Am 26. Jänner 2022 präsentiert der Kinderchor der mdw die Arbeit des vergangenen Jahres bei einem stimmungsvollen Semesterabschlusskonzert im Future Art Lab. Wie man sich eine Probe des Ensembles vorstellen kann und warum nicht nur Kinder von dem Angebot profitieren, erklärt Chorleiterin Astrid Krammer, Lehrende am Anton Bruckner Institut der mdw.
© Stephan Polzer

„Singen im Chor umfasst weit mehr als nur die musikalische Dimension: Es entsteht eine Gemeinschaft, eine Kraft, ein Miteinander.“ Astrid Krammer, Chorleiterin des Kinderchors der Wiener Chorschule und Lehrbeauftragte für Kinderchorleitung sowie Kinder- und Jugendstimmbildung an der mdw, weiß um die Vorteile, die das Singen für Kinder in einem Chor mit sich bringt. „Für viele Kinder wirkt das Chorsingen stärkend – hinsichtlich des Selbstvertrauens und auch der Selbstwahrnehmung.“ Durch gezieltes stimmtechnisches Training werden zudem die Atmung und das Körperbewusstsein verändert, man erhält musikalische Fertigkeiten wie etwa Rhythmusgefühl, und es bereitet den Kindern Freude, selbst zu einem vollen Chorklang beitragen zu können. „Die Atmosphäre ist so happy – wenn ich nach der Schule erschöpft bin, bringt mir das Chorsingen Power zurück“, freut sich die zwölfjährige Ioana.

Ich bin beim Kinderchor, weil ich Singen liebe. Besonders gefallen mir das Singen mit anderen und die Auftritte, wie jetzt im Raimund Theater.

Lotte, 12 Jahre

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Eine Probe mit dem Kinderchor dauert neunzig Minuten. Wenn es das Wetter zulässt, startet die Chorleiterin im Innenhof der mdw mit einem fünfzehn- bis zwanzigminütigen Einsingen. Anschließend werden von Astrid Krammer selbst oder den Lehramtsstudierenden verschiedene Stücke erarbeitet. „Mitunter wird getanzt oder für ein Lied eine Fremdsprache gelernt – wir wechseln zwischen konzentrierten Studier- und lockeren Wiederholungsphasen. Zwischendurch wird geplaudert oder zum Beispiel über das Programm für das nächste Konzert gesprochen. Vor Corona waren wir im Rahmen der Chorwochenenden auch gemeinsam Pizza essen, haben Filme geschaut oder sind ins Museum gegangen. Leider war das in der letzten Zeit nicht möglich.“

Jedes Konzert, bei dem die Kinder aus voller Seele musizieren, ist etwas ganz Besonderes.

Andrea Pfestorf-Janke, Künstlerisches Betriebsbüro der Wiener Chorschule

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Ihren Anfang nahm die Wiener Chorschule und damit auch der Kinderchor in einem fächerübergreifenden Univisions-Projekt im Jahr 2009. Bereits im Folgejahr konnten Studierende des Anton Bruckner Instituts für Chor- und Ensembleleitung sowie Tonsatz in der Musikpädagogik von der Lehrpraxis mit dem Kinderchor profitieren. Kinder zwischen neun und vierzehn Jahren werden hier an das Arbeiten auf professionellem Niveau herangeführt, Studierende erhalten beim Hospitieren der Proben einen Einblick in die pädagogische Arbeit mit Kindern. „Die Arbeit mit Kindern ist viel unmittelbarer als bei einem Erwachsenenchor“, weiß Astrid Krammer. „Man bekommt viel direkter zu spüren, ob den Kindern ein Stück gefällt, wie die Stimmung oder die Konzentration ist.“ Studierende erhalten einen Eindruck davon, worauf es beim Einsingen und Erarbeiten der Stücke ankommt. Auch Themen wie Elternarbeit oder Bedingungen für das Gelingen eines Konzerts, wie etwa Stell- oder Generalprobe oder der Umgang mit Lampenfieber, können Studierende mitnehmen. Zudem umfasst der Kinderchor eine Altersspanne, wie sie auch in Regelschulen und Musikschulen vorzufinden ist. „Ich habe bei meiner Arbeit mit dem Kinderchor der mdw unendlich viel gelernt: Probendidaktik, gesangstechnische Arbeit mit speziellen Zielgruppen und die professionelle Arbeit mit Kindern. Besonders spannend fand ich, nach welchen Kriterien die Literatur für Kinder ausgewählt wurde und was kindgerechte Literatur überhaupt ist“, erinnert sich die ehemalige Musikerziehungsstudentin Andrea Steger, die heute unter anderem die Mini-Seestimmen, einen Kinderchor in der Seestadt Aspern, leitet.

