Der Weg zum musikpädagogischen Studium

Mittlerweile studiert Norbert Polek seit einem Jahr an der mdw das Hauptfach Tasteninstrumente Popularmusik (Musikerziehung – ME). Die Entscheidung, sein Hobby zum Beruf zu machen, war keine leichte. Die Liebe zur Musik und zum Unterrichten war schon lange da, denn Norbert leitete bereits vor seinem Studium Chöre, unterrichtete selbst und spielte in Kirchen regelmäßig Orgel. Der Schritt hin zu einer musikalischen Hochschulausbildung war trotzdem gut überlegt. Groß war vor allem der Respekt vor einer Universität, an der Musik gelehrt wird. „Musikmachen auf einer akademischen Ebene macht auf den ersten Blick Angst, da es einfach etwas komplett anderes ist.“ Schlussendlich überzeugten ihn Freund_innen, die bereits an der mdw studierten, es auch zu probieren und sich zu bewerben.

© Stephan Polzer

An die erste Bewerbungsphase erinnert er sich noch gut: „Man muss sich wirklich hinsetzen und sich Zeit nehmen, Notizen machen und vor allem Fristen genau notieren. Grundsätzlich ist aber alles online zu finden.“ Wenn er doch einmal nicht weiterwusste, kontaktierte er zum Beispiel das StudienCenter der mdw oder erkundigte sich bei anderen Bewerber_innen. „Ich hatte das Glück, schon Leute an der mdw zu kennen. Das hat sehr geholfen. Diese Möglichkeit haben sicher nicht alle. Ich weiß, dass ich da sehr privilegiert war. Wer noch niemanden kennt, könnte zum Beispiel via Social Media erste Kontakte suchen.“ Im März 2022 schickte Norbert die ersten Bewerbungsunterlagen samt den nötigen Dokumenten und Formularen sowie seine Programmauswahl für die Zulassungsprüfung ab. Nach dem Versenden begann vorerst das große Warten, denn die eigentliche Aufnahmeprüfung startete erst rund zwei Monate später. Anfang Juni reichte Norbert seine Bewerbungsvideos ein. Mit diesen haderte er ein wenig, da diese ihm die Möglichkeit boten, so viele Aufnahmen wie möglich anzufertigen. „Das klingt im ersten Moment verlockend, aber wenn man 50-mal dasselbe aufnimmt, fällt die Leistung irgendwann ab und es wird statt besser eher schlechter.“ Rückblickend weiß der 20-Jährige heute, dass er die Zeit zwischen dem administrativen und dem eigentlichen künstlerischen Teil samt Prüfungen besser hätte nützen können. „Durch den zeitlichen Abstand vergisst man irgendwie, dass man sich vorbereiten sollte. Zumindest war es bei mir so.“ Im Idealfall, ist er sich sicher, sollte direkt nach dem Absenden aller Unterlagen die zeitliche Struktur festgelegt und geklärt werden, wann man was übt und vor allem wem man etwas vorspielen kann. „Auch hier hilft wieder der Austausch mit anderen. Denn man unterstützt sich gegenseitig bei der Vorbereitung, nimmt sich den Druck und beruhigt sich dadurch.“ Er hatte Glück, denn schlussendlich konnten Übungsräume gemeinsam organisiert werden und dank Freund_innen konnte er sich auch in Räumlichkeiten an der mdw vorbereiten. Besonders geholfen hat ihm, dass er durch den Kontakt einer Freundin direkt bei einem Professor vorspielen und sich dadurch zusätzliches Feedback holen konnte.

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Corona-bedingt fanden für Norbert die theoretischen Prüfungen Mitte Juni 2022 auschließlich online statt. Das Vorsingen für die Klassik konnte er dann dank bereits gelockerter Corona-Maßnahmen vor Ort im Alten Konzertsaal am Rennweg absolvieren. Im Vergleich zum Aufnehmen und Einreichen der Videos musste er seine Leistung hier auf einmal abrufen. „Das Schlimmste ist immer das, was man sich vorher alles vorstellt“, ist er überzeugt. Die größte Überwindung im gesamten Prozess war für ihn das Vorsingen, das auch bei einem Instrument als künstlerisches Hauptfach Pflicht ist. Für die Zulassungsprüfung musste er drei klassische Stücke auswählen, die dann vorgetragen werden mussten. „Ich habe vorher noch nie gesungen. Für mich war das am Anfang sehr bizarr. Ich als Sänger? Das konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen.“ Besonders gerne denkt er deshalb an die positive Resonanz der Kommission zurück, die Bewerber_innen bestmöglich beruhigte und mit gutem Zureden half, den Druck der Prüfungssituation abzubauen. Die Erleichterung nach dem Aufnahmeprozess war groß. Übertroffen wurde dieses Hochgefühl rund zwei Wochen später mitten im Unterricht mit einer seiner Schülerinnen, als die erlösende Nachricht kam, dass er an der mdw aufgenommen worden war.

© Stephan Polzer

Seine Bilanz nach einem Jahr Studium an der mdw: „Der Unterricht ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Es ist nicht wie an anderen Universitäten, wo man nur eine Matrikelnummer ist. Die Professor_innen nehmen sich an der mdw Zeit für ihre Studierenden. Man merkt schnell, dass die Lehrenden auch Pädagog_innen sind und ihr Wissen weitergeben möchten.“ Den Großteil seiner Studienzeit verbringt er am Standort Rennweg, seinen Hauptfachunterricht in Jazzklavier hat er wiederum am ipop, dem Institut für Popularmusik am Campus der mdw. Nach dem Studium will er auf jeden Fall selbst unterrichten, aber trotzdem weiterhin als Ausgleich zum Beispiel einen Chor leiten. „Das Schöne ist, dass man an der mdw mit einem musikpädagogischen Studium nicht nur zu Pädagog_innen ausgebildet wird, sondern auch zu Künstler_innen. Dadurch kann man sehr viele verschiedene Dinge im künstlerischen wie im pädagogischen Bereich machen.“

Sein Tipp für all jene, die ebenfalls überlegen sich für ein musikpädagogisches Studium zu bewerben: „Man sollte sich einfach auf die Situation einlassen und Personen suchen, die den Aufnahmeprozess bereits absolviert haben oder es auch vorhaben, denn das hilft ungemein. Und ganz wichtig ist, alles ernst nehmen, aber nicht zu ernst und sich nicht zu viele Sorgen machen.“

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