Ein innovativer Ansatz für Musikausbildung und gesellschaftliche Verantwortung
Musik hat die Kraft, Grenzen zu überwinden und Menschen tief zu berühren – ein Prinzip, dem der Verein Musethica seit seiner Gründung im Jahr 2012 seine konsequente Entwicklung verdankt. Die Initiative, in Zaragoza (Spanien) vom Bratschisten Avri Levitan und der Wirtschaftsprofessorin Carmen Marcuello ins Leben gerufen, bietet jungen exzellenten Musiker_innen ein besonderes, ergänzendes Ausbildungsmodul: Durch intensive Konzertpraxis in sozialen Einrichtungen entwickeln sie nicht nur ihre künstlerischen Fähigkeiten weiter, sondern leisten auch einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag.
Lernen durch Aufführung: Das Konzept von Musethica
Kern der Musethica-Methode ist die intensive Lernerfahrung für die Studierenden durch zusätzliche Konzertpraxis in verschiedensten Aufführungssituationen. Das Üben und Proben richtet sich nicht mehr nur auf die Studienkonzerte und Konzerte in traditionellen Konzertsälen aus, sondern die Studierenden treten auch in Schulen, Krankenhäusern, Pflegeheimen, Gefängnissen und verschiedensten therapeutischen und sozialen Einrichtungen auf. Diese Auftritte fördern ihre musikalische Ausdruckskraft und Präsenz, während sie gleichzeitig Menschen erreichen, die sonst wenig oder gar keinen Zugang zu Konzerten haben.
Begleitet wird eine Musethica-Session mit ihren bis zu zwölf Konzerten von intensiven Proben und Feedbackrunden zwischen den einzelnen Aufführungen. Die Mentor_innen musizieren gemeinsam mit den Studierenden und begleiten sie durch den gesamten künstlerischen Prozess. Nach jedem Konzert geben sie gezieltes Feedback, das nicht nur technische und interpretatorische Aspekte umfasst, sondern auch die musikalische Präsenz und Ausdruckskraft weiterentwickelt. Durch diesen intensiven Austausch entsteht ein nachhaltiger künstlerischer Entwicklungsschub, der weit über das individuelle Konzert hinauswirkt. Die enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Tutor_innen ermöglicht es den Teilnehmenden, ihre interpretatorischen Fähigkeiten von Aufführung zu Aufführung zu verfeinern, ein tiefes Verständnis für die emotionale Wirkung ihrer Musik zu entwickeln und sich künstlerisch auf höchstem Niveau zu entfalten.
Musethica an der mdw: Ausbildung mit sozialem Engagement
Seit 2017 kooperiert Musethica eng mit der mdw. Inzwischen ist Musethica ein fester Bestandteil der Universität und als Wahlfach in den Studienplan integriert. Wesentlich für die mdw ist dabei auch die Zusammenarbeit mit dem Wiener Gesundheitsverbund (WiGeV). Diese Kooperation ermöglichte bereits zahlreiche Musethica-Konzerte in den Einrichtungen des WiGeV. Weiters realisiert die mdw seit 2020 auch ein jährliches Online-Weihnachtskonzert für Patient_innen, Bewohner_innen sowie Mitarbeiter_innen in Einrichtungen des WiGeV, mit dem die Menschen direkt am Krankenbett erreicht werden können.

Das EU-Projekt 1000+ Concerts: IHMESI
Die mdw ist Partnerinstitution im EU-geförderten Projekt 1000+ Concerts: Innovating Higher Music Education through Social Inclusion (IHMESI). Ziel des über vier Jahre laufenden Projekts, bei dem zehn europäische Institutionen und Organisationen kooperieren, ist es, die Erweiterung der Ausbildung junger Musiker_innen durch praxisorientierte Konzepte und soziale Inklusion nachhaltig zu etablieren. Die beteiligten Studierenden erhalten die Gelegenheit, sich aktiv für soziale Inklusion zu engagieren und in insgesamt über 1.000 kostenlosen Live-Konzerten für Menschen zu spielen, die am wenigsten Zugang zu exzellenten Aufführungen von klassischer Musik haben.
An der mdw wird das Projekt von Johannes Meissl (Academic Director), Avri Levitan (Artistic Director) und Bernhard Karl (Project Coordinator) geleitet. Gemeinsam arbeiten sie daran, Musethica weiterzuentwickeln und in die Lehrpläne weiterer europäischer Musikhochschulen zu integrieren, um Musizieren als soziale Praxis nachhaltig in der Ausbildung zu verankern. Vizerektor Johannes Meissl meint zur Zusammenarbeit mit Musethica und dem neuen Projekt 1000+ Concerts:
„Für mich gehört die Entwicklung des Musethica-Projektes zu den wichtigsten strategischen Themen in der Weiterentwicklung unseres Exzellenzverständnisses, dass das Erreichen von künstlerischer Spitzenqualität untrennbar mit einer gesellschaftsrelevanten Ausrichtung und Befähigung der Studierenden verknüpft. Meine eigenen Erfahrungen in zahlreichen Musethica-Sessions als beteiligter Performer und Mentor zählen zu den wichtigsten und schönsten Erlebnissen meiner ganzen Laufbahn!“
Musikalische Exzellenz und gesellschaftliche Verantwortung
Musethica und die mdw zeigen eindrucksvoll, wie künstlerische Exzellenz und soziales Engagement miteinander verbunden werden können. Studierende profitieren von einer praxisnahen Ausbildung, die ihnen wertvolle Erfahrungen in unterschiedlichen sozialen Kontexten ermöglicht. Gleichzeitig erhalten Menschen in sozialen Einrichtungen Zugang zu künstlerisch hochwertigen Konzerten, die sonst oft nicht in ihrem Alltag präsent wären.
Dieser Ansatz setzt ein starkes Zeichen für eine zukunftsorientierte Musikausbildung, die über den Konzertsaal hinaus gesellschaftliche Wirkung entfaltet. Die Verbindung von musikalischer Spitzenleistung mit sozialer Verantwortung bereichert nicht nur die Studierenden, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes – ein inspirierendes Modell für die Musikhochschulen von morgen.
