Das Rhythmikkursangebot am Institut für Musik- und Bewegungspädagogik/Rhythmik sowie Musikphysiologie (MRM) steht Interessierten jeden Alters offen. Ein freudvoller Umgang mit Musik und Bewegung steht dabei ebenso im Fokus wie kreative Impulse für den Alltag sowie Spaß am gemeinsamen Gestalten.

„Das Schöne am Kurs-Erleben ist, dass wir im Idealfall gemeinsamen in einen kreativen Flow kommen. In Zeiten der Isolation fällt mir dieser soziale Faktor besonders auf“, berichtet ein Kursteilnehmer über seine Erfahrungen. „Es ist für mich ein mentaler Ausgleich ohne Bewertung oder Leistungsdruck, nur kreatives Erleben.“

© Stephan Polzer

Musik- und Bewegungspädagogik/Rhythmik verbindet Musik mit Körper, Bewegung und Tanz und hat die Entwicklung und Differenzierung musikalischer sowie motorischer Fähigkeiten zum Ziel. Die Wechselwirkung zwischen Musik und Bewegung bildet die Basis für kreative Gestaltungs- und Lernprozesse. „Den Teilnehmenden macht es Spaß, sich gestaltend und spielerisch mit Musik, Bewegung, tänzerischen Elementen, Bodypercussion oder der eigenen Stimme zu beschäftigen, das hören wir immer wieder als Feedback“, erzählt Irmgard Bankl, Lehrende am Institut MRM und Mitverantwortliche für die Erwachsenenkurse der Rhythmik. „Neben vielen musikalischen Erlebnissen und rein körperlichen Erfahrungen, wie etwa dem Mobilisieren der Gelenke oder dem Lösen von Verspannungen, werden von den Teilnehmenden auch komplexere Phänomene genannt, wie etwa das Überwinden von Hemmungen, die Vertiefung des Selbstausdrucks, aber auch das Erleben von Stille oder einem einfachen Zur-Ruhe-Kommen.“ Vorkenntnisse für die Teilnahme sind keine notwendig, der Einstieg ist niederschwellig. Wichtig sind einzig die Freude und das Interesse an Musik und Bewegung, Improvisation und kreativen Prozessen.

Erwachsenen-Lehrproben ermöglichen den Teilnehmer_innen wieder, sich mehr mit sich selbst und ihrem inneren Kind auseinanderzusetzen. Das gleicht einem temporären Ausstieg aus dem Alltäglichen und wirkt dabei entspannend und ausgleichend.

Feedback einer Gruppenleiterin

Die Rhythmikkurse an der mdw finden im Rahmen einer Lehrpraxis für Studierende statt und können sowohl von Anfänger_innen als auch Fortgeschrittenen jeden Alters besucht werden. Die Gruppenleiter_innen, Studierende der mdw, befinden sich dabei im Abschlussjahr ihrer Ausbildung und planen und leiten den Kurs zwei Semester lang eigenständig. Begleitet werden sie dabei von Mentor_innen, die als Ansprechpartner_innen dienen und bei der Selbstreflexion und Unterrichtsanalyse unterstützen. Anschließend treten die Studierenden mit ihrer eigenen Gruppe zur Bachelor-Abschlussprüfung an, mit der sie dann auch die Lehrbefähigung für den Fachbereich Rhythmik mit Erwachsenen oder Kindern erhalten. „Durch die Rhythmikkurse an der mdw ergibt sich ein schöner Synergie-Effekt“, erklärt Hanne Pilgrim, Abteilungsleiterin des Fachbereichs Rhythmik. „Studierende absolvieren hier ihre Lehrpraxis und sammeln dabei erste Unterrichtserfahrung, gleichzeitig profitieren die Teilnehmenden von dem kostenlosen Gruppenangebot und kommen so in den Genuss von Rhythmik- bzw. Musik- und Bewegungsprozessen.“ Auch die Studierenden wissen das Angebot zu schätzen: „Mit jedem betreuenden Lehrenden lerne ich, was ich besser machen könnte, worauf ich in meinen Stunden den Fokus legen möchte oder wie ich am besten auf die Gruppen eingehen kann. Es ist eine gute Grundlage, eine Übung für den weiteren beruflichen Werdegang.“

Das Lehrpraxisteam der Rhythmikkurse für Kinder und Erwachsene bilden Irmgard Bankl, Jutta Goldgruber-Galler, Monika Mayr und Christina Reif.

© Irmgard Bankl

Ursprünglich entwickelte sich das Studium Musik- und Bewegungspädagogik Anfang des 20. Jahrhunderts aus einer Methode von Jaques-Dalcroze, die auf die Differenzierung der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten über die Sensibilisierung und Artikulation des Körpers abzielte. Rasch entstand daraus ein erfolgreiches musikpädagogisches Konzept. Heute erstreckt sich die Berufsausübung auf die Bereiche Kunst und Kultur, Bildung, Soziales sowie Inklusion und Salutogenese. Bildungsanstalten für Elementar- oder Sozialpädagogik, Kindergärten, Musikschulen und Universitäten zählen dabei ebenso zu den Tätigkeitsbereichen wie Fachzentren für Inklusion, Diversität, Sonderpädagogik, Rehazentren, Therapieambulatorien, aber auch Rhythmik- und Tanzstudios.

