Der Franz-Schmidt-Orgelwettbewerb wurde erstmals 2006 abgehalten. Seitdem findet er alle zwei Jahre statt. Der Initiator war Rudolf Scholz (1933–2012), Professor für Orgel und Leiter der Abteilung für Tasteninstrumente an der mdw. Stets ein Promotor der Orgelwerke Franz Schmidts, wollte er dem Komponisten auf diesem Wege weitere Bekanntheit verschaffen. Austragungsort war bis 2014 Kitzbühel (zweite Runde in Hopfgarten); seit 2016 findet der Wettbewerb in Wien statt. Seitdem ist die mdw als Kooperationspartnerin der Camerata Viennensis – Konzertvereinigung auch Schirminstanz.

Der Schmidt-Wettbewerb fügt sich international in ähnliche, auf einen Komponisten bezogene Wettbewerbe ein (Hermann-Schroeder-Wettbewerb, Trier; Helmut-Bornefeld-Wettbewerb, Heidenheim u. a.). Er war (und ist weiterhin) der einzige Orgelwettbewerb in Österreich, der auf ein stilistisch breites Repertoire abzielt – im Unterschied etwa zum Paul-Hofhaimer-Wettbewerb in Innsbruck, der fast zur Gänze auf historische Musik ausgerichtet ist. – Die erwähnte stilistische Vielfalt hat immer wieder hochqualifizierte Teilnehmer_innen angezogen, was sich auch an den weiteren Karrieren der Preisträger_innen zeigt. In diesem Jahr kamen die Teilnehmenden aus 13 Ländern. Diese musikalische Breite soll auch mit den Instrumenten korrespondieren, auf denen der Bewerb ausgetragen wird; das ist einer der Gründe, warum er nach Wien übersiedelt ist.

© Clemens Kneringer

Für 2025 wurden einige Elemente neu gestaltet. Um die Durchführung zu straffen, wurde (einem internationalen Trend folgend) eine Vorauswahl mittels Videoaufnahme eingeführt. Aus den Einsendungen wählte eine Jury schon Anfang April eine begrenzte Anzahl von Teilnehmer_innen aus, die im September zur Hauptrunde antreten durften. Das motivierte offensichtlich viele Organist_innen zur Anmeldung, da sie für diese Vorauswahl zwar noch nicht das gesamte Programm bereithaben mussten, aber dafür frühzeitig erfuhren, ob sie zum Antritt in Wien zugelassen waren. – Weiters gab es heuer mehr Wahl- und weniger Pflichtstücke in der Ausschreibung. Und schließlich fand er nun in der Jesuiten- und Schottenkirche, aber auch an der berühmten historischen Chororgel der Franziskanerkirche (1642) statt, was ohne Zweifel einen weiteren Anziehungspunkt für Teilnehmer_innen darstellte.

Einen Orgelwettbewerb zu organisieren ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Bei aller Verschiedenheit in Anschlag und Intonation ist das eine moderne Klavier doch dem anderen ähnlich, vor allem in der Handhabung; die eigene Violine oder Flöte wird zum Wettbewerb mitgebracht. Orgeln hingegen stehen, wo sie stehen: Die Teilnehmenden lernen sie erst ein oder zwei Tage vor Beginn des Wettbewerbs kennen. Erst da wählen sie die Register – d. h. die Zusammenstellung der Klangfarbe – aus. Noch wichtiger wird das Kennenlernen des Instrumentes, wenn eine historische Orgel im Spiel ist. Da „fehlen“ Töne im unteren Klaviaturbereich, und wo normalerweise die tiefsten Tasten Fis und Gis sind, erklingen hier D und E. Daher müssen allen ausreichende Übungszeiten am jeweiligen Instrument zur Verfügung gestellt werden; das erfordert präzise Verschränkung mit den jeweiligen Gebets- bzw. Gottesdienstzeiten in den Kirchen. – Es ist offensichtlich, dass der Umgang mit solchen speziellen Bedingungen und die Auswahl der Register in die Beurteilung des Spiels miteinfließen; somit gibt es, anders als bei Violin- oder Klavierwettbewerben, einige Parameter, die weit über technische Beherrschung und musikalische Interpretation hinausgehen. Es gilt nämlich immer auch den historischen Hintergrund eines Werkes zu berücksichtigen: Kann es diese heute gewählte Klangfarbe 1690 gegeben haben? Oder: Hätte man für dieses Stück von 1935 nicht eher das Register x oder y verwenden sollen?

Nach dem Relaunch sieht der Franz-Schmidt-Wettbewerb mehr Wahlmöglichkeiten aus dem Repertoire vor. Ob die frei gewählten Stücke gut oder weniger gut auf das jeweilige Instrument passen, ist dann aber auch Beurteilungsmaterie. Andererseits wird es manchmal für die Juror_innen schwieriger, weil die Vergleichbarkeit zwischen den Teilnehmenden abnimmt, wenn sehr unterschiedliche Werke gespielt werden. So mag der eine ein technisch sehr schwieriges Stück spielen, das aber wenig Registrieraufwand fordert; beim nächsten Teilnehmer/der nächsten Teilnehmerin, kann es dann aber genau umgekehrt sein.

Die Preisträger_innen des Wettbewerbes 2025 sind:

1. Preis: Susanne Werpechowski (Österreich)
2. Preis: Christoph Preiß (Deutschland)
3. Preis: Jan Kopřiva (Tschechien)

© Clemens Kneringer

Der Wiener Franz-Schmidt-Wettbewerb ist ein starkes Signal Österreichs hinaus in die internationale Orgelszene; er hat seinen etablierten Platz in der Welt der Bewerbe und wird dies mit seiner 10. Ausgabe 2027 kräftig bestätigen.

Comments are closed.