Tipps für die Kommunikation...
... mit schwerhörigen Personen:
- Vergewissern Sie sich, dass Sie die Aufmerksamkeit der Person haben, bevor Sie zu sprechen beginnen. Sie können auf sich aufmerksam machen, indem sie zum Beispiel auf den Boden stampfen, auf den Tisch klopfen oder das Licht kurz an- und abschalten. NICHT auf die Schulter klopfen, da Sie Ihr Gegenüber erschrecken könnten.
- Schauen Sie die Person an, während Sie sprechen. Drehen Sie sich nicht zur Seite.
- Nehmen Sie sich Zeit. Wiederholen oder formulieren Sie einen Satz neu, wenn Sie nicht verstanden werden – manche Wörter sind schwierig zu verstehen. Schreiben Sie den Satz gegebenenfalls auf. Wiederholen Sie Ihr Anliegen, bis Sie einander verstanden haben.
- Sorgen Sie für eine ruhige Umgebung und vermeiden Sie Hintergrundgeräusche – Tippen auf einer Tastatur, ein Fernseher, Gespräche im Gruppenlärm, Sprechen von weiter Ferne machen Sätze schwerer verständlich.
- Sprechen Sie deutlich – das heißt nicht unbedingt lauter zu sprechen, sondern ganz klar zu artikulieren.
- Wenn jemand Lippenlesen kann, sorgen Sie dafür, dass Ihr Gesicht klar zu erkennen ist.
- Wenn ein zusätzliches Geräusch kommt, z.B. Handyklingeln, lassen Sie es Ihr Gegenüber wissen.
- Beziehen Sie alle in (Gruppen-)Gespräche ein, auch wenn es möglicherweise aufwendig oder anstrengend erscheint.
- für Videomeetings: Da Zoom die Möglichkeit bietet, Personen "anzuheften", ist dies eine gute Lösung für Videomeetings. Bei den Breakout-Sessions darauf achten, dass die Dolmetscher*innen in der selben Session sind wie die unterstützten Personen
Mit GESTU (Gehörlos erfolgreich Studieren) gibt es eine Servicestelle für schwerhörige und gehörlose Studierende, die als zentrale Anlaufstelle Beratung und Dolmetsch sowie Tutor*innen, Hilfsmittel und Sensibilisierung anbietet. Das Service ist - mit Ausnahme der Dolmetscher*innen - kostenlos. Angesiedelt an der TU Wien richtet es sich an Studierende aller Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen in Wien.
Falls Sie die Österreichische Gebärdensprache lernen möchten, finden Sie auf der Seite des ÖGSDV eine Übersicht über Kurse, die in den Bundesländern angeboten werden.
Veranstaltungstipp:
An der mdw wird es im Studienjahr 2025/26 aller Voraussicht nach im Zentrum für Weiterbildung erneut eine Einführung in die Gehörlosenkultur und die ÖGS für alle Interessierten geben. Für Studierende ist ein Basiskurs zur ÖGS als Wahlfach in Planung.
Barrierefrei gendern - ein Widerspruch?
Es gibt zahlreiche Positionen in Bezug auf das Zusammenspiel von gendersensiblem Sprachgebrauch und digitaler Barrierefreiheit. Manchmal stehen sie einander konträr gegenüber.
Der blinde Redakteur Domingos de Oliveira spricht sich, wenn denn gendergerechte Sprache genutzt werden soll, für die Verwendung des Doppelpunktes aus. Seine ausführliche und sehr differenzierte Argumentation lesen oder hören Sie hier: www.netz-barrierefrei.de/wordpress/gender-gerechte-sprache-und-barrierefreiheit/
Im Text verweist er auf ein Hörbeispiel aus dem Jahr 2021, wie Screenreade verschiedene Formen des Genderns vorlesen: https://www.youtube.com/Hörbeispiel So klingt gender gerechte Sprache für Blinde mit einem Screenreader
Genderleicht & Bildermächtig hat Anfang 2024 in einem Gastkommentar Gender-Stern und Doppelpunkt gegeneinander abgewogen und Tipps für barrierearmes Gendern zusammengestellt. Ergänzt wurde mit Links zu Studien und Stellungnahmen: https://www.genderleicht.de/barrierefrei-gendern-was-soll-ich-beachten/
Digitale Barrierefreiheit
Das Zentrum für digitales Lehren und Lernen der Universität Graz hat ein Video zur Digitalen Barrierefreiheit erstellt, das sehr zu empfehlen ist. In knapp 14 Minuten wird dargestellt, was beim Einsatz von digitalen Medien zu beachten ist, damit die Inhalte tatsächlich von allen Teilnehmenden wahrgenommen werden können.
Dazu werden, wie es im Video heißt, in der Regel keine besonderen technischen Kenntnisse benötigt. Eher geht es, wie auch sonst bei der Planung von Lehre, um die Gestaltung der Rahmenbedingungen, die Wahl der Mittel und um das Bewusstsein für unterschiedliche Bedürfnisse auf Seiten der Studierenden.
Vorgestellt werden die von manchen Studierenden zur Unterstützung verwendeten (assistiven) Technologien wie Bildschirmlupen und Screenreader, und Studierende kommen auch selbst zu Wort.