> Geschlechtergerechte Sprache und Barrierefreiheit
> Weitere Leitfäden und Unterstützungsmaterialien
Sprache macht Welten. Das heißt: Mit Sprache beschreiben wir nicht nur unsere Wirklichkeit, wie sie so ist, sondern sie spielt auch eine zentrale Rolle bei der Gestaltung unserer individuellen und kollektiven Realitäten. Sprache ist ein mächtiges, sich stetig veränderndes Werkzeug, das gesellschaftliche Strukturen reproduzieren, stabilisieren oder verschleiern kann. Sie kann uns aber genauso helfen, diese zu entlarven und ihnen aktiv entgegenzuwirken.
Wer in Lehrmaterialien, Vorlesungen oder offiziellen Schreiben beispielsweise systematisch das generische Maskulinum (also die männliche Form) verwendet oder bei Anreden, Anmeldeformularen und Studienunterlagen nur die Auswahl »Herr« oder »Frau« anbietet, macht andere Geschlechter wie Frauen und nicht-binäre Personen unsichtbar, erzeugt ein Gefühl der Nicht-Zugehörigkeit und trägt letztlich zur Konstruktion der Universität als einem Raum bei, in dem künstlerisches Schaffen und akademische Exzellenz exklusiv männlichen Subjekten vorbehalten sind. Geschlechtergerechte Kommunikation fördert hingegen ein inklusives Klima, in dem sich alle Studierenden und Mitarbeitenden gesehen, wertgeschätzt und willkommen fühlen – unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrer Identität.
Als sozial einflussreiche Institutionen mit Vorbildcharakter tragen Universitäten – Lehrende, Studierende und das administrative Personal – eine kollektive Verantwortung dafür, der realen Vielfalt der Geschlechter in ihrem Sprachgebrauch gerecht zu werden. Dies geht einher mit einer antidiskriminierenden Sprach- und Abbildungspraxis, die aktiv darauf abzielt, weitere Macht- und Ungleichheitsstrukturen wie Rassismus, Ableismus und Klassismus in der alltäglichen Kommunikation abzubauen. Gemäß dem gesetzlichen Auftrag (UG 2002), den Vorgaben des Frauenförderungsplans sowie den im Jahr 2022 veröffentlichten Handlungsempfehlungen der Task Force Gender and Diversity der Österreichischen Universitätskonferenz (uniko) verpflichtet sich die mdw, eine geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie Sprache konsequent umzusetzen.
Kommunikation an der mdw
Alle Universitätsangehörigen sind dazu aufgerufen, in Sprache, Schrift und Bild Formulierungen und Darstellungen zu wählen, die Geschlechtervielfalt abbilden und die Gleichstellung aller Geschlechter sowie die Vielfalt von Lebensrealitäten hinsichtlich sexueller Orientierung, Behinderung, Alter, Race, ethnischer Herkunft sowie Religion und Weltanschauung ausdrücken.
Für die geschlechtergerechte Kommunikation an der mdw empfiehlt das Rektorat, den Gender Gap bzw. Unterstrich (»_«, bspw. Student_innen) zu verwenden. Diese Schreibweise gilt für offizielle Dokumente (mdw-Mitteilungen, Entwicklungsplan, etc.), mdw-eigene Veröffentlichungen (mdw-Magazin, Stellenausschreibungen) sowie für die externe Kommunikation (Website, Aussendungen, Vorträge, etc.). Wissenschaftliche Arbeiten sind in geschlechtergerechter Sprache zu verfassen, wobei den Studierenden – in Absprache mit ihren Betreuer_innen – offen steht, welche Form der sprachlichen Gleichstellung sie verwenden.
