Stetteldorf 2013

Thema: „Bewegte Musikpädagogik“

 

Nach der herzlichen Begrüßung durch Dekan Wolfgang Heißler und Hausherrin
Brigitte Stradiot begann die Tagung, welche in diesem Jahr die „Bewegte Musikpädagogik“ ins Zentrum des Interesses stellte. Das Programm (Idee und Organisation: Angelika Hauser- Dellefant, Wolfgang Heißler, Peter Röbke) bestand aus fünf Phasen, in denen im Plenum beziehungsweise in Gruppen zum Thema gearbeitet, diskutiert, sich bewegt wurde sowie Erfahrungen und neue Erkenntnisse ausgetauscht wurden.
Angelika Hauser-Dellefant sprach in ihrem Eingangsvortrag Der Körper als Tor der Musikerfahrung vom Körper als „Ur-Instrument“. Bereits im intrauterinen Zustand
spürt und hört der Embryo ein 24-Stunden-Konzert aus Puls, Atmung, Stimme, Schritten und Peristaltik. Durch diese permanente Lern-Erfahrung werden Neuronen aufgebaut; Sensorik und Motorik entwickeln sich. Rhythmen, Lautstärken und Tonhöhen bewegen den Menschen sein Leben lang. Die Korrelation aus Sprechen, Musizieren und Bewegung ergibt eine Grundmusikalität, die daher jeder/jedem innewohnt und gepflegt werden möge.
Unter dem Programmpunkt zur „Bewegung“ in den musikpädagogischen Studienrichtungen erläuterten Lehrende aus musikpädagogischen Instituten ihren Zugang zur Bewegung im Studium. Matthias Bertsch und Johann Leutgeb wiesen auf das breite Angebot hin, das den Studierenden offen steht. Ziel ist es unter anderem, die Bewegung als Element der Gesunderhaltung ins Musizieren zu integrieren, um möglichst leicht ans Instrument gehen zu können.
Paul Hille stellte das Modul „Musik und Bewegung“ vor, dessen drei Säulen – Rhythmik, Improvisation und Solfège – dazu beitragen, für/durch/zur Musik zu erziehen („éducation pour/par/à la musique“).

Jutta Goldgruber-Galler und Johannes Steiner sprachen über den neuen Schwerpunkt in Musikerziehung und ihre Lehrveranstaltungen. In „Bewegte Klasse“ geht es Goldgruber- Galler um den Zusammenhang von Musik – Bewegung – Rhythmik.
Ganzheitliches Erleben und Wahrnehmungs-Sensibilisierung vor allem in Bezug auf den eigenen Körper stehen dabei im Mittelpunkt. Steiner arbeitet in „Rhythmus in der Klasse“ mit Bewegung und dem Produzieren von Schallereignissen, den sogenannten „Body Grooves“.

Über Bewegung in Verbindung mit der Elementaren Musikpädagogik gaben Veronika Kinsky und Christina Kanitz-Pock einen Einblick. In ihrer Arbeit legen sie den Fokus auf die Verbindung von Körperbewusstsein und Bewegungsfreude, auf die Bewegung als Inspirationsquelle für sowie als Verknüpfung mit Musik und die sich daraus ergebenden Wechselwirkungen.

Gertraud Berka-Schmidt betonte ebenso, dass der Mensch Musik sei. Sie arbeitet in
ihrer Lehrveranstaltung „Funktionelle Entspannung“ daher mit den Wechselwirkungen von Rhythmus, Klängen, Melodien und Dynamik.
Im Anschluss daran konnten die Teilnehmenden in Kleingruppen mit WorkshopCharakter die unterschiedlichen Herangehensweisen kennenlernen.

Körperarbeit hat Methode
Der zweite Teil der Tagung widmete sich dem Thema „Körperarbeit“ für InstrumentalistInnen/SängerInnen. Die Vortragenden stellten ihr jeweiliges Konzept vor und leiteten kleine Übungen mit dem gesamten Plenum an.

Hedwig Milek unterrichtet Klavier und arbeitet nach der Franklin-Methode. Dies ist eine Art der Konzentrationspraxis, bei der ein freudvolles, lustvolles, bewusstes Erleben der Bewegung im Zentrum steht. Besonders wichtig ist das Verbalisieren, das Benennen einer Veränderung, die danach ins Musizieren integriert wird.

Furugh Karimi Djafar-Zadeh ist Lehrerin für Querflöte und arbeitet nach dem Konzept der Musik-Kinesiologie. Ihr zentrales Anliegen ist die Dreidimensionalität in der Musik: Das Gehirn benötigt zum Musizieren Bewegung und die Verquickung beider Hemisphären.

Corinna Eikmeier aus Hannover ist Cellistin, Improvisationskünstlerin und Lehrerin für Feldenkrais (unter anderem an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover) sowie Vorstandsvorsitzende des Feldenkrais-Verbandes Deutschland. Ihr Interesse richtet sich, gemäß Moshé Feldenkrais, nicht unbedingt auf bewegte Körper, sondern vielmehr auf bewegte Gehirne. Bewegungsmuster werden neu geordnet und eine Vielzahl an Möglichkeiten angeboten, eine Balance zwischen Betätigung und Entspannung geschaffen. Das Instrumentalspiel/Singen soll so verändert werden, damit nichts unangenehm ist und sich die Musizier-Qualität nachhaltig verbessert.

Gertraud Berka-Schmid, Ärztin und Gesangslehrerin arbeitet nach der Methode der Funktionellen Entspannung. Der Körper speichert jede Information nachhaltig ab. Ziel ist es, ihn zu beseelen, um zur Leiblichkeit zu gelangen.

In der großen Abschluss-Diskussionsrunde im Plenum zum Thema Körperarbeit, Instrumentalspiel/Gesang und Auftrittssituation moderiert von Peter Röbke herrschte Einigkeit über die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Komponente „Bewegung“ im Zusammenhang mit Musikpädagogik.

Trotz des reichhaltigen Angebotes gibt es auf diesem Gebiet allerdings noch sehr viel zu tun. Einer alarmierenden Studie mit ca. 400 Studierenden der mdw zufolge leiden an die 50 % der ProbandInnen unter körperlichen Problemen und Schmerzen. Lediglich drei Stunden Bewegung pro Woche könnten da bereits vorbeugen. Es stellt sich daher die Frage, wie die Studierenden tatsächlich erreicht werden können? Doch das war an diesem Abend nicht zu klären...

Das Programm bestand aus fünf Phasen, in denen im Plenum beziehungsweise in Gruppen zum Thema gearbeitet, diskutiert, sich bewegt wurde sowie Erfahrungen und neue Erkenntnisse ausgetauscht wurden.

TonTexTanz

Die Tagung fand mit einer abwechslungsreichen Veranstaltung Lehrender (Angelika HauserDellefant und Klaus Göhr) und Studierender des ersten und zweiten Jahrgangs vom Institut für Musik- und Bewegungserziehung ihren Abschluss. Eigenchoreografien und - kompositionen wurden in tänzerisch und rhythmisch ausgefeilter Form zur Aufführung gebracht, eine Performance als Tribut an die Fußball-EM 2012 war ebenso dabei wie ein interaktives Computergame, haarige Extensions, die Vorführung des Films „Bach im Wald“ und schließlich eine Samba-Batería im Schlosshof. Das Publikum war vergnügt, äußerst begeistert und geriet regelrecht ins Staunen...