Das Leonard Bernstein Institut für Konzertfach Blas- und Schlaginstrumente hat seit Oktober vorigen Jahres eine neue Institutsleitung. Michael Pircher, Michaela Reingruber und Martin Mühlfellner sprechen über laufende Projekte, ihre Arbeit als Team und welche Ziele sie sich für die kommenden vier Jahre gesetzt haben.

V.l.n.r.: Michael Pircher, Michaela Reingruber, Martin Mühlfellner, © Stephan Polzer

Sie sind seit Oktober 2023 als neue Institutsleitung des Leonard Bernstein Instituts im Einsatz. Wie haben Sie die ersten Monate in dieser neuen Funktion erlebt?

Michaela Reingruber (MR): Ich habe es als sehr erfrischend empfunden! Wir kennen uns schon seit Jahren, und das Gefühl hat sich bestätigt, dass die Zusammenarbeit gut funktionieren wird. Ich muss auch ein Kompliment an die Leitung machen: Michael Pircher hat den Überblick über die anstehenden Aufgabenbereiche und sorgt für einen optimalen Informationsfluss. Die Kommunikation funktioniert nicht nur untereinander, sondern auch im jeweils eigenen Bereich. Die Zusammenarbeit in unserem Fünfer-Team – mit Julia Ostroverkhova (künstlerisches Betriebsbüro) und Daniela Sölkner (Sekretariat) – läuft auch sehr harmonisch und reibungslos.

Martin Mühlfellner (MM): Das kann ich nur unterstreichen. Ich war zu Beginn etwas skeptisch, ob diese Funktion das Richtige für mich ist, aber durch die Aufteilung der Bereiche unter uns Dreien ist das zusätzliche Pensum an Arbeit bewältigbar. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg, etwas in den nächsten vier Jahren zu bewegen.

Michael Pircher (MP): Ich wusste ja im Gegensatz zu meinen Stellvertreter_innen, worauf ich mich einlasse, da ich selbst bereits acht Jahre eine stellvertretende Funktion innehatte und das Geschäft dadurch schon aus der zweiten Reihe kennengelernt habe. Meine Vorgängerin Barbara Strack-Hanisch hat das wirklich großartig gemacht und uns den Bereich optimal hinterlassen bzw. übergeben. So habe ich das erste Semester in sehr guter Erinnerung.

Von der Aufgabenbewältigung und Verantwortung her sehe ich uns als gleichwertige Partner_innen.

Michael Pircher, Institutsleiter

Sie haben über die Aufteilung der Aufgabenbereiche gesprochen – wie kann man sich das konkret vorstellen?

Michael Pircher, © Stephan Polzer

MP: Wir haben uns die vielfältigen Aufgaben einer Institutsleitung untereinander aufgeteilt, wobei ich beispielsweise für das Budget und das Personal zuständig bin. Von der Aufgabenbewältigung und Verantwortung her sehe ich uns als gleichwertige Partner_innen.

MR: Ich bin unter anderem für Veranstaltungen zuständig, wobei Michael als Institutsleiter hier auch oft involviert ist. Dadurch stehe ich in ständigem Austausch mit dem künstlerischen Betriebsbüro. Auch die Stipendien liegen in meinem Aufgabenbereich. Im Alltag überschneiden sich die Bereiche aber sehr oft, ein Blick zu dritt auf bestimmte Angelegenheit ist dabei sehr angenehm und entlastend.

MM: Wichtige Entscheidungen treffen wir auf jeden Fall gemeinsam. Meine Aufgabenbereiche liegen zum Beispiel im Bereich Orchester und Kooperationen, wie etwa mit dem Tiroler Landeskonservatorium.

Wie verstehen oder ergänzen Sie einander als Team?

MM: Wir sind alle drei mdw-Studienkolleg_innen und kennen uns schon seit 25 Jahren. Wir hatten weder während des Studiums, noch später als Kolleg_innen Differenzen.

MR: Darüber hinaus kennen wir uns vom gemeinsamen Musizieren in den Orchestern. Auch unsere Grundeinstellungen sind sehr ähnlich. Die Offenheit und der Humor helfen in der Arbeit als Team. Wir springen gegenseitig ein und unterstützen uns.

Gibt es bereits erste Themen, die Sie bisher beschäftigt haben?

MM: Die Kommunikation ist für mich ein wichtiges und großes Thema – zwischen den Instituten, den Aufgabenbereichen, in meinem Fall etwa mit dem Orchesterbüro, aber auch den Institutsleiter_innen und den Lehrenden. Daran versuche ich jetzt intensiver zu arbeiten.

MP: Das bringt natürlich ein so großes Haus naturgemäß mit sich und es ist ein Prozess, dass sich hier etwas bewegt. Um ein einzelnes Thema herauszugreifen, fällt mir die Überaumproblematik an unserem Haus ein. Diese Thematik kenne ich schon aus meiner Studienzeit und sie wird uns mit Sicherheit noch länger beschäftigen.

Michaela Reingruber, © Stephan Polzer

MR: Wir sind als Universität zwar nicht verpflichtet, Überäume zu stellen, aber wir bekommen mit, dass das bei unseren Studierenden ein großes Thema ist. Wir sind bemüht, hier Lösungen zu finden, auch weil uns bewusst ist, dass man gewisse Instrumente nur schwer mit nach Hause nehmen kann.

MP: Es ist vor allem das Tagesgeschäft, das unser Team laufend beschäftigt und viel Zeit benötigt – wie das Aufstellen und die Verwaltung des Budgets oder auch die Korrespondenz mit dem Kollegium.

