Das Thema der isaScience19 als wissenschaftliche Reinterpretation von Just Play!?

Was haben indische Tänzerinnen mit dem britischen Musikbusiness zu tun und was zeitgenössische DIY-Kulturen mit der Etablierung alternativer Musikkanons im 19. Jahrhundert? Sie alle leben auf die eine oder andere Weise von Musik als Arbeit. Diesen und anderen gesellschaftsrelevanten Fragen geht die isaScience 2019 als interdisziplinäre Wissenschaftskonferenz im Vorfeld zur und in Kooperation mit der isa – Internationale Sommerakademie der mdw nach.

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Dagmar Abfalter, Marko Kölbl, Rosa Reitsamer und Fritz Trümpi bilden seit 2018 das wissenschaftliche Leitungsteam der isaScience. Der Call for Papers richtet sich an Wissenschaftler_innen und Vortragende auf unterschiedlichen akademischen Karrierestufen und zeichnet ein historisch gewachsenes Bild von Musik als Arbeit. Die Geschichte der spezifischen Arbeitsbedingungen von Musiker_innen zu verschiedenen Zeiten und an unterschiedlichen Orten weltweit sowie von ihren Arbeitsmärkten entstand aus heterogenen Prozessen der Institutionalisierung, Globalisierung und Digitalisierung von Musik sowie aus den daraus hervorgehenden Kollaborationen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts haben sich diese Prozesse beschleunigt, immer zahlreicher wurden Akteur_innen und Institutionen darin involviert. Dazu zählen die Musik- und Medienindustrien, Musikkonservatorien oder auch lokale Community-Music-Initiativen, welche von spezifischen Konventionen und geteilten Überzeugungen USA(„Art Worlds“) ebenso geprägt sind wie von oftmals konkurrierenden ökonomischen Interessen. Die daraus resultierenden Konflikte führten und führen zu Widerstand und Machtkämpfen sowie zu divergierenden Praktiken der Musikproduktion. Die „Production-of-Culture-Perspektive“ stellte Werkzeuge bereit, um diese Prozesse in Hinblick auf die sich verändernden Musikberufe und musikpädagogische Institutionen, auf Gatekeeper- sowie auf Inklusions- und Exklusionsmechanismen zu erforschen. Doch auch abseits von Arbeitsmarkt und Musikproduktion kann Musik als Arbeit verstanden werden – die Szenarien sind vielfältig und reichen von traditionellen rituellen Anlässen bis hin zu diversen Formen nichtkommerziellen Gebrauchs von Musik als Dienstleistung.

Die Geschichte von Musik als Arbeit ist von sozialen Ungleichheiten geprägt, die auf Gender, Sexualitäten, „Race“, Ethnizität, Klasse oder Dis/ability zurückzuführen sind. In der Folge entstanden zahlreiche Initiativen wie u. a. die #MeToo-Debatte oder „We Have Voice“, welche es sich zum Ziel setzten, Diskriminierung und Fehlverhalten zu bekämpfen und einen sozialen Wandel in den Musikarbeitsmärkten und der breiteren Gesellschaft voranzutreiben. Schließlich bleibt Musik bestimmend für menschliche Interaktionen und trägt Züge emotionaler und affektiver Arbeit. Der „Affective Turn“ steht für die Betonung von Emotionen, Affekten und dem Körper in Hinblick auf die Erforschung von Musik als sozialem und kulturellem Phänomen. In dieser Hinsicht kann Musik auch als „Labour of Love“, als Identitätstechnologie oder als Enactment von Emotionen und (Für-)Sorge interpretiert werden – eine Arbeit, die immer auf den menschlichen Körper und seine geschlechtliche, sexualisierte und ethnisierte Körperlichkeit rekurriert.

Die Konferenz ist entlang von drei Überthemen organisiert, zu denen jeweils Keynotes und Vorträge geplant sind: Arbeitsmärkte der Musik, Machtkämpfe und politischer Aktivismus, Emotionale und affektive Musikarbeit. Weitere Informationen zum Call for Papers sowie zum Konferenzprogramm finden Sie unter mdw.ac.at/isa/isascience

 

Veranstaltungshinweis

isaScience-Konferenz
7. bis 11. 8. 2019
Hotel Marienhof
Reichenau/Rax

Mit Keynotes von:

  • William Cheng, Dartmouth College, USA
  • Sally-Anne Gross, Westminster School of Arts, UK
  • Rumya S. Putcha, Texas A&M University, USA
  • William Weber, California State University Long Beach, USA

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