Elektroakustische und Angewandte Musik

Ein besonderer Stellenwert kommt der elektroakustischen Musik zu: Ihre Verankerung an der heutigen MDW reicht bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zurück.

Bereits 1959 wurde das Studio für elektronische Musik gegründet (eine der ersten derartigen Einrichtungen an einer europäischen Musikakademie!), und im selben Jahr begann Ing. Hellmut Gottwald, ein elektronisches Instrument zu bauen – eine Art Vorläufer des spannungkontrollierten Synthesizers (dieses Instrument, als Hommage an die Musikakademie AKAPHON genannt, wurde viele Jahre als Referenzmaterial für elektronische Töne verwendet und steht nun im Technischen Museum in Wien). Der 1963/64 etablierte Lehrgang für Elektroakustische Musik stand zunächst unter der Leitung von Friedrich Cerha, dem 1970 Dieter Kaufmann nachfolgte, als das Wiener Studio bereits in den Rang eines „Instituts“ erhoben war. Durch den Aufbau intensiver Kontakte mit ausländischen Zentren der elektroakustischen Musik (in Frankreich, Zentraleuropa und Lateinamerika) gab Kaufmann der damals noch jungen Musikform in Österreich wichtige Impulse zu ihrer Erweiterung.

1983 erfolgte die Gründung der österreichischen Gesellschaft für Elektroakustische Musik (GEM), mit der das Institut eng zusammenarbeitete, so etwa bei der Ausrichtung des Internationalen Symposions für Elektroakustische Musik ACUSTICA und – gemeinsam mit dem Kunstverein Wien – des Festivals „Elektronischer Frühling“ in der Alten Schmiede. – In den 1980er Jahren übernahmen schließlich die Komponisten Roman Haubenstock-Ramati, Erich Urbanner und Francis Burt die Leitung des damaligen „Instituts“.

In den 1990er-Jahren umfasste das Lehrangebot bereits einen weiteren Lehrgang für die Tonmeister/-innenausbildung sowie eine Kompositionsklasse für Angewandte Musik, für die ab 1992 Klaus-Peter Sattler als erster Professor die Verantwortung trug. Mit dem Studienjahr 1997/98 wurden schließlich die beiden Studienzweige Elektroakustische Komposition sowie Medienkomposition und Angewandte Musik als Teile des Kompositions-Vollstudiums eingerichtet. Damit waren neben Instrumental-/Vokalkomposition und Musiktheorie zwei weitere Studienschwerpunkte etabliert. Diese Einteilung des Studienangebots hat bis in die Gegenwart Bestand.
 

Jüngere Entwicklungen und Ausblick

Die Umwandlung der Hochschule zur Universität für Musik und Darstellende Kunst 1998 hatte in Bezug auf die genannten Studienrichtungen vorerst keine inhaltlichen Auswirkungen. Wohl wurde damit aber ein Reorganisationsprozess eingeleitet: 2002 fand eine Neugliederung der Universität in 24 Institute statt. Dabei wurde die einstige Abteilung 1 für Komposition, Musiktheorie und Dirigentenausbildung in das aktuelle "Institut 1 für Komposition, Elektroakustik und TonmeisterInnen-Ausbildung" und in das "Institut 2 für Musikleitung" übergeführt, wobei ersteres im Frühjahr 2024 in Institut 1 für Kompositionsstudien, Ton- und Musikproduktion umbenannt wurde, um einer ersten Umstrukturierung der Tonmeister_in-Studien in ein Bachelor-/Master-Programm Rechnung zu tragen, dem in den kommenden Jahren die Komposition folgen wird.

Mit der zunehmenden Differenzierung des Studienangebots in den Bereichen Komposition/Musiktheorie war im Laufe der Nachkriegszeit eine immer größere räumliche Zersplitterung der Institutsbereiche in unterschiedliche Standorte verbunden; damit einhergehende negative Begleiterscheinungen sollten allerdings in nächster Zukunft mit dem inzwischen begonnenen Neubau des Future Art Lab – einem neuen großzügigen Gebäude auf dem Universitäts-Campus am A.v.Webern-Platz – der Vergangenheit angehören. Durch die Bündelung aller am Institut 1 repräsentierten Wirkungskräfte an einem Standort sind in Zukunft die Voraussetzungen für einen regen interdisziplinären Austausch gegeben. Ein solcher wird die Basis für ein zeitgemäßes Lehr- und Lernklima im Bereich von Komposition, theoretischer Reflexion und Musikproduktion bilden.

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Akaphon.jpg Akaphon (Foto: Techn. Museum Wien)
Dieter_Kaufmann.jpg Dieter Kaufmann
Workstation Medienmusik.jpg Workstation Medienmusik

 

 


 

Future Art Lab.jpg das Future Art Lab