Die Dombra als Fenster zur kasachischen Kultur

Gastvortrag mit Nursultan Nareimov

Am 19. Mai 2005 hielt Nursultan Nareimov, Sekretär für Forschung und Bildung der Botschaft der Republik Kasachstan, im Bankettsaal der mdw den Gastvortrag „Die Dombra als Fenster zur kasachischen Kultur“. Der Referent, selbst Dombraspieler aus südkasachischer Familientradition, gab eine Einführung in die Bedeutung der zweisaitigen Langhalslaute für die Kultur Kasachstans in Geschichte und Gegenwart.

Auf der Dombra trug Herr Nareimov drei Küjs vor, also narrative Instrumentalkompositionen: Erke Sylkym von Abdimomyn Zheldibayev (*1934) sowie Balbyraun und Adai von Kurmangazy Sagyrbaev (1823–1896). Für nicht wenige der zahlreichen Gäste war dies eine erste Begegnung mit der ungewöhnlichen Spielweise des Instruments mit seiner differenzierten Anschlagstechnik und der kontrastreichen Stimmführung. Eine besondere Überraschung war die Anwesenheit von Gästen aus Kasachstan, darunter der Dombraspieler Askar Araibek vom Kasachischen Kurmangazy-Nationalkoservatorium Almaty, den der Referent spontan auf die Bühne einlud, um weitere Stimmungen und Spieltechniker der Dombra zu demonstrieren.

An der lebhaften Diskussion nach dem Vortrag beteiligten sich unter anderen Vizerektor Johannes Meissl, Mansur Bildik und andere Mitglieder des Saz-Vereins Wien sowie der Ud-Bauer und Multiinstrumentalist Karim Othman Hassan.

Sowohl der Gastvortrag von Nursultan Nareimov als auch die Diskussion machten einmal mehr deutlich, dass die Musikkultur Kasachstans eine ausgesprochen attraktiver Forschungsfeld darstellt. Nicht zuletzt die historisch-vergleichende Erforschung der Dombra im Kontext der Kultur der Langhalslauten zwischen Zentralasien und Osteuropa wäre eine von mehreren Perspektiven für eine vertiefte internationale Kooperation. Auch aus diesem Grund gebührt Herrn Botschaftsrat Nareimov unser Dank für seine persönliche Initiative zu dieser Veranstaltung.

Ulrich Morgenstern