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Felber: Travelling Gestures

2.4 (P-)Reenactments des Unsagbaren

Kein Licht. Epilog? wurde im November 2012 zur Uraufführung gebracht, und zwar bezeichnender Weise in Tokyo, d.h. 240 Kilometer Luftlinie von Fukushima entfernt. Die Produktion wurde von Regisseur und Visual Artist Akira Takayama realisiert und im Rahmen des 2009 ins Leben gerufenen und mittlerweile von der japanischen Regierung abgesetzten, internationalen Festival/Tokyo präsentiert. Wie aber war es dazu gekommen? Die Kuratorin …

2.3 Das Nachleben der Klage

Vor dem Hintergrund der vorangegangenen Ausführungen lässt sich die Regieanweisung, die Kein Licht. Epilog? eröffnet, als Referenz auf einen genderspezifischen Backlash lesen, der anhand der Geste der Klage sichtbar wird. Der Satz Eine Trauernde. Sie kann machen, was sie will erinnert an das ursprünglich subversive Potenzial der weiblichen Totenklage und gemahnt ex negativo an die Einschränkungen, die diese Geste – …

2.2 Doing Mourning Doing Difference

Wenn Elfriede Jelinek in Kein Licht. Epilog? das strukturelle Bauelement der Klage zitiert, dann ruft sie eine kulturelle Praxis auf den Plan, von der ein durchaus subversives Potenzial ausgeht. Im antiken Griechenland stellte die Bestattung von Toten einen der wenigen Bereiche dar, in denen Frauen die tragende Rolle spielten. Nachweisen lässt sich dies bereits für die mykenische Zeit,19 gültig ist …

2.1 Antigone auf der Spur

Das neue Theaterjahrtausend setzte mit einem immensen Interesse an der sophokleischen Antigone ein. Tatsächlich ist in den letzten Jahren eine beinahe unüberschaubare Fülle an Texten und Stückentwicklungen entstanden, die von einer passionierten Auseinandersetzung mit der antiken Frauenfigur zeugen. Exemplarisch verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf die Arbeiten Werbung um Antigone (Wassilis Ziogha, 2001), Die Antigone des Sophokles (Herbert Kreppel und …

2 Antigone post Fukushima. Kontaminierte (Sprech‑)Flächen

Wo ist der Morgen den wir gestern sahn? Heiner Müller Wir erinnern uns: Im März 2011 bebte Japans Erde. Vor der Sanriku‐Küste der Region Tōhoku bauten sich gigantische Tsunami‐Flutwellen auf, die binnen kürzester Zeit über 22.000 Menschen unter sich begruben. Gleichzeitig kam es im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi zu einer Reihe von Störfällen, die zu mehreren Kernschmelzen führten. Große Mengen an …

1.2 Dramaturgien des (Dis-)Kontinuitiven

1.2.1 Vom epischen Theater Brechts zum gestischen Theater Jelineks Für Jelineks intertextuelles Verfahren erweist sich das Benjamin‐Brecht’sche Prinzip der Unterbrechung als konstitutiv. Die dramaturgische Produktion der Autorin orientiert sich an Methoden der Montage sowie der Collage und zielt darauf ab, bestehende Bild‐ und Textzusammenhänge zugunsten einer Sichtbarmachung des Konstruktionscharakters von Sprache und Literatur zu zerstören.114 In ihrem bereits 1984 verfassten programmatischen Essay Ich schlage …

1.1 Reisende Gesten?

1 Routen, Wegmarken, Aussichten Au-dessus des capitales Des idées fatales Regarde l’océan Voyage, voyage Dominique Albert Dubois, Jean-Michel Rivat 1.1 Reisende Gesten? Am Abend des 17. Mai 2019 veröffentlichten die Süddeutsche Zeitung und Der Spiegel eine Videoaufnahme, die dazu beitragen sollte, einen der größten politischen Skandale Österreichs aufzudecken. Kernmoment des kolportierten Materials ist eine Szene, die einen Mann in eindrücklicher …

Einleitend

Streift man heute durch die Ruinen des Dionysostheaters am Südhügel der Athener Akropolis, so ist man geneigt zu vergessen, welch unglaubliche Imposanz einst von dem für 17.000 Theaterzusehende konzipierten Gebäude ausgegangen ist. Im Vergleich zu diesem kolossalen Gebilde musste der dazugehörige Dionysostempel skandalös unscheinbar angemutet haben. Die heute nicht mehr erhaltene kleine Steinkonstruktion befand sich direkt hinter der skené, dem …

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