MR: Es gibt Tage, wo man das Gefühl hat, dass man nur am Feuerlöschen ist – eigentlich sollte man aber unterrichten. Um mich auf den Unterricht konzentrieren zu können, muss ich hin und wieder das Handy abschalten und mich den organisatorischen Themen erst danach widmen. Die Studierenden haben einfach Priorität.

Können Sie in etwa einschätzen, wie viel Zeit Ihre Tätigkeit als Institutsleitung in Anspruch nimmt?

MP: Ich benötige am Tag sicher einige Stunden für meine Tätigkeit als Institutsleiter. Vielen ist leider nicht bewusst, welcher zeitliche Aufwand hinter dieser Funktion steckt.

MM: Das wusste ich selbst auch nicht. Der Zeit- und Energieaufwand erschien mir früher neben der Lehr- und Orchestertätigkeit als einigermaßen groß und das hat sich in vielen Bereichen auch so bestätigt. Durch unsere Aufteilung schaffen wir es aber doch recht gut. Ich brauche aktuell noch viel Zeit für Dinge, in denen ich noch nicht so viel Erfahrung habe, das wird aber mit der Zeit immer besser.

Wir kennen uns schon seit Jahren, und das Gefühl hat sich bestätigt, dass die Zusammenarbeit gut funktionieren wird.

Michaela Reingruber, stellvertretende Institutsleiterin

MR: Man lernt sukzessive seine Ansprechpartner_innen kennen und weiß, an wen man sich wenden muss – das spart auch Zeit. Ein positiver Aspekt ist, dass man als Leitung das Universitätsgeschehen mitgestalten kann. Ich denke an einen Workshop, den wir heute hatten, bei dem es um gut funktionierende Bewegungsabläufe der Mund- und Gesichtsmuskulatur bei Bläser_innen ging. Dieses Thema hat uns alle drei sehr interessiert. Weiters denken wir einen Workshop zu Sportpsychologie an und wie man deren Tools, wie etwa die Vorbereitung auf Wettbewerbe, auf die Arbeit von Musiker_innen übertragen kann. Dass wir uns solche Schwerpunkte überlegen und entscheiden können, finde ich sehr reizvoll.

Was sind Ihre persönlichen Ziele für Ihre Amtszeit? Gibt es konkrete Punkte, die Sie sich vorgenommen haben?

Martin Mühlfellner, © Stephan Polzer

MP: Vieles steht schon fest, wie etwa Wettbewerbe oder Kooperationen. Es kommen auch laufend Aufgabe oder Projekte dazu, die wir bewältigen müssen. Im Laufe der Jahre werden wir uns mit der Zielvereinbarung befassen, Hearings für die laufenden Stellenausschreibungen abhalten und uns um viele Themen kümmern, die wir zum momentanen Zeitpunkt noch gar nicht kennen. Wir haben aber auch unsere eigenen Visionen, wie etwa das Thema mit den Überäumen, ein passendes Lager für die Schlagzeuger oder die Inventarisierungs-Software. Das klingt jetzt nicht besonders spannend, aber wenn ich nach den vier Jahren sagen kann, dass wir davon etwas geschafft haben, wäre ich stolz.

MR: Heuer sind wir mit einigen großen Projekten beschäftigt. Im Rahmen von KlangBildKlang haben mein Kollege Alvaro Collao León und ich ein Projekt eingereicht, bei dem sich sieben Saxophonist_innen unterstützt von Choreografie, Live-Elektronik und Visuals durch den Raum bewegen. Das Projekt findet in Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien statt. Die Organisation ist sehr aufwendig und ich bin froh, dass wir hier auf die Unterstützung der gesamten Institutsleitung zählen können.

Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg, etwas in den nächsten vier Jahren zu bewegen.

Martin Mühlfellner, stellvertretender Institutsleiter

MM: Mein Ziel ist, die Kooperation mit dem Tiroler Landeskonservatorium in die richtigen Bahnen zu lenken. Studierende aus Innsbruck sollen nach ihrem Abschluss ihr Studium an der mdw fortsetzen können. Wir möchten Berührungsängste abbauen und den Zugang barrierefrei und unkompliziert gestalten. Das betrifft vor allem Ausbildungsorte, die weiter weg sind, wie Tirol oder Südtirol. Ich habe mir vorgenommen, hier einen guten Austausch zu schaffen.

v.l.n.r: Michaela Reingruber, Julia Ostroverkhova, Michael Pircher, Daniela Sölkner, Martin Mühlfellner, © Stephan Polzer

MR: Eines unserer Ziele ist es auch, die mdw attraktiv und modern zu erhalten. Wir möchten, dass sowohl die Studierenden als auch die Lehrenden gerne an die mdw kommen. Dazu braucht es einerseits ein Gespür für junge Leute, aber auch für die Lehre. Ein jeder muss gehört werden, egal ob Studierender oder Lehrender. Das ist mir sehr wichtig.

Was wünschen Sie sich für die kommende Zeit als Institutsleitung?

MP: Ich wünsche mir, dass wir stets an unserer Kommunikation arbeiten und trotz der dichten Terminpläne im ständigen Austausch mit Rektorat, Studierenden und allen Mitrarbeiter_innen am Haus bleiben.

MR: Persönlich muss ich meine Grenzen zwischen Beruf und Freizeit, also Lehrtätigkeit, Institutsverantwortung, aktives Musizieren und meinem restlichen Leben klar abstecken. Das ist nicht immer leicht. Ich denke, es haben alle etwas davon, wenn man diesen Ausgleich schafft. Natürlich ist man zum Teil selbst dafür verantwortlich, aber es ist auch wichtig, dass die Erwartungen stimmen und rechtzeitig jene Grenzen gesetzt werden. Es sollte geschätzt werden, wenn man seine Kapazitäten richtig einschätzen kann.

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