Sich aus der eigenen Komfortzone rausbegeben, Neues erlernen, den professionellen Horizont erweitern und sich mit anderen auf einem internationalen Niveau auszutauschen, das sind meist die vorrangigen Beweggründe für einen internationalen Aufenthalt. Ein solches Unterfangen ist stets mit einem gewissen bürokratischen Aufwand verbunden: Anträge müssen gestellt, Formulare ausgefüllt und Aufenthalte gut geplant werden. Aber Studierende, Lehrende und Mitglieder der mdw-Verwaltung erhalten bei Bedarf ausreichend Unterstützung. „Das International Office der mdw versteht sich als Serviceeinrichtung – Studierende und Lehrende werden von Anfang bis Ende individuell betreut und durch den gesamten Prozess begleitet“, betont Bojana Tesan, Leiterin des International Office. mdw-Mitarbeiter_innen, die an einem Erasmus+ Staff Training (STT), einer Kurzzeitmobilität zu Fortbildungszwecken, interessiert sind, können sich wiederum an die Organisationseinheit Personalentwicklung – Zentrum für Weiterbildung (ZfW) wenden. „Dank Erasmus+ STT können wir allen Mitarbeiter_innen Weiterbildung in Europa nahezu grenzenlos ermöglichen. Auch die Verwaltung darf und sollte diese Erfahrung machen können“, ist Dagny Schreiner, Leiterin des ZfW und Erasmus+-STT-Koordinatorin der mdw überzeugt.

musicEmotion in Boateng © privat

Damit ein unkomplizierter Austausch möglich ist, werden internationale Partnerschaften laufend gestärkt und ausgebaut. Für jeden Fachbereich sowie thematische Schwerpunkte spielen unterschiedliche Partnerinstitutionen eine zentrale Rolle. Die mdw verfolgt dabei einen dreistufigen Ansatz in der Mobilitätsstrategie, erklärt Bojana Tesan: „Wir haben strategische Partnerschaften, sogenannte Prime Partners auf gesamtuniversitärer Ebene. Dann gibt es Projekt- und Austauschkooperationen auf Institutsebene sowie individuelle Mobilitäten von Lehrenden, die auf persönlichem und fachlichem Austausch basieren.“ Letztere hat Michaela Reingruber, Stellvertretende Institutsleiterin und Lehrende am Leonard Bernstein Institut für Blas- und Schlaginstrumente, im vergangenen Mai in Anspruch genommen. Binnen weniger Wochen unternahm sie Erasmus-Mobilitäten nach Spanien und Italien. Auf Einladung von Francisco Martínez García reiste sie mit ihrem Kollegen Álvaro Collao León, Lehrender am Joseph Haydn Institut für Kammermusik und Neue Musik, an das Real Conservatorio Superior de Música de Madrid. Nach intensiven Vorbereitungen konnten die beiden Lectures und Konzerte vor Ort abhalten. „Der Austausch mit den spanischen Studierenden war großartig. Alle waren top vorbereitet. Es war auch sehr spannend, unterschiedliche Strukturen kennenzulernen.“ Der engagierten Lehrenden ist nicht nur der eigene internationale Austausch wichtig, sondern insbesondere der ihrer Studierenden. Es sei wichtig in die Welt hinauszugehen, um einen beidseitigen Dialog zu fördern, bei dem man nicht nur selbst etwas lernt, sondern Wissen auch mit Partnerinstitutionen geteilt wird. Die nächste Mobilität ist bereits in Planung: von Kolleg_innen aus Riga im Rahmen eines Festivals eingeladen, wird sie im Herbst erneut gemeinsam mit Álvaro Collao León und vier Studierenden nach Lettland reisen. Als Teil eines Erasmus+ Blended Intensive Programmes (BIPs) wird vor Ort unterrichtet, intensiv zusammengearbeitet und musiziert.

