Gesang und Musiktheater mdw - Homepage
Benjamin Britten
THE TURN OF THE SCREW
Kammeroper in einem Prolog und zwei Akten
Aufführung in englischer Sprache
WEBERN Sinfonietta
8.11. und 9.11.2023
19.00 UHR
NEUE STUDIOBÜHNE PENZING
It is a curious story“: Eine junge Frau wird aus der Stadt auf einen englischen Landsitz geschickt, um sich dort als Gouvernante erzieherisch um zwei Kinder zu kümmern … Die Schraube beginnt sich zu drehen. Zuerst scheinen ihr, die in ihrer neuen Verantwortungsposition alles richtig machen möchte, die Tätigkeit wie ein schöner Traum und die Kinder als wohlerzogen brave Engel – bis sie rätselhafte unbekannte Gestalten sichtet, die eigentlich nicht mehr im Haus, ja: nicht mehr am Leben sein sollten … Die Schraube dreht sich weiter. Auch das Verhalten der Kinder wird verstörender: Sie sind nur vordergründig unschuldig, haben unkontrollierte Ausbrüche und es scheint der Gouvernante, als stünden sie unter Einfluss der Untoten … Die Schraube dreht sich weiter und weiter. Die Protagonistin steigert sich hinein in die unerklärlichen Vorkommnisse, versucht die Kinder und sich selbst vor der ungreifbaren Bedrohung zu schützen, findet keinen Ausweg aus ihrer verzweifelten Beunruhigung, handelt panisch… Die Schraube dreht sich weiter – bis sie am Ende durchdreht? Benjamin Britten und seine Librettistin Myfanwy Piper haben in ihrer Kammeropern-Fassung (1954) die unaufgelösten Ambivalenzen der Novellenvorlage von Henry James (1898) in ein klaustrophobisches Musiktheaterwerk übersetzt. Durch den kompositorischen Variationen-Aufbau drehen wir uns immer weiter um die namenlose Gouvernante, meinen sie und ihre Perspektiven einerseits zu verstehen, stoßen dabei andererseits doch immer wieder auf Grenzen, Ambivalenzen, Uneindeutigkeiten. Das Nicht-Ausgesprochene, das Zugedeckte, das Verschwiegen-Unangenehme, die Andeutungen und Vorahnungen erzeugen Situationen, in denen zwischenmenschliche und persönliche Abgründe entdeckt, Grenzübertretungen ausgelotet, Schuld und Unschuld verhandelt sowie Machtverhältnisse dekonstruiert werden.
Am Ende stehen wir vor der Herausforderung, uns selbst zu positionieren – der personifizierte Prolog, der zu Beginn in die Handlung eingeführt hatte, hat die Szene verlassen und kommt am Ende nicht zurück. Sogar die Schlussfolgerung sprechen Britten und Piper also nicht aus, sie zwingen uns und unsere Vorstellungskraft zu einer wie auch immer gewichteten moralischen Beurteilung des Gesehenen und Gehörten (Benedikt Arnold).
Inszenierung: Benedikt Arnold (Diplom)
Musikalische Leitung: Hartmut Keil
Ausstattung: Milagros Pia Del Pilar Salecker
Dramaturgie: Nikita Dubov
Regieassistenz: NN
Prologue | Jakob Gerbeth • Governess | Annie Ternström • Miles | Elisabeth Höhndorf • Flora | Jamie Petutschnig • Mrs. Grose | Brigitta Listra • Ms Jessel | Lucija Spevec • Quint | Thilo Cubasch