Um Unterstützung beim geschlechtergerechten Formulieren zu bieten und inklusive Kommunikation zu fördern, wurde 2016 der Leitfaden »Fair in Wort und Bild« von der mdw herausgegeben (sehen Sie auch die Kurzfassung des Leitfadens). Der Leitfaden enthält grundlegende Informationen und Vorgaben zu geschlechtsneutraler Sprache, die sowohl die Lehre, die Studierenden als auch die Verwaltung betreffen. Er nimmt auch Bezug auf das Binnen-I als Option, wobei zu beachten ist, dass dessen Verwendung aufgrund der damit verbundenen Zweigeschlechtlichkeit Ausschlüsse erzeugt und daher geschlechterinklusivere Schreibweisen zu bevorzugen sind, wie bspw. der Gender-Gap. Dieser drückt die geschlechtliche Vielfalt von Menschen korrekt aus, indem er über die binären Kategorien Mann/Frau hinausgeht. Neben den Vorgaben des Leitfadens stellt die GGD auf Grundlage des Gebots der geschlechtsneutralen Stellenausschreibung des österreichischen Gleichbehandlungsgesetzes (§ 9) eine Handreichung für geschlechtergerechte Stellenformulierungen zur Verfügung, an dem sich die Mitarbeitenden der mdw orientieren können. Ergänzend bietet das Webtool »Tricky Moments« zusätzliche Hilfestellung.
Geschlechtergerechte Sprache und Barrierefreiheit
Oft werden im Deutschen auch Gender-Kurzformen mit Stern (»*«, bspw. Künstler*innen) oder Doppelpunkt (»:«, bspw. Wissenschaftler:innen) genutzt. Bei der Auswahl dieser Formulierungen ist zu berücksichtigen, dass sie aufgrund mangelnder Barrierefreiheit, insbesondere für blinde und sehbehinderte Personen und in Verbindung mit der Nutzung von Screenreadern, im Kontext der mdw nur begrenzt geeignet sind.
Der schon genannte Unterstrich (»_«) wird von der an der mdw eingesetzten Screenreader-Software am besten erkannt und verarbeitet: Er wird als angemessene Pause im Sinne des Gender Gaps vorgelesen, nicht als Satztrennung interpretiert und trägt im Text keine weiteren Bedeutungen. Da Sonderzeichen aller Art allerdings den Lesefluss stören und das Verständnis erschweren können, eignen sich geschlechtsneutrale Formulierungen – wie sogenannte substantivierte Partizipien (bspw. Teilnehmende statt Teilnehmer_innen), Funktions- und Institutionsbezeichnungen (bspw. die Vertretung statt Vertreter_in) oder andere kreative Ausdrucksformen (bspw. die leitende Person statt Leiter_in) – besonders gut für einen gerechten und intersektional orientierten Sprachgebrauch.
Eine geschlechtergerechte und barrierefreie Sprache schließen sich nicht gegenseitig aus. Sprache ist dynamisch, innovativ und lässt sich ständig situations- sowie zielgruppenorientiert gestalten. Hier ist von zentraler Bedeutung, aktiv im Austausch mit den vielfältigen Perspektiven von Menschen mit Behinderungen zum Thema zu bleiben und offen zu sein, unsere Sprache kontinuierlich an neue Entwicklungen anzupassen.
Weitere Leitfäden und Unterstützungsmaterialien
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Zu den Grundlagen geschlechtersensibler Kommunikation – inklusive Antworten auf häufige Fragen und konkreter Beispielformulierungen:
En, Boka/Humer, Tobias/Petričević, Marija/Ponzer, Tinou/Rauch, Claudia/Spiel, Katta:
Geschlechtersensible Sprache – Dialog auf Augenhöhe. Leitfaden
Gleichbehandlungsanwaltschaft, Wien (2023)
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Zum geschlechtergerechten Formulieren über die Geschlechterbinärität hinaus:
Non-Binary Universities.
Vademekum zu geschlechtergerecht(er)en Hochschulen
von Akademie der bildenden Künste Wien (2019)
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Zu diskriminierungsfreier Bildsprache:
Handlungsempfehlungen für eine diversitätssensible Mediensprache
von Goethe-Universität Frankfurt am Main (2016)
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Zur inklusiven bzw. anti-ableistischen Sprache - mit konkreten Ideen zur Umformulierung üblicher ableistischer Begriffe und Redewendungen:
Leitfaden inklusive Sprache. So vermeiden Sie Ableismus
von Agile (Schweizer Dachverband der Organisationen von Menschen mit Behinderungen)
Leitfaden
von Projekt Leidmedien.de (2012)
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Zur Sprache und Rassismus – Informationen und gängige Beispiele zum Aufbau eines antidiskriminierenden Wortschatzes:
Magsaam, Alexa/Varol, Çağan/Rathjen, Fenja/Tsianos, Vassilis:
Rassismuskritisches Wörterbuch
Fachhochschule Kiel, Kiel (2021)
Glossar
von IDA (Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit)