Die mdw bekommt ihren eigenen Verlag: mdwPress startet im März 2021 als Open-Access-Wissenschaftsverlag und reiht sich damit in die wachsende Zahl österreichischer und europäischer Universitätsverlage ein.

Wer forscht und publiziert, wünscht sich ein interessiertes (Fach)publikum, das ohne Verzögerung und ohne finanzielle oder technische Hürden direkt auf die Ergebnisse der Forschung zugreifen kann. mdwPress bietet den Forschenden an der mdw ab sofort ein zentrales Service für ihre Publikationsprojekte und eine nicht-kommerzielle Alternative zu herkömmlichen Wissenschaftsverlagen.

Eine der ersten Anwendungen des Internets war 1991 der Publikationsserver arXiv für frei zugängliche Vorabveröffentlichungen in der Physik. Einen weiteren wichtigen Impuls für die Open-Access-Bewegung gab die „Zeitschriftenkrise“: Wenige große kommerzielle Wissenschaftsverlage konsolidierten sich in kurzer Zeit durch die massenhafte Übernahme von unabhängigen Zeitschriften. Ihre Marktmacht nutzten sie anschließend für Preissteigerungen, welche die Bibliotheken finanziell schwer belasteten. Anfang der 2000er-Jahre wurden dann die wesentlichen Prinzipien der Open-Access-Bewegung breitenwirksam formuliert, z. B. in der „Berliner Erklärung“. Der zugrunde liegende Gedanke: Wissenschaftliche Erkenntnisse, die durch öffentliche Finanzierung gewonnen werden, sollten der Öffentlichkeit auch frei zugänglich gemacht werden.

© Bueronardin

Mit ihrer Open-Access-Policy aus dem Jahr 2018 schließt sich die mdw der Open-Access-Idee an und „ermuntert die an der mdw tätigen Forscher_innen und wissenschaftlich Publizierenden ihre wissenschaftlichen und künstlerischen Veröffentlichungen in Form von Open Access der Allgemeinheit zugänglich zu machen“. Gleichzeitig baut sie die dafür nötige Infrastruktur aus, denn eine Open-Access-Publikation ist mehr als ein PDF, das von einer Website heruntergeladen werden kann. Die Auffindbarkeit und Nutzbarkeit der Publikation sowie ihre langfristige Verfügbarkeit werden zentral bestimmt von den Funktionalitäten der Website, auf der sie erscheint, den Datenstrukturen im Hintergrund, welche die Publikation beschreiben, und ihrer Lizenz, die z. B. eine Wiedernutzbarkeit der Publikation für bestimmte, nicht-kommerzielle Zwecke ausdrücklich erlaubt, insbesondere zur Archivierung, zum Einsatz in Lehre und Forschung sowie für Text- und Data-Mining.

Im Kontext der Digital Humanities sind Publikationsformate in Entwicklung, die sowohl den Anforderungen der maschinengestützten Kommunikation im Internet genügen sollen, als auch dem auf Texte gestützten Austausch zwischen den Forschenden und mit dem interessierten Publikum. Autor_innen von Monografien sowie Herausgeber_innen von redaktionellen Projekten, wie beispielsweise Zeitschriften und Sammelbänden, bietet mdwPress eine zeitgemäße Infrastruktur an. Offenkundig verfügen Universitäten über ideale Voraussetzungen, um die komplexen Aufgaben eines Verlags zu meistern, denn die notwendige Expertise ist bereits vorhanden: einerseits zu wissenschaftlichen Inhalten, IT, Projektmanagement, Fördergeldern und andererseits in Form von klassischem Bibliothekswissen zu Indexierung, Archivierung und Publikationsformaten.

In diesem Sinne ist mdwPress das Ergebnis einer Kooperation zwischen der Universitätsbibliothek und der Stabstelle Forschungsförderung an der mdw. Der wiederholt von den Forschenden im Rahmen der jährlich an der mdw stattfindenden Klausur der Wissenschaften eingebrachte Wunsch nach einem eigenen Universitätsverlag wird nun erfüllt, nicht zuletzt durch eine Förderung mit den Mitteln des Hochschulraumstrukturmittel-Projekts AT2OA – Austrian Transition to Open Access. Im Sommer 2020 ist dafür an der Bibliothek eigens die Stelle einer Verlagskoordinatorin geschaffen und besetzt worden.

Die technische Verlagsinfrastruktur von mdwPress basiert auf Kooperationen mit erfahrenen Partnerinstitutionen: Einerseits sorgt der transcript-Verlag für die Herstellung und den internationalen Vertrieb ansprechender Print-Ausgaben mit Wiedererkennungswert, und andererseits stellt die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek im Rahmen des Fachinformationsdienstes musiconn die Zeitschriftenmanagement-Software OJS bereit. Ein aus mdw-internen sowie externen Mitgliedern zusammengesetztes Kuratorium sichert die Qualität der Publikationen. mdwPress soll das an der mdw vertretene Forschungsspektrum in seiner gesamten Diversität abdecken und Inter- und Transdisziplinarität fördern. Neben dem Open-Access-Publikationsserver pub.mdw dient nun auch mdwPress den Forschenden der mdw als Plattform für die Dissemination ihrer Forschungsergebnisse und unterstützt damit die Erfüllung des gesellschaftlichen Auftrages der mdw.

Zum Leitbild von mdwPress: transcript-verlag.de/leitbild-der-mdwpress

Autor_innen: Therese Kaufmann, Karoline Feyertag, Nora Schmidt, Michael Staudinger

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