„BIPs sind für Studierende, die keinen längeren Auslandsaufenthalt absolvieren können, eine attraktive Alternative. Diese projektbezogenen Austauschformate, die eine kurze physische Mobilität mit virtuellen Komponenten kombinieren, ermöglichen eine internationale Zusammenarbeit im kompakten Format. Initiiert werden diese Programme meist von Instituten oder Lehrenden“, erklärt Bojana Tesan. Weitreichende Erfahrungen mit BIPs hat auch Pauline Heister, Lehrende für Musikproduktion Klassik am Institut für Kompositionsstudien, Ton- und Musikproduktion. Heister ist an der Planung von BIPs in Paris im Februar 2026 sowie im Februar 2027 in Wien an der mdw beteiligt und hat bereits ein BIP in Den Haag mitorganisiert. „Solche Erfahrungen sind für unsere Studierenden besonders wichtig, da sie lernen sich zu vernetzen, was für ihre weitere berufliche Laufbahn von Bedeutung ist und ihre Kreativität zusätzlich fördert.“ Ein Großteil der Studierenden, die bereits beim BIP in Den Haag involviert waren, sind auch in Paris beteiligt. Geplant ist ein kreativer Workshop, bei dem Sounddesigns von Studierenden erstellt und Live-Perfomances mit einem immersiven Erlebnis entstehen sollen. In engem Austausch mit den Kolleg_innen in Paris und Den Haag werden während der ersten geplanten Online-Sessions 3er-Teams gebildet, wo jeweils ein_e Teilnehmer_in einer Nation vertreten sein soll. Das Programm für das BIP 2027 nimmt ebenfalls bereits Formen an: Die seit einiger Zeit im Klangtheater installierte „aktive Akustik“ ermöglicht es, dass erstmals zum Thema „Active Acoustics und Recording“ ein Intensivworkshop über fünf Tage angeboten werden kann, von dem Incoming-Students und Tonmeister_innen-Studierende der mdw gleichermaßen profitieren werden.

Michaela Reingruber in Madrid © privat

Solche Partnerschaften und ein internationaler Austausch werden durch die European Universities Alliance IN.TUNE noch weiter gestärkt. „Die mdw hat ein weltweites Netzwerk mit mehreren Hundert kooperierenden Universitäten und Hochschulen in den verschiedensten Fachbereichen. Mit IN.TUNE hat die mdw nun einen wesentlichen Schritt für eine vertiefte und intensivierte Zusammenarbeit in Europa gesetzt“, erklärt Johannes Meissl, Vizerektor für Internationales und Kunst. Der Austausch mit den IN.TUNE-Partner_innen – Paris, Den Haag, Oslo, Helsinki, Belgrad, Bukarest und Barcelona – ist derzeit auch bei den Mobilitäten besonders stark nachgefragt.

Lukas Hartmann ist einer von vielen Studierenden, die von IN.TUNE und zahlreichen anderen internationalen Partnerschaften und Projekten nachhaltig profitieren. Im Rahmen seines Bachelor- und Masterstudiums Instrumental(Gesangs)pädagogik (Klavier – Klassik), unternahm er drei Erasmus-Mobilitäten nach Spanien und nahm an einem BIP im Juni 2025 in Kuopio (Finnland) teil. „Der Austausch mit Studierenden aus ganz Europa hat mir gezeigt, wie vielfältig musikpädagogische Zugänge sein können.“ Nachhaltig geprägt haben ihn die Begegnung mit einer neuen Musikszene, internationale Kontakte, die bereits zu ersten musikalischen Kooperationen und Projekten geführt haben, sowie das generelle Kennenlernen von anderen Kulturen und das Verlassen der eigenen Komfortzone. Er betont außerdem: „Ich halte internationalen Austausch gerade in unserer heutigen Zeit für wichtig. In einer Phase, in der nationalistische und ausgrenzende Tendenzen in Europa zunehmen, ist es entscheidend, dass wir Studierende den interkulturellen Dialog aktiv suchen und pflegen.“ Umso wichtiger ist es ihm daher, anderen die Angst vor einer Studierendenmobilität zu nehmen: „Ja, die Organisation erfordert auf jeden Fall ein hohes Maß an Eigeninitiative und Selbstorganisation, aber die Unterstützung durch das International Office der mdw war sehr hilfreich und die persönliche Beratung hat mir viel Sicherheit gegeben.“

