Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Annegret Huber

An der mdw_Universität für Musik und darstellende Kunst Wien steht Analyse in einem fruchtbaren Spannungsverhältnis zur kompositorischen Praxis: Analyse ist in den Studiengängen Komposition/Musiktheorie sowie TonmeisterInnen-Ausbildung zentrales künstlerisches Fach; die wissenschaftliche Kerndisziplin Analyse reicht hier also auch in den Bereich künstlerischer Lehre und Forschung hinein. Die forschungsgeleitete Lehre und durch Lehre motivierte Forschung von Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Annegret Huber durchdringen sich hier gegenseitig.

Denkt man das Analysieren von Musik als Kunst der Wissenserzeugung, richtet sich die Frage nach dem Künstlerisch-Produktiven nicht nur an Formen künstlerischen Erkennens und Erkundens, sondern auch und ganz besonders an wissenschaftliche Forschung: Ebenso wie Künstler*innen müssen sich Musikwissenschaftler*innen auf ihre (musikalischen) Wahrnehmungen und mehr oder weniger bewusst getroffene Entscheidungen verlassen (etwa bei der Wahl einer bestimmten Analysemethode), um ihre analytisch begründete ‚Schau‘ eines Musikstücks zu entwickeln – auch und ganz besonders dann, wenn manche Vorstellungen von Wissenschaftlichkeit das Ideal der Distanziertheit des forschenden Subjekts von seinem Untersuchungsobjekt propagieren. Objektivität kann nur dann entstehen, wenn auch die epistemische Funktion des forschenden Subjekts ‚mit-theoretisiert‘ wird.

Annegret Huber Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Annegret Huber

Diese Herausforderung nimmt künstlerische Forschung an. Künstler*innen haben schon immer Auskunft über sich und ihre Kunst geben. Mit künstlerischer Forschung aber verschiebt sich darüber hinaus der Fokus weg vom Kunstwerk auf das, was DURCH Kunstpraktiken erkannt werden kann und als Musikwissen gelten muss. Künstlerische wie wissenschaftliche Forschung sind gleichermaßen Modi der Wissensgenerierung und können aufgrund derselben epistemologischen Kriterien zu evaluiert werden.

Bio: In der akademischen Ausbildung von Annegret Huber verbanden sich künstlerische (Klavier, Orgel, Gesang), pädagogische (Schulmusik, Instrumentalpädagogik) und wissenschaftliche (Musiktheorie, Musikwissenschaft) Bereiche. Uraufführungen zeitgenössischer Musik waren ihr als Pianistin schon während ihrer Studienzeit ein großes Anliegen; heute widmet sie sich (sofern es ihr Zeitbudget erlaubt) der Wiederaufführung übergangener Musik – beispielsweise von Komponistinnen des 19. Jahrhunderts.

Forschungsschwerpunkte (Verzeichnis der Publikationen/Vorträge/Projekte/Initiativen)

  • Grundlagenforschung zu Epistemologien von Artistic/Arts-based/Practice-led Research
  • Funktionen analytischen Denkens im künstlerischen Erkenntnisprozess
  • Objektivität/Subjektivität: (K)ein epistemologischer Widerspruch?
  • Musikanalyse als produktive Praktik/Praxis des Mediengebrauchs
  • Komponieren zwischen den Künsten
  • Komponieren zwischen Kulturen