Ružake gila Ružas Lieder Ruža's songs

Ein Projekt zur Aufarbeitung von Ruža Nikolić-Lakatos’s musikalischem Werk als digitale Ausstellung

Ruža Nikolić-Lakatos © Mehmet Emir

 

Kurzbeschreibung:

"Ružake gila" arbeitet den musikalischen Nachlass der Sängerin Ruža Nikolić-Lakatos (1945–2022) auf. Die Ergebnisse werden in einer digitalen Ausstellung veröffentlicht, die in drei Sprachen verfügbar sein soll (Lovara-Romani/Deutsch/Englisch). Das Projekt ist ein Teil des Beitrags des MMRC zu den von verschiedenen Organisationen getragenen Feierlichkeiten anlässlich des 30. Jubiläums der Anerkennung der Rom*nja als Volksgruppe in Österreich. Als MMRC-externe Kooperationspartner*innen arbeiten Christiane Fennesz-Juhasz (Ethnomusikologin, Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften), Mozes F. Heinschink (Experte für Romanes) und Manuela Nikolić (Tochter von Ruža Nikolić-Lakatos) am Projekt mit.

Ruža machte eine bemerkenswerte Karriere als Sängerin und trat dabei immer wieder als "Botschafterin der Romakultur" auf. In ihrem Werdegang spiegelt sich insofern auch die Entwicklung der Rom*njabewegung in Österreich. Die politische Bedeutung von Musik wird immer wieder deutlich, z.B. im "Oberwarter Lied" Phurde bajval phurde, das Ruža 1995 fünf Tage nach dem Attentat in Oberwart schrieb.

Ursula Hemetek hat mehr als drei Jahrzehnte lang Ružas künstlerische Entwicklung begleitet und über die Jahre eng mit der Familie zusammengearbeitet. Im Archiv des Instituts für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie der mdw existiert daher eine Langzeitdokumentation der Lieder von Ruža. Das Archiv besitzt über 100 Stunden an Tonaufnahmen, die erste Aufnahme stammt vom 25. Oktober 1989. Es sind Aufnahmen von explorativen Feldforschungen bei Ruža zu Hause (Gespräche und Lieder) sowie Mitschnitte von öffentlichen Auftritten. Dieses Material stellt einen Schatz an Dokumenten zur Liedkultur der Lovara dar, welche auf Ružas Initiative hin 2011 in das UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen wurde. Nur ein kleiner Teil dieser Aufnahmen ist publiziert und somit der Öffentlichkeit zugänglich. Zusätzlich finden sich im Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zahlreiche Aufnahmen von Ruža, u.a. aus der Sammlung Heinschink, die ab 1960 entstanden sind. Ergänzt werden diese Audioaufnahmen durch viele weitere Materialien und Dokumente in Archiven und privaten Sammlungen, die Ružas Entwicklung belegen.

Basierend auf diesem reichhaltigen Quellenmaterial und in enger Abstimmung mit Ružas Familie wird eine digitale Ausstellung erarbeitet. Geplant ist ein Fokus auf ausgewählte Lieder, die jeweils mit Aufnahme(n), Text- und Melodietranskriptionen und Textübersetzungen präsentiert werden und mit Begleittexten und ggf. weiteren Medien (z.B. Fotos) versehen werden. Diese erläutern ein Lied im engeren Sinne, thematisieren aber auch bspw. Aspekte von Ružas Biografie, soziokulturelle und historische Kontexte (vergleichbar mit einem Lexikoneintrag über das Lied oder einem eigenen Ausstellungsraum). So ermöglichen die ausgewählten Lieder die Diskussion eines breiten Spektrums an Themen und die offene Konzeption der Ausstellung, sodass in Folgeprojekten neue Themenschwerpunkte ergänzt werden können. Die Erarbeitung der Ausstellung geht mit einer Reflexion über Ziele und zeitgemäße Mittel und Formen von Erinnerungskultur einher.

Projektleitung: Ursula Hemetek
Projektteam: Eva Leick, Malik Sharif
Projektlaufzeit: 2023-2025
Finanzierung: FWF Österreichischer Wissenschaftsfonds Grant-DOI
10.55776/Z352