sich die musikalische Sprache so weit entwickelt habe, dass Gedanken präziser und kondensierter ausgedrückt werden können. Den Zuhörern müsse gelehrt werden, fernere harmonische Verbindungen und ungewöhnliche melodische Abfolgen hören und verstehen zu lernen. Sein Credo lautete daher LEARN TO HEAR (Santa Barbara News Press, 18. Juli 1948).

Das durch eine Jury ausgezeichnete Konzept (Grenz)genial – Arnold Schönberg bezieht sich auf das Überschreiten von Grenzen durch Schönberg, dem Pionier einer neuen Kompositionsmethode und Vorreiter Neuer Musik im 20. Jahrhundert. Ziel des Workshops ist „in die vielfältige Welt Arnold Schönbergs einzutauchen und den Teilnehmer_innen mittels verschiedener Zugänge neue Perspektiven auf seinen Nachlass zu geben. Durch das Arbeiten auf diversen kognitiven Ebenen können alle Teilnehmer_innen bestmöglich abgeholt und in den Workshop eingebunden werden. Die Auswahl der Hörbeispiele ist sehr vielfältig, um die Bandbreite der von Schönberg komponierten Musikstile aufzuzeigen.“ Sie reichen vom spätromantischen Streichsextett Verklärte Nacht op. 4 über den freitonalen Liederzylus Buch der hängenden Gärten op. 15 und die dodekafonen Werke der 1920er Jahre (Suite für Klavier op. 25, Suite op. 29) bis zur erschütternden Holocaust-Kantate Ein Überlebender aus Warschau op. 46. Dadurch wird versucht, dem breiten musikalischen Spektrum aus Schönbergs Schaffen zu entsprechen. Angesprochen werden durch mehrdimensionales Lernen: perzeptuelle, sensorische, kognitive, emotionale, visuelle und auditive Ebenen. Eingereicht wurde das Workshopformat (Grenz)genial – Arnold Schönberg von den mdw-Studierenden Julia Berger, Lisa Maria Haček, Lena Maria Lazzari und Emma Marjanovic.

Die Finanzierung des Preises erfolgt aus Mitteln des Arnold Schönberg Center Education Endowment. Die Initiative, Idee und das Konzept stammen von Therese Muxeneder vom Arnold Schönberg Center. Für die Projektleitung an der mdw ist Axel Petri-Preis vom Institut für musikpädagogische Forschung und Praxis verantwortlich. Die Jury bestand aus Ulrike Anton, Direktorin des Arnold Schönberg Centers, Therese Muxeneder, Christoph Khittl und Axel Petri-Preis.

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