Neben dem Sammeln erster musikalischer Erfahrungen und dem Kennenlernen der mdw bin ich vor allem für eines dankbar: die Freundschaften, die damals geknüpft wurden und bis zum heutigen Tag anhalten.

Markus Adenstedt, Studierender Lehramt Musikerziehung

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Praktisch alle Kinder des Kinderchors treten anschließend in den Jugendchor über, weiß Andrea Pfestorf-Janke vom Künstlerischen Betriebsbüro der Wiener Chorschule. „Und jedes Jahr fangen etwa vier bis fünf Sänger_innen an, hier zu studieren. Manche wären ohne den Kinder- und Jugendchor nie auf die Idee gekommen, sich bei uns zu bewerben. Mit dem Kinderchor verlieren sie die Scheu vor dieser Institution.“ Markus Adenstedt studiert seit diesem Jahr Lehramt Musikerziehung an der mdw und hat selbst seine musikalische Laufbahn im Kinderchor der mdw begonnen. „Es war das Chorsingen, das mich zum Gesang und schlussendlich zu meinem Studium an der mdw geführt hat. Der Kinderchor hat dabei eine zentrale Rolle gespielt. Es war stets etwas Besonderes, zu den Chorproben zu kommen und zu den Studierenden aufzublicken – so hat sich auch mein Ziel entwickelt, eines Tages selbst hier studieren zu wollen.“

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Ein zentraler Fokus des Kinderchors liegt auf der stimmbildnerischen Betreuung der Kinder. Studierende erlernen von Stimmpädagog_innen, wie sie mit einem Ensemble arbeiten müssen, damit die Kinder stimmtechnisch am besten betreut werden können. Dieses hohe Niveau der stimmlichen, musikalischen und pädagogischen Begleitung wissen auch die Eltern der jungen Chorsänger_innen zu schätzen. „Die Pädagog_innen achten stets darauf, dass unsere Kinder ihre Stimme richtig benützen. Darüber hinaus erschließt sich unseren Kindern eine völlig neue Welt – die der Musik.“ Die Eltern von Lotte und Marthe wurden bei einem Campusfest der mdw auf den Kinderchor aufmerksam. Bei der Zehnjahresfeier der Wiener Chorschule waren sie schließlich überzeugt, ihre Kinder für den Kinderchor anmelden zu wollen. „Die Kombination von wöchentlichen Proben und vielfältigen Extras, wie etwa Probenwochenenden, Auftritten und szenischen Produktionen, sowie die Begleitung unserer Kinder durch die kompetenten Mitarbeiter_innen der Chorschule erscheinen uns einzigartig.“

Ich empfinde es als absolut sinnerfüllend, mit jungen Stimmen zu arbeiten, mehrstimmige Stücke zu erlernen und Freude am Musizieren zu vermitteln.

Astrid Krammer, Chorleiterin des Kinderchors der mdw

Wie besonders die Erfahrungen im Kinderchor für die jungen Musiker_innen sind, weiß Chorleiterin Astrid Krammer: „Es ist mittlerweile hinlänglich erforscht, dass Singen klug, gesund und glücklich macht, das gilt natürlich auch für den Kinderchor. Nach den Rückmeldungen unserer Kinder der letzten zehn Jahre kann ich das absolut bestätigen.“

© Stephan Polzer
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