Wer schon einmal durch die Einkaufsstraßen in Neapel oder Rom spaziert ist, kennt ihn sicher. Jenen Moment, in dem man nichtsahnend den Blick von einem Schaufenster zum nächsten wandern lässt und plötzlich ist da diese Melodie, die sich über alles legt, irgendwie vertraut, aber man kann sie nicht sofort zuordnen. Sie gibt der banalen Alltagssituation, in der man sich befindet, den Jugendlichen mit den Einkaufstüten, den Touristenführern mit den aufgespannten Regenschirmen, den Straßenverkäufern mit den Wasserflaschen etwas Geheimnisvolles, als wäre man plötzlich an einem anderen Ort. Und es ist einem, als würde man auch anders gehen, als wäre jede Geste mit einem Mal bedeutsamer, es ist, als wäre man plötzlich in einem Film.

So verzaubert kann man sich fühlen, wenn ein Straßenmusikant Nino Rotas Thema von Der Pate zum Besten gibt. Eine Melodie, die beinahe berühmter ist als die zugehörige Film-Trilogie und zumindest, was den dritten Teil betrifft, auch wesentlicher besser.

Sie fügt sich damit in eine Reihe von legendären Instrumentalnummern ein, die untrennbar mit Filmklassikern verbunden sind. Krieg der Sterne, Vom Winde verweht, Harry Potter, um nur ein paar zu nennen. Sie katapultieren uns Hörerinnen und Hörer innerhalb von Sekunden in eine andere Zeit, einen anderen Gefühlszustand. Was macht den Zauber guter Filmmusik aus? Der Moment, in dem sie im Film Schlüsselszenen unterstreicht, Gefühle verstärkt, dramatische Augenblicke hervorhebt? Die Komposition? Dass sie auch eigenständig als Musiknummer funktioniert? Wahrscheinlich all das, aber noch viel mehr, dass sie eng mit unserer Erinnerung verbunden ist. An den Moment, als wir einen Film zum ersten Mal sahen, an die Gefühle, die wir in dieser Phase unseres Lebens hatten, an die Begleitung, in der wir damals waren. Filmmusik ist Erinnerung zum Hören, ein akustisches Fotoalbum, durch das wir in Gedanken blättern, sie ist auch immer ein Teil des Soundtracks unseres Lebens.

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