Bindungsbasierte MusikSpielTherapie

Konzept eines Musiktherapieansatzes für Kleinkinder (04 Jahre) und ihre Bezugspersonen betrachtet aus bindungstheoretischer Perspektive

Erfahrungen, die Kinder mit ihren engsten Bezugspersonen in den ersten Lebensjahren machen, sind für ihre weitere Entwicklung sehr bedeutsam. Neben der Versorgung der physiologischen Grundbedürfnisse von Kindern sind ausreichend gute emotionale Verfügbarkeit und Feinfühligkeit von Bezugspersonen wichtig, um die Entstehung und Aufrechterhaltung sicherer Bindungsbeziehungen zu ermöglichen. Durch den Einsatz des nonverbalen Mediums Musik bietet Musiktherapie besonders für Familien mit Säuglingen oder Kleinkindern die Möglichkeit, in einem geschützten therapeutischen Rahmen neue Beziehungserfahrungen zu machen.

Ein musiktherapeutischer Ansatz, der sich an Familien mit Kindern bis zu einem Alter von vier Jahren richtet, ist die von Katrin Stumptner und Cornelia Thomsen (Berlin) entwickelte „MusikSpielTherapie“. Kernelement dieser Arbeit ist der regelmäßige Wechsel zwischen einer intensiven Einbeziehung der Bezugspersonen in musiktherapeutische Spieleinheiten zu dritt (Kind-Bezugsperson-Therapeut_in) und Reflexionsgesprächen mit den Bezugspersonen. Diese Verbindung der praktischen Erlebnisebene mit Ebenen von Mentalisierung und Psychoedukation soll Ressourcen und Kompetenzen der Bezugspersonen stärken. Der Fokus dieser videogestützten Arbeitsweise liegt auf der Interaktion und Beziehungsqualität zwischen der Bezugsperson und dem Kind. Damit wird aber auch ganz zentral an Themen gearbeitet, die für den gelingenden Aufbau einer sicheren Bindung bedeutsam sind, wie etwa Feinfühligkeit, emotionale Verfügbarkeit oder gelingende Affektregulation.

Das vorliegende Forschungsvorhaben setzt sich in einem ersten Schritt mit dem Grundkonzept der MusikSpielTherapie auseinander. Bislang unveröffentlichte Materialien und Unterlagen werden gemeinsam mit den Begründerinnen aufgearbeitet. Anschließend wird dieser musiktherapeutische Ansatz aus einer bindungstheoretischen Perspektive betrachtet und diskutiert. Verschiedene, der MusikSpielTherapie inhärente bindungsfördernde Elemente werden herausgearbeitet, um zusätzliches Wissen über musiktherapeutische Interventionen zu generieren, die eine gelingende und ausreichend sichere Bindung zwischen Bezugsperson und Kind unterstützen können. In einem dritten Schritt soll ein auf diese Weise erweitertes Konzept einer bindungsbasierten MusikSpielTherapie im Rahmen einer Feasibility-Studie mit fünf Familien eingesetzt und in seiner praktischen Anwendbarkeit erprobt werden. Zielgruppe sind Familien, in denen aufgrund verschiedener Risikofaktoren der Aufbau einer sicheren Bindungsbeziehung besonders erschwert ist. Mögliche Auswirkungen der musiktherapeutischen Behandlung auf Aspekte wie elterliche Belastung, psychisches Wohlbefinden, Resilienz oder Feinfühligkeit der Bezugspersonen im Umgang mit dem Kind werden untersucht. Ziel dieser Arbeit ist, herauszufinden, inwieweit sich bindungsbasierte MusikSpielTherapie als Gesamtkonzept für die musiktherapeutische Arbeit mit Kindern bis zu einem Alter von vier Jahren und ihren Bezugspersonen bewährt.

Projektleitung: Eva Phan Quoc

Aktueller Stand: Konzeptentwicklung, Bereitstellung der Forschungsinfrastruktur, Pilot

Kontakt: phan-quoc@mdw.ac.at

Dieses Projekt wird von der Andreas Tobias Kind Stiftung (D) gefördert.