Gedichte

 

Im Urgrund wuchsen wir... von Bess Brenck-Kalischer

Im Urgrund wuchsen wir.
Blaue Blüten
Immer nur Du.
Verschlungen, verweht
Rankt unser Blut an fremden Hüften empor.
Wildes Gesproß.
O
Nur im Traum
Rühren wir uns noch
Du und Du.


Die erste Freude von Sylvia von Harden

Schenkel platzen aufgepeitscht
Durch Nächte.
In sich zusammen.
Sie liegen
Wollust in Wollust
Und leuchten
Mit nie erwachten Augen.
Musikflüstert.
Sie jauchzen an Körpern entlang
Streicheln in Geilheit
Tanz.
Heben sich blühend
Vorbei


Die Stimme aus dem Dunkel von Elsabeth Meinhard

In roten Schuhen tanzt die Sonne sich zu Tod am Rand der Nacht.
Die roten Schuhe sind aus meinen gestorbenen Träumen gemacht.
Blaugelbe Tore brechen auf in den dämmerigen Räumen.
Mir ist, als müßt‘ ich im All meine sehnende Seele verschäumen.
Nur der hat zu leben gewagt, der keine Grenze in sich hat,
Und der gleich selig wohnt in Mensch und Tier und Blatt.
Eine Stimme steht im Dunkel wie ein verschleiertes Licht.
An ihren blauen Knien liegt der Blütenbäume Gesicht.

 

Weltende von Else Lasker-Schüler

Es ist ein Weinen in der Welt,
Als ob der liebe Gott gestorben wär,
Und der bleierne Schatten, der niederfällt,
Lastet grabesschwer.
Komm, wir wollen uns näher verbergen...
Das Leben liegt in aller Herzen
Wie in Särgen.
Du! Wir wollen uns küssen –
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
An der wir sterben müssen.


Frage von Nell Walden

Was bin ich?
Ein kosmischer Strahl
Aus fernen Welten.
Sterngefunkel,
Sonnenglanz,
Mondschein
Schufen mich
Auf dieser Erde,
Wo fremd ich wandle,
Wo fern ich bin
Dem blauen Licht der Sterne,
Dem warmen Glanz der Sonne,
Dem silbrig Mondschein
Weiß und keusch
Voll Sehnsucht nach
Dem Jenseits
Überirdisch schön und licht...