Zum 100. Geburtstag György Ligetis veranstalten Musikschaffenden sowie Liebhaber_innen zeitgenössischer Musik rund um den Globus zahlreiche Events. Obwohl sich die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts durch viele herausragende Komponist_innen und Werke auszeichnet, sticht Ligeti hervor – nicht nur wegen seiner genialen Kompositionen, sondern auch weil er und sein Schaffen seine Zeitgenoss_innen entscheidend prägten. Nur wenige Komponist_innen werden weltweit so geschätzt wie Ligeti, seine Werke werden regelmäßig aufgeführt und seine Kompositionstechniken machen bis heute Schule.

Ligetis Zeitgenoss_innen und Schüler_innen haben stets seinen brillanten Verstand, seine Analyse-, Synthese- und Erkenntnisfähigkeit sowie sein musikalisches Gespür, seine überbordende Kreativität und Vorstellungskraft hervorgehoben und betont. Er war ein so außergewöhnlicher Geist, dass er sogar mit Hirnforscher_innen und Mikrobiolog_innen ausführliche Fachgespräche führte und mit aufrichtigem Interesse die Entdeckungen und Entwicklungen von Disziplinen, die scheinbar weit von der Musik entfernt waren, verfolgte. Ligeti war selbst ein musikalischer Entdecker und Pionier, der stetig musikalisches Neuland erforschte. Nicht selten übertrug er Forschungsfelder anderer Disziplinen auf seine eigenen kompositorischen Forschungen und Kompositionen. Einmal erklärte er, dass dann, wenn seine musikalische Sprache von anderen übernommen – also quasi nachgeahmt – werde, er bereits ganz woanders sei. Ligeti war ein Komponist, der auf neuen unbeschrittenen Pfaden wandelte – allen anderen voraus.

Um diesen Ausnahmekünstler gebührend zu feiern, werden Studierende unterschiedlicher Musikhochschulen, an denen Ligeti gelehrt und gewirkt hat, gemeinsam ein ikonisches Werk Ligetis aufführen sowie neue innovative musikalische Kompositionen schaffen.

Im Rahmen des Erasmus+ Blended Intensive Programme treffen sich Studierende der Musikhochschulen aus Budapest, Wien, Hamburg und Stockholm in Budapest (5–5 Instrumentalstudent_innen, 1–1 Dirigent_in und 1 Kompositionsstudent_in), wo nach einem einwöchigen Workshop- und Probenprozess das in den Jahren 1998/99 und 2002 komponierte Hamburger Concerto zusammen mit vier neuen, von Kompositionsstudierenden für diesen Anlass geschaffenen Kammermusikwerken aufgeführt werden soll. Am Pult stehen Dirigierstudenten der beteiligten Institutionen, die sowohl die sieben Sätze des Hamburger Concerto als auch die neu komponierten Werke dirigieren werden. Das Konzert, das live übertragen wird, findet am 29. April im Großen Saal der Budapester Franz-Liszt-Musikakademie statt. Da Budapest der Ausgangspunkt von György Ligetis Lehrtätigkeit war, schien es uns angebracht, den Workshop in dieser Stadt abzuhalten.

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