Aber nicht nur Studierende und Lehrende sind mdw-Markenbotschafter_innen im Ausland, sondern auch Mitarbeiter_innen der Verwaltung. „Die mdw ist ein Gesamtsystem. Internationalisierung betrifft alle Bereiche“, betont Dagny Schreiner. Staff Trainings fördern einen professionellen internationalen Austausch und fachliche Weiterentwicklung. „Mobilitäten sind stets ein Motivationsschub für den eigenen Arbeitsbereich, haben aber auch enorme Auswirkungen auf gesamte Teams.“ Denn wer eine Mobilität unternimmt, nehme seine/ihre Erfahrungen immer mit zurück in eigene Abteilungen und teile sein „neues“ Wissen, was zu frischen Ideen und Impulsen führe und vielleicht sogar zu weiteren Mobilitäten. Diese müssten allerdings nicht nur „Outgoing“ sein, sondern auch Incomings, also Personen, die von anderen internationalen Institutionen an die mdw kommen, fördern den internationalen Grundgedanken der mdw.

Grenzüberschreitende Kooperationen und interkulturelle Begegnungen vorantreiben will auch Philipp Sageder, Lehrender am ipop – Institut für Popularmusik. Gemeinsam mit Rupert Fankhauser startete er vor einigen Jahren das Projekt musicEmotion, mit dem mittlerweile mehrere Mobilitäten nach Südafrika und Kolumbien realisiert werden konnten, weitere Destinationen sind bereits geplant und mit Horst-Michael Schaffer, das Projektteam auf drei Personen angewachsen. „Wir verstehen uns als Brückenleger. Es geht um einen barrierefreien Austausch der Studierenden, egal von welchem Background sie kommen“, betont Sageder. Mit ihrem Projekt wollen sie bewusst weg vom Masterclass-Unterricht. Im Sinne des Team-Teachings soll viel mehr auf Augenhöhe von- und miteinander gelernt werden. Das Projekt in Ländern mit Entwicklungspotenzial zu verwirklichen, war stets oberstes Gebot: „Wir wollten immer einen Austausch abseits der ,Big-Player-Länderʻ und gehen bewusst an Orte mit anderem kulturellen Background und Strukturen.“ Ginge es nach Sageder, sollten Studierende und Lehrende verpflichtend Mobilitäten unternehmen, denn Musik sei immer ein Ausdruck von Kultur und Gemeinschaft. Lerne man andere Arbeits- und Denkweisen kennen, könne man nur davon profitieren. musicEmotion zeigt aber auch, dass durch einzelne internationale Aufenthalte nicht nur langfristige nachhaltige Projekte entstehen können, sondern auch gegenseitige Mobilitäten. Denn eine Master-Studierende aus Südafrika kommt nun für ein Jahr an die mdw und kann hier ihr Studium fortsetzen.

In einer global stark vernetzten Kulturlandschaft ist internationale Mobilität wesentlich, um künstlerische, akademische und interkulturelle Kompetenzen weiterzuentwickeln und nachhaltig zu fördern. Die Internationalisierungsstrategie der mdw gibt auch für die zukunftsnahe Entwicklung den Rahmen vor. „Im Bewusstsein der Bedeutung von Traditionen und der eigenen Stärken ist nur im ständigen Austausch mit internationalen Partner_innen Weiterentwicklung und Vermeidung von Stillstand möglich“, betont Johannes Meissl. Und auch Lukas Hartmann ist sich sicher: „Auslandsaufenthalte bieten eine wertvolle Möglichkeit, über den eigenen kulturellen, künstlerischen und pädagogischen Horizont hinauszuwachsen. Sie fördern die fachliche Weiterentwicklung, aber auch das persönliche Wachstum auf eine tiefgehende und nachhaltige Weise.“

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