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Felber: Travelling Gestures

5.3 Kleider. Machen. Leute.

Wenngleich die New Materialisms zweifellos damit bestechen, die Handlungsfähigkeit, Macht und Autonomie von nichtmenschlicher Materie anzuerkennen, so birgt diese neue Disziplin aber auch Gefahren. Jane Bennett etwa ist immer wieder dafür kritisiert worden, die Aufmerksamkeit von der menschlichen Arbeit abzulenken und somit ein zentrales Anliegen des marxistischen Materialismus links liegen zu lassen. Gerade aber die Auseinandersetzung mit der griechischen Tragödie, …

5.2 Thing‐Power

Das Konzept der Thing‐Power birgt verlockende Möglichkeiten. Es gestatte uns, so Bennett, das eigentümliche Gefühl aus der Kindheit aufzurufen, wonach die Welt voll von allen möglichen belebten Wesen ist. Und darin steckt durchaus politisches Potenzial. Indem es die Aufmerksamkeit auf eine Wirkkraft von Objekten lenkt, die über die menschlichen Be‑Deutungen hinausgeht, skizziert Thing‐Power ein Denken, das die unter Erwachsenen als …

5.1 Wenn Affekte auftreten

In der Einleitung ihres gemeinsam herausgegebenen Affect Theory Reader unterstreichen Melissa Gregg und Gregory Seigworth, dass Affekte grundsätzlich innerhalb einer in‑betweenness entstehen.15 Tatsächlich beschreiben Affekte spezifische Kräfte oder Intensitäten, die zwischen verschiedenen Körpern, nämlich zwischen menschlichen und nichtmenschlichen, zwischen organischen und anorganischen, zutage treten.16 Als solcherlei Kräfte können sie uns zu bestimmten Bewegungen, Gedanken und Impulsen führen, uns mitunter auch …

5 Vibrant Matter. Von tobenden Waffen, klagenden Geigen und vielsagenden Textilien

Hat ein Hut Bekannte Oder lebt er allein Haben Möwen Verwandte Kann eine Schulter traurig sein? Hildegard Knef Jelineks Tragödienfortschreibungen billigen dem Menschen eine paradoxe (Un‑)Sichtbarkeit zu. Einerseits rücken sie seine zerstörerische Kraft im Rekurs auf die Hybris tragischer (Anti‑)Helden wie Agamemnon (Ein Sturz), Herakles (Wut) oder Ödipus (Am Königsweg) ins Zentrum. Andererseits treten Menschen bei Jelinek als solche nicht …

4.7 Ästhetiken des Dissoziativen

Das ikonografische Zitat der Pronomosvase, das Jelinek in die Online‐Publikation von Schnee Weiß einarbeitet, beschwört nicht nur den genuin performativen Impetus von Jelineks Theatertexten. Es stellt darüber hinaus ein Scharnier dar, das die beiden in Schnee Weiß zitierten antiken Prätexte Die Bakchen und Die Satyrn als Spürhunde miteinander verbindet. Wie Mark Griffith anschaulich demonstriert hat, verbildlicht die Pronomosvase – die …

4.6 Posttraumatische Dramaturgien

Wovon sprechen wir, wenn wir von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) sprechen? Unter PTBS wird gemeinhin eine »Störung« verstanden, die Menschen infolge eines traumatisierenden Erlebnisses potenziell entwickeln können. Dabei geht der ICD‑10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von einem katastrophalen, lebensbedrohlichen Ausmaß aus, das ein solches Ereignis aufweisen muss. Eine PTBS entsteht laut dieser Internationalen Klassifikation der Krankheiten […] als eine verzögerte oder protrahierte …

4.5 Wehe, sie spuren nicht! Verfahren der Gewalteinschreibung

Die Spuren, die der Skisport der Natur sowie dem menschlichen Körper aufprägt und die sich als solche leitmotivisch durch den Theatertext Schnee Weiß schlängeln, lassen ex negativo die Weichheit einer Oberfläche zutage treten, die als Voraussetzung für das Manifestwerden eines jeden Abdrucks gilt. Bei Nietzsche ist es die Weichheit des Leibs, in die sich Praxen und Ereignisse gewaltvoll einprägen und …

4.4 In den schneeweißen Alpen. Interreferenzielle Schichtungen

Die alpinen Landschaften sowie ihre Abgründe und (Gletscher‑)Spalten, die Schnee Weiß im intertextuellen Rückgriff auf Tragödie und Satyrspiel entwirft, evozieren einen spezifischen Gestus der (An‑)Klage, der Jelineks Texten grundsätzlich immanent ist. »Berge sind bei Elfriede Jelinek stets Leichenberge«, hat Wolfgang Straub angemerkt.47 Sie verweisen auf die Hybris des Menschen und gemahnen an die Verdrängung der Verantwortung für den Genozid an …

4.3 Zwischen Satyrn und Satire. Eine Spurensuche

Die Aufteilung auf Sprechinstanzen, die soeben beleuchtet worden ist, gilt für den zweiten und dritten Akt des Theatertexts. Vorangestellt wird diesen beiden Akten eine Art Vorspiel, das die Frage, wer denn da spricht, unbeantwortet lässt. Schnee Weiß beginnt als Bericht, der sich auf höchst fragwürdige Quellen stützt. Zu Wort kommt zunächst ein nicht näher definiertes Wir, das als Zeuge vom …

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