Let's Encode! Gemeinschaftliche digitale Musikpartituren

Projektnummer: FWF PAT 2277625
Projektleitung: David M. Weigl, PhD
Forschungsstätte: Institut für musikalische Akustik – Wiener Klangstil (IWK)
mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Projektbeginn: 2026
Projektende: 2029
Wissenschaftliche Bereiche:

50% Other Humanities

50% Computer Sciences

Schlagwörter:

Music Encoding, Crowd-Sourcing, Semantic Web technologies, Music Industry, User studies, Cultural Management

Abstrakt:

Digitale Partituren gehören sowohl in der Aufführungspraxis als auch in der Musikwissenschaft zum wichtigen alltäglichen Werkzeug. In gebräuchlicher Form als PDF (Notenscans) kann ihr Inhalt jedoch nicht ohne weiteres von Maschinen verarbeitet werden; ihre Bedeutung ist für den musikkundigen Betrachter sofort ersichtlich, dem Computer ist jedoch die musikalische Semantik verborgen.

Die Music Encoding Initiative (MEI) ist eine Open-Source-Community, die musikalische Notationsdokumente systematisch modelliert, um Maschinen die Partituren „verstehen“ zu lassen. In Verbindung mit Internet- und Semantic-Web-Technologien, die eine Verknüpfung externer Informationen mit (Elementen) der Musikpartitur ermöglichen, eröffnen sich dadurch neue methodische Möglichkeiten zur automatischen Verarbeitung von Musikinformation, sowie erweiterte Interaktionsbandbreiten für Benutzeroberflächen. Aktuelle Forschungsprojekte erforschen die Verbindung dieser Technologien aus den Perspektiven der Musikpraxis, der Musikwissenschaft, und der Informatik. Dadurch werden Prototypen entwickelt, die Live-Aufführungen, audiovisuelle Aufnahmen, Computeranalysen, Kommentare und Annotationen, Konzertprogramme, bibliografische Referenzen und Webressourcen mit Partituren auf Notenebene verknüpfen.

Allerdings gibt es die dafür notwendigen Musikkodierungen im MEI-Format derzeit nur in kleinen Mengen, da kommerzielle Notationstools dieses Format nur sehr eingeschränkt unterstützten. MEI-Partituren selbst zu kodieren ist umständlich und erfordert neben Musikkentnissen auch technisches Know-how. Um diesen Prozess zu erleichtern haben wir mei-friend entwickelt: einen kostenlosen, browserbasierten Musikkodierungseditor, verfügbar unter https://mei-friend.mdw.ac.at. 
      
In Let's Encode! bauen wir um diesen Editor eine dezentralisierte Infrastruktur zur Crowd-basierten Kodierung und Validierung von Musikpartituren, an der interessierte Einzelpersonen teilnehmen, aber auch selbstständig Projekte initiieren und leiten können -- mit minimalen technischen Kenntnissen und ohne administrative, finanzielle oder technische Erfordernisse.

Wir untersuchen Möglichkeiten, um semantische Musikkodierungstechnologien für diverse Nutzergruppen zugänglich zu machen. Wir begleiten Kammerorchester bei der Kodierung von Aufführungspartituren ihres Repertoires, sodass sie diese gemeinfreien Werke ohne erhebliche Lizenzgebühren für Aufführungsrechte aufführen können. Wir arbeiten mit Musikvereinen und Fangruppen, die wichtiges kulturelles Erbe bewahren: das Electronic Corpus of Lute Music und ihr langjähriges Projekt zur digitalen Erfassung von mittelalterlichen Lautentabulaturen in Zusammenarbeit mit der UK Lute Society; das Klezmer Institute und sein Klezmer Archive, das von einer internationalen Gemeinschaft von Klezmer-Musizierenden und -Fans zusammengestellt wurde; sowie die Initiative Rebalancing the Music Canon, die die Aufnahme der Werke unterrepräsentierter Komponist·innen in unser digitales kulturelles Repertoire fördert. Schließlich arbeiten wir mit dem Répertoire International de Source Musicale (RISM), dem weltweit größten Musikquellenkatalog, zusammen. Dadurch ermöglichen wir der immensen Nutzer·innenbasis von RISM Online, eine große Anzahle neuer Incipits (Kodierungen von Melodieanfängen, die bei der Katalogsuche sehr nützlich sind) herzustellen, und damit diese Sammlungen zu verbessern.

Projektpartner:

Beirat (Board of Advisors):

Funded byFWF – Der Wissenschaftsfonds