Danke, dass mein Sohn mitmachen darf. Der Rhythmikunterricht ist ein Volltreffer!

Elternteil eines jungen Teilnehmers

Das Rhythmikkursangebot an der mdw ist nicht nur ein Gewinn für erwachsene Teilnehmer_innen. Während die Kurse bei ihnen Blockaden „schmelzen“ lassen und sie wieder einen Zugang zu ihrer emotionalen Sinnesseite finden, bringen die jüngsten Kursbesucher_innen von vornherein die besten Voraussetzungen mit – Neugier, Freude sowie einen unermüdlichen Bewegungs- und Entdeckungsdrang. Monika Mayr, Lehrende am Institut, zeichnet verantwortlich für die Kinder-Rhythmikkurse: „Es ist ein kostenloses, offenes Angebot für alle Kinder, die mit unseren Rhythmik-Studierenden die Welt der Kunst durch Musik, Bewegung und Sprache entdecken wollen.“ Positive Rückmeldungen bestätigen den Erfolg: „Es ist für uns Eltern eine helle Freude zu sehen, wie die Kinder sich entwickeln und entfalten, wie sie geschickt und voller neuer Ideen in ihren Zimmern herumhüpfen, singen, tanzen und zeichnen.“

Kooperationen, wie etwa die mit der Volksschule Stubenbastei, ermöglichen den Studierenden, ein zukünftiges Berufsfeld kennenzulernen. Gleichzeitig profitieren die Schüler_innen von den bewegten musikalischen Unterrichtsstunden.

Jede Rhythmikstunde hat ein eigenes Thema sowie eine Zielsetzung hinsichtlich der Musik- und Bewegungspädagogik; Rhythmusinstrumente und Materialien werden ausprobiert und Klang- sowie Spielerfahrungen erweitert. Rituale geben der Gruppe dabei Sicherheit. „Jede Stunde beginnt mit einem Lied oder Rhythmusspruch, der mit Körperinstrumenten begleitet wird. So wird der Körper rhythmisch wach. Ein Abschlusslied oder -spruch beendet die Stunde und gibt den Kindern einen erkennbaren Spannungsbogen“, beschreibt Monika Mayr die wiederkehrenden Elemente einer Einheit. Die Improvisation auf unterschiedlichen Instrumenten unterstützt spontan die Bewegungen der Kinder, anschließend kann Material ertastet oder ein Lied über alle Sinne erfahren werden.

© Irmgard Bankl

Innerhalb der Rhythmikstunden erleben die Kinder ihre kreativen Fähigkeiten, stärken ihre sozialen Kompetenzen und sensibilisieren ihr Hören, Sehen und Spüren. Sie gewinnen nicht nur Selbstsicherheit, sondern erweitern durch positive Verstärkung ihre künstlerischen Ausdrucksfähigkeiten. „Ich war heute ein Bär, eine Maus und ein Hase – und ich habe getanzt! Es hat mir sehr gut gefallen!“, erzählt der vierjährige Andi nach einer Rhythmikeinheit begeistert. Auch seine Mutter freut sich über das Engagement der Studierenden: „Die Pädagog_innen sind extrem engagiert und sehr nett. Sie überlegen sich für jede Stunde ein neues Programm und bringen immer andere Instrumente mit, die dann live gespielt werden. Mein Kind fühlt sich sehr wohl und ist begeistert dabei.“

Ich gehe zu den Rhythmikkursen, weil es fordernd und ausgleichend ist und ich mich nachher wach und gleichzeitig entspannt fühle.

Feedback einer Kursteilnehmerin der Erwachsenen-Rhythmikkurse

Egal ob Kurse für Erwachsene oder Kinder, das Rhythmikangebot der mdw ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, nicht zuletzt für die Studierenden: „Am Ende einer Stunde hat eine Teilnehmerin zu mir gesagt: ‚Das war genau das, was ich jetzt gebraucht habe!‘ Das freut mich und bestätigt meine Arbeit, denn es zeigt mir, dass ich etwas richtig gemacht habe.“

Anmeldung und Kursinformation:

rhythmik-kinder@mdw.ac.at
rhythmik-erwachsene@mdw.ac.at
mdw.ac.at/mrm/mbe

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Ein Symposium des Fachbereichs MBP/Rhythmik für Absolvent_innen, Studierende, Kolleg_innen & Lehrende
30. September – 2. Oktober 2022
mdw, Anton von Webern-Platz 1, 1030 Wien
mdw.ac.at/mrm/mbe

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