Seit seiner frühen Kindheit ist Paul Müller von Gesang und Theater fasziniert. Bis heute verbindet der Österreich-Schweizer seine beiden Passionen: Auf der Bühne überzeugt er als Sänger und Darsteller, als Schulbuchautor, AHS-Lehrer und Senior Artist für Gesang am Max Reinhardt Seminar sowie Lecturer am Antonio Salieri Institut der mdw beweist der mdw-Absolvent sein pädagogisches Können.

Schon in seiner Kindheit in der Schweiz zeigt Paul Müller ein starkes Interesse an Musik und Theater. „Besonders ergreifend fand ich es immer, wenn das Bühnengeschehen von Musik begleitet war und auf der Bühne gesungen wurde.“ In der Schule ist er in jährliche Theaterproduktionen eingebunden, privat lernt er Gesang und Klavier. Als Jugendlicher wagt er sich selbst an erste Inszenierungen, wie etwa Andorra des Schweizer Schriftstellers Max Frisch. Vom Kanton Aargau in der Nähe von Zürich übersiedelt die Familie an den Bodensee, was Paul Müller den Besuch des Jugendtheaterensembles am Stadttheater in Konstanz ermöglicht. Parallel singt er in Chören, darunter auch anspruchsvolle Werke, wie die Matthäus-Passion.
Er lernt unterschiedliche Schulsysteme kennen, ein späterer Vorteil, wie er heute weiß: „Ich finde mich in unterschiedlichen Lernumgebungen relativ schnell zurecht und Institutionen schätzen heute, dass ich anpassungsfähig bin und gleichzeitig neue Impulse geben kann.“
In der hervorragend praxisnahen Ausbildung an der mdw entdeckte ich mein Talent zum Unterrichten. Die Breite des Angebots war überwältigend.
Der junge Theaterfan denkt zunächst nicht an eine akademische Musikausbildung. „Ich hatte einen Freund, der Pianist war und zahlreiche Wettbewerbe gewonnen hatte. Da ich, meiner Meinung nach, keine so starke Spezialisierung hatte, gewann ich zunächst den Eindruck, dass mir dieser Bereich verschlossen war.“ Dennoch entschließt er sich nach Wien zu übersiedeln, wo er an der MUK, Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, einen Lehrgang für Ensembleleitung besucht. Um seine Kenntnisse im Bereich Chorleitung, Gesang und Klavier zu vertiefen, entscheidet er sich schließlich für ein Studium an der mdw. Sofort ist er von der Vielfalt der Fächer begeistert und hat das Gefühl, am richtigen Ort angekommen zu sein. „Ich bin in der künstlerisch reichhaltigen Umgebung der mdw richtiggehend aufgeblüht. Dank der qualitätsvollen Angebote und Projekte konnte ich mich künstlerisch entfalten, meinen vielfältigen Interessen nachgehen und meine musikalische Persönlichkeit entwickeln.“ Er schließt in den Fächern Musikerziehung, Instrumentalmusikerziehung sowie Instrumental(Gesangs)pädagogik (IGP) Klavier und Gesang mit Auszeichnung ab, parallel absolviert er die Bühnenreifeprüfung für Oper. Es beginnt eine reiche künstlerische Tätigkeit mit Lied- und Opernauftritten. Auch der Übergang zum Lehrberuf gestaltet sich fließend. „Am Institut Antonio Salieri bekam ich eine ausgezeichnete künstlerische und pädagogische Gesangsausbildung, um Gesang an unterschiedlichste Personen adäquat und freudvoll zu vermitteln. Auch das Institut für Musikpädagogik hat hervorragende Arbeit geleistet. Wir waren von den ersten Semestern an regelmäßig in den Schulen und konnten so an die Praxis anknüpfen. Dadurch habe ich entdeckt, dass ich gerne unterrichte und auch ein Talent dafür habe.“
Die Universität ist als Arbeitsplatz ein traumhaftes Umfeld – man erarbeitet laufend neue Werke und erhält spannende Impulse.
Im ersten Berufsjahr an einer AHS entwickelt er mit dem künstlerischen Konzept der Klasse für Ausdruck und Bewegung einen zweijährigen Theaterlehrgang für Schulklassen mit spezieller Förderung in Schauspiel, Musik und Bewegung. Das Projekt begleitet er praxisforschend am damaligen Institut für Musikpädagogik an der mdw (heute Institut für musikpädagogische Forschung und Praxis). Mit dem Sparkling-Science-Preis des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet, kann der Lehrgang bis heute erfolgreich fortgeführt werden. „Ich habe festgestellt, dass es beruflich von Vorteil ist, wenn man selbst Ideen liefert. Es ist eine Win-win-Situation – die Schule erhält neue Konzepte und man selbst kann an Projekten arbeiten, die einem persönlich am Herzen liegen.“

Seine Offenheit gegenüber neuen Vorhaben zeigt unter anderem eine intensive Autorentätigkeit für den Österreichischen Bundesverlag und Schott Music. 2015 entwickelt er in einem vierköpfigen Team eine neue Schulbuchreihe für Gymnasien und Mittelschulen inklusive eines aufbauenden Lehrpfades für die Kinder- und Jugendstimme. „Ab dieser Zeit habe ich mich stark auf die Arbeit mit der Stimme fokussiert. Während eines Sabbaticals konnte ich meinen Master in IGP Gesang abschließen, mit Chören arbeiten und mich wieder vermehrt künstlerischen Tätigkeiten widmen.“ Als Sänger, Darsteller und Conférencier am Theater L.E.O. entwickelt er eigene Stücke und vermittelt für ihn wichtige künstlerische Anliegen. Zudem gründet der Gesangslehrer und Stimmcoach gemeinsam mit seiner Frau in der Wiener Innenstadt ein Studio unter dem Namen panda – Atelier für Qigong und Musik.
Meine Tage sind gut durchgetaktet. Aber da mir jedes Element Freude bereitet, nehme ich diese Energie von der einen Tätigkeit zur anderen mit.
Die Dualität seiner Interessen zeigt sich einmal mehr in einer Lehrtätigkeit an seiner Alma Mater. Seit 2022 lehrt Paul Müller Gesang und Stimmbildung sowie musikalische Gestaltung und Musikkunde am Max Reinhardt Seminar, ein Jahr später folgt der Lehrauftrag am Institut Antonio Salieri für Gesang und Stimmforschung in der Musikpädagogik. „Bei den Schauspielenden geht es mir darum, dass sie Vertrauen in ihre Stimme fassen und das szenische Interpretieren von Liedern lernen. Durch diese erneute Verbindung von Theater und Musik gebe ich meinem früheren Ich etwas zurück – ich nähre die Freude am Gesang innerhalb des Schauspiels.“ Die zentralen Aspekte in der Gesangspädagogik umfassen neben dem freien künstlerischen Ausdruck das profunde Verständnis der Stimmfunktion und den Einsatz der Stimme in allen schulischen und pädagogischen Kontexten. „So schließt sich der Kreis mit meiner Liebe zum Theater, zum Gesang und zur Vermittlung von Musik.“